Andras – Reminiszenzen… VÖ: 20.10.2017, Einheit Produktionen, Black Metal

Andras Reminiszenzen

Um ehrlich zu sein, das letzte Mal als ich von Andras hörte ist bereits fast zehn Jahre her. Ihr damaliges Werk „Iron Way“, welches 2008 erschien, hat mich mit seinen abwechselnden Stimmen sehr stark beeindruckt. Da ist es schade, dass der Nachfolger „Warlord“ einfach an mir vorbeizog. Doch jetzt ist es endlich soweit für neuen Stoff der Truppe aus dem Erzgebirge. Mit „Reminiszenzen…“ schreiben sie ein neues Kapitel.

Ungewohnt spirituell, dennoch episch. Die kirchlich vermutenden Chöre verleihen „Im Schatten der Flammen“ einen ganz eigenen Charakter. Wenn auch die Gesangsstimme sich hier sehr nach einem Priester anhören vermag, tut es dem Song keinen Abbruch. Der Wechsel mit bissigen Growl-Passagen gibt dem Track zusätzliche Würze und läutet somit das Album gut ein. Schön, dass „Black Rain“ sich ein wenig an dem alten Andras-Sound orientiert. Düster, aber auch hier wieder leicht spirituell vermutend, schafft er seine Wirkung. Leider nehmen die sanften, ruhigen Passagen dem Song ein wenig den Wind aus den Segeln, was nicht heißt, dass der Track nicht gut gelungen ist. „Phantasma“ grenzt sich deutlich mehr von den ersten beiden Songs des Albums ab, allein durch seine Härte, aber auch durch seinen leicht verstörend wirkenden Charakter. Die zusätzliche Tiefe erhält er durch eine gute Wahl an melodischen Arrangements.

Wie zu Beginn gekennzeichnet, ähnelt „Zenit“ dem ersten Song durch die wechselnden Stimmlagen ein wenig, dennoch überzeugt „Zenit“ mit seiner wohlklingenden Melodie, doch diese trägt etwas mit sich, das ich als Schwermut bezeichnen würde. Klanglich hell, mit leicht düsterem Hang, wirkt der Song wirklich klasse. „Die Tilgung“ macht erst den Anschein eines Instrumentaltracks aus spirituellen Chören, dann kommt eine Dämonenstimme zur Geltung, die aber leider sehr unverständlich klingt. Dadurch geht die Wirkung des Songs flöten und versandet leider im Nichts. Aber wo Dämonen schon unchristlich sind, da findet „Der Blinde Mann“ ebenso seinen Spielraum. Dieses Lied lässt schnell darauf schließen, dass es sich um einen Anti-Kirche-Song in guter, alter Black Metal-Manier handelt. Der Beat ist sehr böse und eingängig, nur auch etwas sehr konstant. Bleiben wir aber mit „Altar der Finsternis“ gleich etwas beim Thema Glauben. Dieser Song zeichnet sich durch sein gebetsähnliches Ambiente aus, ist melodisch schön, stark und kraftvoll und was mir am besten gefällt: Der Text gibt dem Song eine immense Bandbreite am Interpretationsmöglichkeiten.

Nach einem Hoch folgt nur manchmal auch ein leichtes Tief, denn „Blessed In Sin“ wirkt eher wie ein Standard-Black-Metal-Song ohne gewisse Tiefe, fungiert hier aber als guter Lückenfüller oder leichte Muse. „Anewand“ ist instrumental sehr hell und kräftig, das Growling macht das Klangbild ein bisschen kaputt, doch die Clean-Vocals sind wirklich gut gewählt und passen stimmlich zu dem warmen Song. Textlich geht „Fergunna“ eindeutig den Paganweg, dafür fehlen ihm aber die passenden, klanglichen Arrangements. Dadurch kommt die nötige Kraft, die dieser Song haben könnte, leider nicht zur Geltung. Der Track ist sehr drückend und hätte musikalisch sicher eher zu einer Depressed-Black-Metal-Nummer gepasst. Doch auch Freunde des Paganthemas kommen mit dem Zweiteiler „Der Raubschütz“ auf ihre Kosten, denn dieser Track ist wirklich textlich und musikalisch passend, bietet gar einen starken Refrain und wirklich gehaltvolle, harte musikalische Passagen, die nur noch abgelöst werden von „Das Portal“. Dieser Track hält instrumental einen schönen Auszug aus dem Album.

Wie nicht anders zu erwarten war, haben sich Andras im Laufe der Zeit ziemlich verändert. Die Musik setzt eindeutig mehr auf klangvolle Melodien und epischen Charakter, und die Songs haben eher erzählerische Tiefe. Ganz klar ein hörenswertes Album, aber die Frage, ob sie sich verbessert haben, lasse ich offen, denn es fehlt dem Album leider einfach ein Punkt, an dem man sich aufhängen kann.

Tracklist:

  1.  Im Schatten Der Flammen
  2.  Black Rain
  3.  Phantasma
  4.  Zenit
  5.  Die Tilgung
  6.  Der Blinde Mann
  7.  Altar Der Finsternis
  8.  Blessed In Sin
  9.  Anewand
  10.  Fergunna
  11.  Der Raubschütz I
  12.  Der Raubschütz II
  13.  Das Portal

Homepage: https://www.facebook.com/Andras.Oremountains/

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