Ein bisschen Frieden – Interview mit Hassmord

Hassmord

Mitte August ist es endlich so weit. Die niedersächsischen Schwarzmetaller von Hassmord bringen ihr viertes Studioalbum auf den Markt. Da die Band wohl zu den bekanntesten Bands im Osnabrücker Land gehört, haben wir uns das Duo eingeladen, um mit ihnen über ihre neue Platte, ihre Band und ihre Sichtweise zum Black Metal zu sprechen.

An einem warmen Donnerstag, nachmittags um kurz nach drei, fuhr ein schwarzes Auto vor, das mit fremdem Kennzeichen und lautem Blastbeat-Black-Metal hervorstach, an meinem Zuhause vor. Heraus stiegen zwei finster aussehende Gestalten. Es waren Grave und Kveldufur von der Black-Metal-Band Hassmord, die sich die Zeit genommen haben, ein wenig mit mir über den „WeltVrieden“ zu sprechen.

HSF: Im August ist es endlich so weit, euer viertes Album „WeltVrieden“ erblickt das Licht der Welt. Welche Intentionen bzw. Initiativen stehen hinter dem Gesamtwerk?

Kveldufur: Ja, welche Intention steht dahinter? Ganz klar eigentlich die Entwicklung des Albums. Wenn du mal ein bisschen reinhörst und dich reinliest, erschließt sie sich mit der Struktur der Lieder. Du wirst merken, das ist alles sehr apokalyptisch, sehr endzeitstimmig. Der Weltfrieden ist dann erreicht, wenn der Virus Mensch abgeschafft ist.

Grave: Ich sehe diese Band ein bisschen im Wandel. Wir haben 2009 angefangen und 2010 kam dann unser erstes Album „Hetzjagd Inferno“, das ich bis dato als unser bestes Album empfinde, auch wenn der Sound echt roh war. Aber es war genau so, wie ich es haben wollte. Dann hat die Band so ein bisschen den Faden verloren. Wir sind etwas abgeschweift. Vor allem beim letzen Album „Hassmords Imperium“ hat man gemerkt, dass wir nicht mehr da waren, wo wir hätten sein sollen. Auf „WeltVrieden“ habe ich mir den Anspruch gesetzt mit der Band wieder in die Fahrwasser der alten Tage hineinzukommen, einfach die Thematik von Hassmord wieder aufleben zu lassen. Hassmord war für mich immer, dass ich aussprechen konnte, was ich gerade denke. Um zurück zu kommen: Ich sehe ein ganz großes Problem in der Thematik Weltfrieden im Zusammenhang mit Menschen, weil Menschen sind genau genommen das Problem, das einen Weltfrieden unmöglich macht. Krieg und territoriale Streitigkeiten sind von Menschenhand gemacht und keine Naturgewalten. Dementsprechend habe ich mir gedacht, wenn Hassmord schon mit neuem Line-Up zurückkommt, das anzusprechen, was immer schon meine Intention war.

HSF: Also würdet ihr auch sagen, dass die, ich nenne sie mal planmäßige Ausrottung, das Konzept hinter „WeltVrieden“ ist?

Grave: Es gibt so einen geilen Witz von Naturschützern: Treffen sich zwei Planeten. Da sagt der eine zum anderen: „Was ist denn mit dir los? Du siehst ja richtig scheiße aus.“ Da antwortet der andere „Boah, hör mir auf du, lass mich in Ruhe. Ey, erzähl es bloß nicht weiter, ich glaub ich hab’ mir Menschen eingefangen.“ Darauf der andere: „Was hast du? Menschen? Mach dir keinen Kopf, das geht vorbei.“ Das ist so das, was ich dabei sehe. Die planmäßige Ausrottung muss nicht geplant sein, das schaffen wir auch ganz alleine. Wir sind quasi der WeltVirus.

HSF: Die nächste Frage wäre gewesen, dass viele Songs von Tod und Vernichtung handeln. Warum also der Titel „WeltVrieden“?

Kveldufur: Oh, da hab ich ja ganz gut gespoilert. Das Album ist ein Konzeptalbum ganz klar. Wenn du es durchhörst, denkst du dann auch darüber nach, warum das V im Titel ist.

HSF: Ich hab erst gedacht, weil es true ist.

Kveldufur: (lacht) Nein, wir müssen kein „true“ mehr mit V schreiben, und wir sind auch mittlerweile nicht mehr kvlt.

Grave: Nein, ist tatsächlich so: Dieses V steht für den Virus. Deshalb auch gleich der Opener mit „WeltVirus“, der das Ganze mitnimmt – hat nur bis jetzt so keiner mitbekommen.

Kveldufur: Vielleicht schaut man sich ja mal die Platte an und fragt sich: „Was ist das denn jetzt für ein Auftakt.“ Also ein bisschen graue Zellen dürfen schon angestrengt werden. Ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, dann wird’s der ein oder andere auch verstehen.

Grave: Ich liebe es wenn du betrunken bist. (beide lachen)

HSF: Auf den Vorgängeralben waren Songs zu finden, die sehr ironisch oder satirisch wirkten, zum Beispiel „Messias als Gulasch“,  die „Scherbenkotsplittergranate“ oder, mein Favorit, „Pornos im Mutantenstadl“. Jetzt gibt es gar nichts davon. Seid ihr, Entschuldigung, erwachsener geworden?

Grave: Zunächst einmal: wo ist da denn Ironie? (lacht)

Kveldufur: Ich hab damit zum Glück nichts am Hut. (beide lachen)

Grave: Ich muss da ein bisschen für ausholen. Nachdem wir das Album „Hetzjagd Inferno“ raus hatten, da haben uns die Kommentare in den Musikforen noch etwas mehr bedeutet, d.h. wir haben das auch immer durchgelesen und irgendwann gab es dann so einen Trend, dass viele Leute dachten, dass wir das nicht ernst meinen und das so eine Art Verarsche war. Dann hat diese selbst ernannte Black-Metal-Elite, die dir sagt, was Black Metal ist und was nicht, uns auseinander genommen. Da haben wir gesagt, die können uns mal am Allerwertesten vorbeirutschen. Da war das Ganze eher eine Auflehnung gegen diese Nachtschattengewächse, die selbst nachts noch zum Lachen in den Keller gehen. Aber nichtsdestotrotz – „Traktor auf dem Leichenacker“, da ist ja auch eine Aussage hinter. Genauso „Messias als Gulasch“ – blasphemischer hab ich noch nie geschrieben.

HSF: Letztes Jahr habt ihr ja schon die „Todesbote EP“ herausgebracht. Hat diese EP eigentlich den Weg für „WeltVrieden“ geebnet?

Kveldufur: Allein von unserem Schreiben her. Wir haben damit begonnen, wir hatten eine Richtung und während wir die „Todesbote“ geschrieben und gemixt haben, da lief das Album schon. Es war ein Stepstone zu dem Album. Wir haben mit der EP die Richtung vorgegeben, das war ein Neuanfang und es hat für uns halt gut funktioniert.

Grave: Es war eigentlich ein Traum von mir, immer eine Platte auf Vinyl – Ich bin riesiger Vinylfan – herauszubringen. Ich wollte schon immer eine LP rausbringen, die es nur auf Vinyl gibt und nachdem wir die Songs fertig hatten, da war ich eigentlich der Meinung, das Ding hat eine Singleauskopplung verdient. Was mich allerdings richtig freut, dass die Produktionsstätte in Italien abgefackelt ist, während unsere Platte da war. Deswegen gibt es original nur 17 Stück davon.

Kveldufur: Ja und vier, fünf Stück haben sich die da gleich schon selbst unter den Nagel gerissen. Die Arbeiter haben gesagt, das wäre so geil und rotzig – sowas wollten die gerne haben. Die haben sich da so drüber gefreut.

HSF: Seit geraumer Zeit seid ihr ja nur noch zu zweit unterwegs. Hat sich das stark aufs neue Album ausgewirkt?

Grave: Es ist seit jeher so, dass die Band zu zweit unterwegs war. Wir waren früher zwei Leute, nur dass ich jetzt einen anderen Partner habe. Wir hatten beim letzten Album einen Schlagzeuger dabei, der aber nur seinen Teil dazu gegeben hat, wie er gern das Schlagzeugsetting hätte.

HSF: Wie gestaltet sich denn als Duo eure Live-Präsenz?

Grave: Wir haben Musiker dabei. Ich habe viel mit der Band Gebrechlichkeit interagiert, dementsprechend Kveldufur dabei, Schlagzeuger und ich lern’ gerade aktuell einen neuen Bassisten mit an. Wie es so in Zukunft werden wird, das weiß ich nicht. Wir haben jetzt erst einmal bis zum Barther Metal Open Air geplant und danach werde ich mir wahrscheinlich einen neuen Gitarristen suchen, um dann zu schauen, wie man das im kommenden Jahr auf die Bühne bringt.

HSF: Wenn wir schon beim Thema Barther Metal Open Air sind. Es ist das einzige Konzert für euch dieses Jahr. Worauf dürfen sich die Fans denn freuen?

Grave: Auf uns. Wir haben ein kleines, feines Set zusammengeschrieben, das aus dem Großteil mit dem neuen Album bestückt ist, aber natürlich auch aus den alten Krachern wird es was geben. Prinzipiell wird das Ganze etwas ehrlicher sein, als es die letzten Konzerte waren. Ich werde mich dafür jetzt auch nicht mehr anmalen. Der Sound, den wir auf die Bühne bringen ist so breit und so geil, dass man das nicht mehr großartig optisch untermalen muss.

Kveldufur: Ganz ehrlich. Einmal den Arsch aufreißen, danach kommt nichts mehr. Das ist der Plan und wenn das funktioniert, haben wir alles richtig gemacht.

Grave: Ich hoffe auch, dass die Leute zahlreich kommen. Wir spielen Freitag morgens als erste Band – Ging leider nicht anders, weil er samstags arbeiten muss, d.h. er kommt nur hin, um zu spielen, auszunüchtern und fährt dann wieder zurück. Anders wäre es leider nicht möglich.

HSF: Neues Album heißt bei vielen Bands auch neue Tour. Ihr habt euch dagegen entschieden. Darf man nächstes Jahr auf neue Termine hoffen?

Grave: Nein. Es ist tatsächlich so, ich hab mir in der Vergangenheit sehr viel Mühe damit gemacht, Touren zu buchen. Da hast du dann die ganzen Locations, die immer viel Geld haben wollen und auf den Kosten bleibt man leider meistens sitzen. Dann braucht man Supportacts.  Die wollen auch ein bisschen was dran verdienen und dann hast du heutzutage das Problem, dass viele Leute nicht in die Tasche greifen wollen und das Geld dafür locker machen, um gute Bands zu sehen. Teilweise gibt es schon Diskussionen, dass zwanzig Euro für vier richtig gute Bands zuviel sind.

Kveldufur: Zehn. Zehn wollen sie ausgeben, das ist so eine Black-Metal-Schmerzgrenze, damit die Leute überhaupt aus dem Haus gehen. Weil man ja auch Zuhause sitzen kann und sich das angucken kann. Dann muss man sein Bier noch bezahlt haben oder einen haben, der fährt oder abholt. Dann muss man da auch noch bisschen was vertrösten. Es ist ganz schlimm geworden.

Grave: Die Alternative, die wir hätten, wären die Festivals. Wir könnten die Betreiber der Festivals anschreiben, um da zu spielen. Das Problem bei so einer Sache ist halt immer, dass man teilweise nicht mal die Spritkosten rauskriegt. Wir müssen uns dann halt auch noch Urlaub dafür nehmen, weil wir berufstätig sind. Es gibt aber auch Veranstalter die sagen: „Klar, ihr könnt spielen.“ Aber dann müssen wir selbst dafür bezahlen, dass wir dort spielen dürfen.

HSF: Was war für euch eigentlich das schwierigste an der Produktion des neuen Albums?

Grave: Seine Alkoholprobleme

Kveldufur: Das ist nicht wahr. Die Distanz und meine Alkoholprobleme (beide lachen). Nein, das ist natürlich nur ein Witz. Wir wohnen 50 km auseinander, haben beide einen Job, wo wir regelmäßig arbeiten müssen und haben auch Jobs wo man nicht immer gleich frei bekommt. Wir haben das begonnen, dass wir zusammen geschrieben und aufgenommen haben. Dann fährst du nach Hause und schon beim Fahren hört der andere gegen und findet irgendwo eine Macke drin. Nach einigen Malen haben wir uns dann entschieden von Zuhause aus zu arbeiten. Jeder macht seinen Part, man schickt sich das zu, und das hat dann auch wirklich gut funktioniert. Jeder konnte so machen wie er Zeit hatte und nachher haben wir das dann zusammen gemixt und extern mastern lassen, weil wir wollten, dass jemand das Ding objektiv geil machen kann. Wir hatten hinterher schon Gurken in den Ohren, weil wir zum Beispiel „Das falsche Licht“ knapp zwei Jahre am Stück gehört haben. Wenn der Song bei uns im Auto läuft – Also den machst du weg. Du schaltest den Song, weil du denkst: „Der ist so geil, aber mir läuft schon wieder der Mist aus den Ohren.“

HSF: Jetzt wird es mal ein bisschen unangenehm. Ihr habt ja schon die Probleme der heutigen Zeit mit Videoportalen und so weiter angesprochen. Hau ich mal die Politikkeule raus. Hassmord klingt, gerade wenn man euch jetzt neu kennenlernen würde, sehr in die rechte Ecke gedrückt. Wie seht ihr diesen ganzen Politikkram in der Musik?

Grave: Ich habe das bewusst damals in Kauf genommen, weil ich für mich gesagt habe, wenn jemand irgendetwas in deine Band rein interpretieren möchte, der tut das auch. Ich glaube es ist viel kritischer, wenn man sich, um solche Sachen zu umschiffen, verbiegt. Ich muss mich doch nicht für etwas entschuldigen, dass ich nicht getan habe. Klar, es gab Probleme. Ich halte mich allerdings was Politik betrifft komplett raus. Ich kann linke Scheiße nicht ab, ich kann rechte Scheiße nicht ab und möchte letztendlich nichts mit Politik zu tun haben. Entweder ich find’ jemanden doof, dann hass’ ich ihn, oder ich mag jemanden, dann hass’ ich ihn etwas weniger.

Kveldufur: In unserer Musik hat Politik keinen Platz, persönliche Einstellungen bleiben hierbei außen vor. Das Album sagt doch, dass alle gleich scheiße sind.

HSF: Einige Bands sind live eine Wucht, andere haben Songs zum Mitfeiern, wieder andere Bands scheinen nur auf Platte gut zu klingen. Was zeichnet Hassmord gegenüber anderen Bands aus?

Grave: Live oder auf Platte?

HSF: Sowohl live, als auch auf Platte.

Grave: Also ich würde ja sagen live…

HSF: Darf ich an der Stelle nochmal an den Pappaufsteller 2011 erinnern.

Grave: Ach du scheiße, das war Evil Karl-Heinz, oder? Das war eine Antwort auf das damalige Legacy Magazin und da unser Bassist damals kurzfristig ausgefallen war, haben wir eben den neuen Bassisten da hingestellt. Bevor du das eingeworfen hast, wollte ich fast sagen, wir sehen wenigstens geil auf der Bühne aus. Was uns auf jeden Fall von anderen Bands unterscheidet, dass sich bei Hassmord ein roter Faden bei den Alben durchzieht, dass wir sehr ehrlich und sehr direkt sind. Wir umschiffen die Texte nicht, sondern sagen konkret, was wir meinen. Und das finde ich, bringen wir auch live rüber.

Kveldufur: Ich belächle das so ein bisschen und halte mich im Hintergrund, weil das echt nicht meine Zeit ist. Ich bin halt lediglich für dieses Album mit eingestiegen und gewisse Sachen, die halt mit dieser Band gelaufen sind, die laufen heute nicht mehr. Das sind dann auch die Sachen, wo ich ihn ein wenig auf den Teppich ziehe. Was die Prinzipien angeht, ist die Band stärker in eine Richtung gegangen und vertritt diese mehr. Die Musik ist so gemeint, wie sie ist und wird nicht durch so einen Pappkameraden verfälscht.

Grave: Du hast ja vorhin auch explizit gefragt, ob wir erwachsener geworden sind. Eindeutig ja. Viele Sachen, die damals liefen sind nicht so die Favoriten, an die ich mich gern erinnere. Auch wenn der „Traktor auf dem Leichenacker“ ein Riesen-Hype war, fehlt bei den letzten beiden Alben einfach die Ernsthaftigkeit.

HSF: Als nächstes habe ich für jeden mal zwei persönliche Fragen. Zuerst zu dir Grave. Hassmord, Human To Dust und leidenschaftliches Wrestling. Wie kriegt man das alles unter einen Hut?

Grave: Indem man versucht, auf sein Privatleben komplett zu verzichten. Mein Zeitplan ist teilweise so eng gestrickt, dass ich jede Woche dasselbe mache. Dreimal die Woche Fitnessstudio für je 1,5 Stunden. Dann nehm’ ich mir noch Zeit für meine Frau und Kinder. Das Wrestling ist so eine Sache, die nur am Wochenende läuft und ich versuch’ halt die Zeit dafür über zu haben. Die letzten fünf Jahre hat das super geklappt, und das läuft auch so weiter.

HSF: Du als Gründungsmitglied, was waren deine Highlights oder traurigsten Stunden in der Bandgeschichte?

Grave: Mein persönliches Highlight war damals, als der Podcast eines Freelancers mit uns gemacht wurde. Es war aber auch gleichzeitig der Beginn vom Abstieg. Hassmord war damals erst noch ein Nebenprojekt und unser Album „Hetzjagd Inferno“, das so schlechte Kritiken bekommen hatte, war binnen drei Monaten ausverkauft. Plötzlich will der Stern einen Podcast mit uns machen, bin auch nicht böse drum wie es gelaufen ist. Das Problem für mich und der letztendliche Fall war folgendes: Es waren drei Bands in diesem Podcast. Das eine war EЇS, dann wir und Todtgelichter. Vor uns eine Band, nach uns eine Band und die sind alle Studenten und Lehrer und so. Dann wir dazwischen so ein bisschen als Idioten. Fängt bei uns auch an mit den Worten Tod, Satan, Hölle. Und zum Abschluss wieder Todtgelichter, die zu dem Zeitpunkt schon ziemlich bekannt waren. Es war schon sehr gepolt auf die Unterschiede zwischen Top-Leuten und, ich sag mal, dummen Assis. Aber was die meisten nicht wissen: Die ganze Zeit redet da jemand, der gar nicht zu Hassmord gehörte, sondern nur den Proberaum mit genutzt hatte.

HSF: Nun zu dir, Kveldufur. Was bedeutet eigentlich dein Name, bzw. wo kommt er her?

Kveldufur: Er ist isländisch. Aber nicht zu verwechseln mit der Künstlerin, die da rumtanzt. Kveldufur war ein Wikinger und bedeutet soviel wie Abendwolf, und es ist eine alte Legende, als die Leute noch nicht viel mit Schlafwandlern anfangen konnten. Das ist so eine Werwolfsache. Da man nichts damit anfangen konnte, haben die Leute gedacht, dass derjenige seine Gestalt ändert.

HSF: Hauptsächlich bist du an der Gitarre bei Gebrechlichkeit und hast noch dein Soloprojekt Deisterdämon. Wie wirkt sich das auf die Arbeit bei Hassmord aus?

Kveldufur: Gar nicht mehr. Im Grunde ist das alles soweit fertig. Wir haben zusammen besprochen, dass wir miteinander fertig sind, haben zusammen die „Todesbote EP“ und das Album gemacht. Und letztendlich habe ich vor bei Gebrechlichkeit soweit einzusteigen, dass ich nicht auf zehn Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann und muss dementsprechend Abstriche machen. Für mich war es sehr schön bei Hassmord zu wirken, da man einen Stil spielen konnte, den nicht jeder Musiker beherrscht. Gerade weil Deisterdämon sehr traditionelle Wege geht, ähnlich wie Burzum oder Darkthrone. Gebrechlichkeit hingegen ist eher so mittig einzuordnen, dennoch sehr eigen, sehr verrückt. Ich habe mir zwei Jahre für dieses Projekt Zeit genommen. Es lief sehr gut und ich bin froh, dass es so gut zu Ende geht.

HSF: Wird durch euer beider Schaffen das Projekt Hassmord erst einmal zurückstecken müssen, so dass es zum Nebenprojekt wird?

Grave: Das weiß ich nicht. Ich hatte schon mal mit Hassmord abgeschlossen. Ich habe in der Zwischenzeit komplett meine Stimme verloren. Ich bin seit Jahr und Tag der Sänger der Band und ich weiß nicht, wo es herkommt und wo es mit der Stimme hingeht. Wenn ich merke, dass es keinen Sinn mehr hat, werde ich das Ganze einfach einschlafen lassen. Das Album ist richtig geil geworden, auch wenn ich stimmlich eine komplett neue Technik lernen musste. Aber wo es hingeht, kann ich absolut nicht sagen.

HSF: Unter Human To Dust hast du ja schon einige Male den Inferno Day hier in Osnabrück veranstaltet. Wird es irgendwann wieder welche geben?

Grave: Ich sage niemals nie, aber so wie die Inferno Days waren, definitiv nicht. Ich habe jetzt eine neue Veranstaltung mit dem Matthias von Ctulu, was vorher das Freie Geister Festival war. Jetzt ist es das Arkham Advertiser Fest. Das Konzept dort läuft und wenn es irgendwann möglich wäre, würde ich das Konzept gern auf andere Städte ausweiten.

HSF: Eine Frage habe ich noch: Welche Rolle spielt Black Metal in eurem alltäglichen Leben?

Kveldufur: Man entwickelt eine Lebenseinstellung und eine Entwicklung, die dazu führt, dass man Black Metal mag oder macht. Es bestimmt schon dein Handeln unterbewusst, manchmal sogar bewusst. Es spielt schon eine Rolle. Man hat halt andere Prinzipien als andere Menschen. Es ist nicht nur der Musikgeschmack. Es gibt Dinge, die würde ich zum Beispiel anders machen als „normale“ Leute. Für mich spielt das eine große Rolle. Ich leb’ das schon aus.

Grave: Bei mir ist es so: Ich sehe aktuell nicht nach Black Metal aus. Ich lebe das aber in meinem Alltag. Ich merke aber auch, dass ich nicht so wahrgenommen werde, zum Beispiel wenn sich einfach mal ein Arbeitskollege zu mir ins Auto setzt, nichts Böses denkt und dann das Radio einschaltet. Für mich ist Black Metal aber auch ein Statement zum Leben an sich. Es geht darum, für mich keine Grenzen zu akzeptieren, für Dinge, die ich mag oder gern tue.

 

HSF: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit Hassmord.

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