Unravel – Eras Of Forfeit VÖ: 13.04.2018, Testimony Records, Death Metal

Unravel - Eras of Forefeit

Der Underground brodelt. Ganz besonders bei den härteren Spielarten und dem klassischen, traditionsverbundenen Metal. Im Folgenden soll es aber um das Erstere gehen: Die Australier Unravel liefern auf Ihrer Debüt-Langrille einen mächtig aggressiven Brocken Death Metal der alten Schule, durchsetzt mit einer Spur Grind- und Hardcore.

Für Death-Metal-Enthusiasten sind es derzeit gute Tage. Der schier bodenlose Moloch des Genres spuckt nahezu ununterbrochen neue, brutale Kapellen aus, die Anhängern von blutenden Ohren und altlastigem Todesblech den Puls in Wallung versetzen. Independent Labels tun Ihr übriges dazu und finden in den Weiten des modernen Neulands immer wieder Nachschub an fähigen Bands. So geschehen beim Hamburger Label Testimony Records, über welches im April das Debüt der australischen Mannen von Unravel erscheinen wird. Hier werden 11 aggressive Tracks in eine Spielzeit von knapp 22 Minuten gepresst. Genug Zeit für die kurzfristige Eskalation zwischendurch. Die 2015 gegründete Truppe hat bislang eine Demo, eine EP und eine Split mit den Landsmännern von Ash Mouth veröffentlicht. Was bieten nun die etwas mehr als 22 Minuten dem geneigten Liebhaber boshafter Klangkunst? Kurz gesagt: Alles, was man sich wünscht. Hier wird einem in kürzester Zeit eine Welle an Aggressivität um die Ohren gehauen, dass man sich im ersten Moment fragen muss, was da eigentlich gerade passiert. Dies wird vornehmlich durch den Grind- bzw. Hardcore Background der Herren erreicht, der das „klassische“ Death Metal Songwriting außer Acht lässt und die kurzen, dennoch mehr als intensiven Tracks, auf das Wesentlichste reduziert.

Doch bevor wir uns detaillierter dem Wohlbefinden schädigenden Akustikterrror widmen, werfen wir einen Blick auf das großartige Cover, welches von niemand Geringerem als Altmeister Dan Seagrave gezeichnet wurde und definitiv wieder ein absolutes Meisterwerk geworden ist. Eine düster-morbide Welt, wie frisch aus einem alten „Schwermetall-Comic“ in Seagrave-typischer verworrener Manier gemalt. Trotz der lediglich als Landschaft gezeigten Szenerie bereitet das Artwork schon recht gut auf die bevorstehende Klangeskalation vor.

Der Opener „Arbitraitor“ beginnt mit einem dissonanten Riff untermalt mit boshaftem Doublebass-Geprügel und entpuppt sich als massive Midtempo-Walze. Die größtenteils wilden, tiefen Growls von Fronter James Nester wechseln sich gekonnt mit dem krächzend, fast heiseren Backings von Shaun Griffiths ab und fügen sich perfekt in das wilde Treiben der Instrumentalfraktion. Nahtlos geht es in „No Validation For Violation“ über und das Tempo wird kurzfristig merklich angezogen. Der treibende Zwischenpart ist eine kurze, allerdings nötige Erholungspause bevor es mit Track 3 „Reign Of Wasps“ erneut auf Angriffskurs geht. Die Zerre im Bass, das fiese Backinggekeife und der allgemeine düstere Sound bereiten wohlige Schmerzen zwischen den Ohren. Mit „Carcinogenesis“, „Sycophant“ und „Isle Of Rot“ setzen Unravel den Zerstörungskurs mutwillig fort. Der kürzeste Track mit lediglich 45 Sekunden ist „Perpetual Servitude“, macht aber ebenfalls keine Gefangenen. Auch bei „Scorched“ und dem Vorabtrack „Fostering The Festering Spawn“ bleibt die inzwischen in Ansätzen auszumachende Struktur der Songs unberührt. Variables Schlagzeugspiel zwischen D-Beat und Blasts, Gitarrengeschredder und treibendes Midtemporiffing untermalt von mächtigen, gezerrten Bassläufen. Das Opus Magnum „Vermankind“ mit sage und schreibe 3 Minuten und 41 Sekunden ist der Abschluss der Platte und endet in einem sumpfigen, immer langsamer werdenden, jedoch an keiner Stelle freundlich wirkenden Outro.

Nach insgesamt 1360 Sekunden ist der Spuk bereits vorbei und hinterlässt, zumindest bei mir, den unwiderstehlichen Drang die Playtaste erneut zu drücken. Etwas mehr als 22 Minuten puren, australischen Hasses ausgesetzt zu sein, diesem aber in so herrlichem Gewand entgegen geprügelt zu bekommen, macht einfach Bock. Wer auf die Amerikaner von Gatecreeper steht, aber gerne noch eine Schüppe draufgelegt haben möchte, ist genauso gut mit Unravel bedient, wie jemand, der Nails abfeiern kann, aber auch einen Hauch mehr Abwechslung in den Songs zu schätzen weiß. So oder so ist Unravels „Era Of Forfeit“ ausschließlich für ein bestimmtes Zielpublikum gedacht. Ein Methorn schwenkender Sabatonfetischist, der unter der Dusche Van Canto trällert, wird sicherlich geschockt und verstört das Weite suchen. Anhänger wilder Aggressionskunst und purer in Musik verpackter Brutalität, ohne allerdings in übertriebenes Gutturalgematsche zu verfallen, werden mit diesem Machwerk einen heißen Kandidaten für ein Jahreshighlight 2018 haben.

Tracklist:

  1. Arbitraitor
  2. No Validation For Violation
  3. Reign Of Wasps
  4. Carcinogenesis
  5. Sycophant
  6. Isle Of Rot
  7. Perpetual Servitude
  8. Scorched
  9. Fostering The Festering Spawn
  10. Mortals’ Thirst
  11. Vermankind

Homepage: https://unravelmetal.bandcamp.com/

 

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