Finster wird’s – Interview mit Christian Höll über sein Projekt Vinsta

Vinsta
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Am 25.08.17 erschien das Debütalbum von Vinsta. Die Musik vereint Death Metal mit folkloristischen Instrumenten. Dabei handelt es sich um ein Soloprojekt des österreichischen Künstlers Christian Höll, dessen Augenmerk nicht nur auf seiner malerischen Musik liegt. In einem kleinen Interview hat er uns ein paar Einblicke gegeben, was sein Werk “Vinsta Wiads” ausmacht und warum seine Heimat dabei so eine große Rolle spielt.

HSF: Hallo Herr Höll. Mit „Vinsta Wiads“ erscheint bald unter dem Projekt Vinsta Ihr neues Album. Welches Konzept steht hinter dem Album?

Höll: Servus Sebi! Für „Vinsta Wiads“ habe ich tatsächlich versucht, ein Konzept für das ganze Album durchzusetzen. Es befasst sich mit einer bevorstehenden Veränderung, die sowohl unangenehm als auch chaotisch ist. Dabei habe ich mich von eigenen Erfahrungen inspirieren lassen, z.B. wenn man eigene Grenzen überschreitet. Das ist meistens ein unangenehmer Prozess, der einen aber am Ende belohnt. Ich habe versucht, diese Emotionen mit meiner Musik umzusetzen. Daher wirken die Songstrukturen oft nicht geradlinig. Der Albumname bezieht sich auch auf das Konzept: Vinsta Wiads – es wird finster, eine unangenehme Veränderung beginnt, die eine ungewisse Zukunft birgt und an den eigenen Grundfesten rüttelt. Düsterer Metal ist für mich eine hervorragende Musikrichtung, um diese Emotionen künstlerisch umzusetzen. Ich habe auch etliche ruhigere und atmosphärische Abschnitte eingebaut. Die sollen dem Hörer einerseits eine Atempause bieten, und andererseits stellen sie auch die Lichtblicke dar, die auch zum Konzept gehören.

HSF: Das Album ist durchgängig mit dem österreichischen Dialekt produziert. Warum haben Sie ihn für Ihre Werke genutzt?

Höll: Richtigerweise gibt es nicht den österreichischen Dialekt, weil sie österreichweit einfach zu unterschiedlich sind. Der Dialekt, den ich für Vinsta verwende, kommt aus einer Salzburger Region. Ich finde, dass dieser gut zu Metalmusik passt, da er durch eine recht weiche Aussprache gekennzeichnet ist, die man beim Singen passend in die Länge ziehen kann – also perfekt für düstere Growlpassagen. Im Dialekt kann ich mich auch am besten ausdrücken. Die Texte und deren Inhalte wären sicher weniger authentisch, wenn ich z.B. auf Englisch singen würde. Außerdem finde ich ihn auch einfach schön. Ich nehme mir auch ab und zu die Zeit und suche nach Vokabeln und Redewendungen, die unsere Vorfahren benutzten und die mittlerweile leider immer mehr in Vergessenheit geraten. Es ist also in gewisser Form ein Kulturgut, das ich bewahren möchte.

HSF: Beschrieben wird Ihr Werk als Melodic Death Metal, doch es weist auch viele ruhige, atmosphärische Passagen auf. Wie passt das zusammen und warum haben Sie gerade diese Musikrichtung genutzt?

Höll: Allem voran finde ich stimmungvollen und düsteren Death Metal sehr faszinierend, daher wollte ich dieses Genre in einer passenden Form für mich nutzen. Aber ich habe mit Vinsta verschiedene Genres ausprobiert und möchte das in Zukunft auch so weiterführen. So habe ich schon ein Demoalbum mit ausschließlich akustischen Songs veröffentlicht. Für „Vinsta Wiads“ habe ich auch viele dieser Elemente (z.B. Hackbrett) mitgenommen, denn ich finde, sie stellen einen schönen Ausgleich zu Metalmusik dar. Diese Dynamik passt perfekt zum Konzept und das Hören wird somit meiner Meinung nach interessanter. Außerdem versuche ich auch einige traditionelle Elemente aus Österreich zu integrieren, wie z.B. das schon erwähnte Hackbrett oder auch das Jodeln. Es ist eine spannende Herausforderung, denn so ein musikalisches Experiment kann auch schnell nach hinten losgehen. Ich möchte diese Elemente in Zukunft noch mehr mischen.

HSF: Wie konnten Sie Ihre Ideen in den Kompositionen umsetzen?

Höll: Eigentlich habe ich keine bestimmte Methode bei der Umsetzung. Die Ideen kommen und passieren. Ich überlege mir im Vorhinein ein Konzept und die Emotionen, die entstehen sollen. Beim Songwriting achte ich dann besonders darauf, dass die Musik diese Stimmungen erfüllt und erkennbar macht. Das ist sozusagen das wichtigste Kriterium, das ich einhalte. Ich will mich dann nicht auf bestimmte Genres oder Stile fixieren. Diese Methode ist glaube ich nichts Außergewöhnliches, aber sie hat mit Sicherheit einen großen Einfluss auf meine Musik.

HSF: Welche Wirkung möchten Sie mit Ihrem Werk beim Hörer erzielen?

Höll: In diesem Falle bin ich wahrscheinlich sehr unkommerziell und vielleicht auch ein wenig egoistisch, aber ich beschäftige mich kaum mit der Frage, wie der Hörer meine Musik wahrnimmt. Ich habe einfach eine bestimmte Vorstellung und die versuche ich so zu erfüllen, dass meine Erwartungen erfüllt werden – was auch nicht so einfach ist, da ich wahrscheinlich selbst mein größter Kritiker bin. Ich bin also sehr gespannt, wie die Öffentlichkeit auf „Vinsta Wiads“ reagieren wird. Es freut mich natürlich sehr, wenn ich schöne und motivierende Rückmeldungen bekomme, da diese bestätigen, dass ich dieses Album nicht nur für mich kreiert habe, sondern auch Gleichgesinnte Freude beim Hören haben können. Doch um zu der eigentlichen Frage zurückzukommen, hoffe ich doch, dass der Hörer mein vorhin beschriebenes Konzept teilweise aufgreifen kann. Wichtig sind natürlich auch die Lyrics, darum habe ich diese ins Englische übersetzen lassen, da ansonsten nur eine Handvoll Menschen die Texte verstehen würden. Es würde mich natürlich sehr ehren, wenn der eine oder andere sich auch inhaltlich mit dem Album auseinandersetzt. Dem Hörer soll auch eine abwechslungsreiche und stimmungsvolle Dreiviertelstunde geboten werden, die nicht so schnell langweilig werden soll.

HSF: Vinsta ist ja Ihr Soloprojekt. Wird es denn trotzdem vielleicht mal die Möglichkeit geben, das Projekt live zu erleben?

Höll: Auf jeden Fall. Ich möchte mir alle Möglichkeiten offen halten. Unter anderem auch die, dass ich eine Liveband zusammenstelle. Wie und wann steht noch in den Sternen, daher kann ich zum jetzigem Zeitpunkt noch nichts Konkretes dazu sagen. Vinsta ist zwar ein Soloprojekt, aber so ein Projekt kann man kaum alleine stemmen, daher arbeite ich auch oft mit sehr fähigen Musikern zusammen, die z.B. auch am Album mitgewirkt haben. Eingeweihte Musiker gibt es also schon. Die Entscheidung über das Wie und Wann hängt letztendlich von mir ab.

HSF: Mit über neun Minuten sind die meisten Ihrer Tracks sehr lang geworden. Liegt da ein Konzept hinter, wollen Sie sich damit von vielen Bands abheben oder war das blanker Zufall?

Höll: Zufall ist beim Songwritingprozess immer ein großer Faktor, doch was die Songlänge betrifft, würde ich den blanken Zufall eher ausschließen. Da liegt schon im Großen und Ganzen ein Sinn dahinter. Ich finde, dass man in dieser Länge sehr gut Geschichten und Stimmungen vermitteln kann. Außerdem empfinde ich die Songlänge nicht unbedingt als ausschlaggebend. Die Musik von „Vinsta Wiads“ funktioniert am besten, wenn man sich mit dem gesamten Album auseinandersetzt. Da ist es irrelevant, wie lang oder kurz die einzelnen Songs sind. Ich habe mich also nicht bewusst für diese Songlängen entschieden. Es hat sich so ergeben, und ich fand es zum Konzept passend.

HSF: Das Cover Ihrer Platte zeigt sich ebenso träumerisch wie Ihre Werke. Steht es in Verbindung mit ihrem Werk?

Höll: Absolut. Als ich die ersten Entwürfe von den Fotos sah, wusste ich sofort, dass diese das Album repräsentieren müssen. Ich war sehr fasziniert, dass man unsere Heimat und Berge so düster und mystisch darstellen konnte, also genau passend zu meiner Musik und dem Konzept dahinter. Mir gefiel auch sofort die ungewöhnliche Infrarotfotografie-Technik, da diese doch eher außergewöhnlich und mal was anderes ist. Hier nochmal einen großen Dank an Much, den Fotografen, der wirklich ein sehr gutes Gespür für solche Motive besitzt.

HSF: Liegt Ihnen noch etwas am Herzen, das Sie unseren Lesern mitgeben möchten?

Höll: Also prinzipiell bin ich schon auf die Reaktionen zu „Vinsta Wiads“ gespannt, und ich hoffe, dass es bei dem einen oder anderen Gefallen findet. Es ist doch immerhin ein sehr intensives und persönliches Projekt von mir, in das ich viel Zeit und Herzblut investiert habe. Vielen Dank auch an dich für das Interview!

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