Sataninchen – Panda Metal Party VÖ: 25.05.2017, Black Metal/Fun Metal, theArter

Sataninchen

Sataninchen: Der skurrile Name deutet schon darauf hin, dass man sich hier nicht sehr ernst nimmt. Vor einiger Zeit machte sich der Komiker aus Berlin mit dem theARTer auf die Suche nach der großen Liebe. Doch als Black Metaller hat man es da etwas schwer. Nun hat er sein erstes Album rausgebracht und mit seinem Mix aus brutalem, rohem Black Metal und fetzigem Schlager und eingängigem Pop wohl eine Subkultur in einer Subkultur geschaffen – also voll Underground.

Es beginnt mit dem „Morgen mit Sorgen“, einem kleinem gesprochenem Intro, das mit Katzengeräuschen und Bierflaschengeklimper beginnt. Dann haut das Sataninchen schon den ersten Knaller um die Ohren. Der Pophit „Nur Geträumt“ von Nena wird in ein düsteres, rohes Gewand getaucht und haut einem die Blastbeats direkt ins Gesicht. Hingegen düster, gar depressiv wird der so schon nachdenklich klingende Titel „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens verarbeitet. Mit hymnischem Refrain wird hier gesungen und erzeugt so dieses Gefühl von Fernweh. Jetzt wird es wieder richtig Black Metal, denn was wäre eine Black-Metal-Scheibe ohne Worte wie Satan oder Hölle? Deshalb das Cover des Partyhits „Wahnsinn“ von Wolfgang Petry. Selbst bei drei Promille auf dem Kessel würde hier jeder Schwarzmetaller anfangen zu grölen. Hervor sticht der Hintergrundchor, der eine bekannte Größe in der Metalszene ist. Kein anderer HardChor als Stimmgewalt unterstützt den Künstler hier.

Mit „Einmal möchte ich ein Böser sein“ punktet das Sataninchen mit seinem ersten eigenen Song auf der Platte: Textlich sehr ironisch und satirisch, aber musikalisch wieder sehr stark. Ziemlich kabarettistisch ist sein „Katzelied“. Das Lied über seinen Kater ist wirklich schwachsinnig, aber überzeugt mit seinem irrwitzigen Refrain und entwickelt sich zu einem starken Ohrwurm. Genug von den eigenen Liedern. Der nächste Hit ist einer, den wohl jeder Schlagerfan liebt. Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ wird zu einem Hit des Blastbeatungeheuers umgebaut und strotzt vor finsteren Riffs. Mein persönlicher Liebling der Platte ist das von Boney M. gecoverte „Sun of Jamaica“. Rein musikalisch ist es immer noch düster, finster aber dennoch hat es den sonnigen Charakter dieses Sommerhit-Evergreens.

Mit viel Liebe schenkt uns das Sataninchen den Song „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg. Was erst einmal nach Schwachsinn klingt, findet hier seine Höhe. Gute Laune – ich mein schlechte Laune – garantiert. Ohrwurm pur ist das alte Lied „Der Teufel und der junge Mann“ so schon, bekommt hier aber nochmal zusätzliche hartmetallische Würze. Sehr überraschend ist das von ABBA gecoverte „Lay All Your Love On Me“. Zur Unterstützung wurde sich hier Nina Jiers von der Band Neopra geholt. Der Song wirkt eher wie ein popiger Hit von Evanesence oder Dimmu Borgir und punktet wirklich mit scheinbar ernster Abwechslung, aber enthaltenem Partyfaktor.

Bei diesen ganzen Coverversionen wird auch nicht das erfolgreiche „Zu Spät“ der Ärzte verschont. Auch hier macht das Sataninchen keinen Halt, jede Note zu verdüstern und in ein schwarzes Gewand zu packen. Wohl aus seiner Zeit, als er noch seine Liebe suchte, kam der Song „Besonders schön“, den er auch selbst geschrieben hat. Ein Partykracher, den man nach zweimal Hören mitsingt.

Der einzige Song, der mir etwas missfällt ist der Folgetrack „Mädchen“. Leider teilweise zu schnell und schon wieder zu sehr in diesem leichten Popgewand eingetaucht, wirkt er etwas plump. Gut, dass an einem Schlagerklassiker angeknüpft wird, den wirklich jeder kennt. Matthias Reims „Verdammt Ich Lieb Dich“ dröhnt aus den Boxen und haut wieder voll zu. Zu guter Letzt gibt es noch zwei Bonustracks: Der erste ist ein erneutes Cover von „Atemlos durch die Nacht“ wieder mit der guten Nina Jiers, die hier die alte Helene fast identisch covert. Schlusslicht des Albums bildet erneut das „Katzelied“ in Zusammenarbeit mit dem Düsterpiano als – man kann es sich schon denken – Piano-Version.

Als ich auf das Album aufmerksam wurde, habe ich mir wirklich nichts dabei gedacht. Was teilweise wirklich crazy klingt, ist auch wirklich verrückt. Man soll vor allem nicht denken, dass es hier plumpe 0815-Coverversionen gibt. Das Album ist super produziert und mit einer Menge Ironie zu genießen. Wer sich und den Black Metal nicht zu ernst nimmt, wird mit „Panda Metal Party“ den Soundtrack für viele Festivalsommer finden.

Tracklist
1. Morgen Mit Sorgen
2. Nur geträumt
3. Griechischer Wein
4. Wahnsinn
5. Einmal Möchte Ich Ein Böser Sein
6. Katzelied
7. Atemlos Durch Die Nacht
8. Sun Of Jamaica
9. Er Gehört Zu Mir
10. Der Teufel Und Der Junge Mann
11. Lay All Your Love On Me
12. Zu Spät
13. Besonders Schön
14. Mädchen
15. Verdammt Ich Lieb Dich
16. Atemlos Durch Die Nacht (Bonus)
17. Katzelied (Bonus Piano-Version)

1 Kommentar

  1. Wäre Marcel Reich-Ranicki Musikkritiker gewesen, hätte er wohl zu diesem Album folgenden Kommentar abgegeben: “Eine Zumutung schlimmster Art!”

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