Amon Amarth + Machine Head + The Halo Effect – Vikings And Lionhearts Tour 2022 15.10.2022, Quarterback Immoblien Arena, Leipzig

Es ist bereits das zweite Wochenende hintereinander, dass ich für ein Konzert in den Osten der Republik fahre. Die Vikings And Lionhearts Tour von Amon Amarth und Machine Head macht Halt in Leipzig. Die Stadt ist schön, ich bin günstig an Karten gekommen und auch diesmal nicht allein unterwegs. Außerdem war ich noch nie in Leipzig, also los. Runde zwei im Rocktober.

Amon Amarth, Machine Head - Vikings and Lions

Zugegeben, nicht ich bin an die Karten gekommen, sondern meine heutige Begleitung Julia hat die Tickets zu einem günstigen Kurs geschossen mit Golden Circle Status, was bedeutet, dass wir im extra separierten vorderen Drittel der Halle direkt vor der Bühne stehen dürfen. Gute Sicht ist also garantiert. Dafür nimmt man auch eine fünfstündige Autofahrt in Kauf. Natürlich befindet sich bei meinem Glück die Quarterback Immobilien Arena direkt neben dem Stadion der örtlichen Getränkemarkt-Kicker, die heute Abend die Hertha aus Berlin zu Gast haben und damit auch noch das Topspiel des Spieltages haben. Die Stadt ist also voller, als ich an einem ganz normalen PartySan-Donnerstag (Für mehr Information zu diesem Witz lesen sie auch unser Review zum diesjährigen PartySan Metal Open Air).

Die Preise am Merchstand geraten leider auch komplett außer Kontrolle. 35€ für ein Shirt scheint mittlerweile die Normalität geworden zu sein. Ob das an der Inflation liegt, sei mal dahin gestellt. Aber wenigstens kann man hier auch mit Karte zahlen. Dat jeht im kapitalistischen Westen meist janüscht.

Ich möchte The Halo Effect ungern als Vorband bezeichnen, auch wenn sie auf der vorgelagerten Bühnenfront spielen und ein Vorhang den eigentlichen Teil der doch sehr großen und tiefen Bühne verbirgt. Gerade wenn man weiß, welche etablierten Personen hinter dieser Band stehen. Mikael Stanne (Dark Tranquillity, Grand Cadaver), Niclas Engelin (Engel, In Flames), Jesper Strömblad, Peter Iwers und Daniel Andreas Svensson waren oder sind noch immer Mitglieder der Göteborger Melo-Death-Pioniere In Flames. Doch während sich das einstige Mutterschiff immer mehr in Richtung Modern Metal bewegte und nun so langsam versucht wieder in alte Gefilde zu finden, spielen The Halo Effect klar definierten Melodic Death Metal der Göteborg-Schule Anno 1995.

Anders als bei seiner Hauptband greift Stanne hierbei auch nicht auf Clean Vocals zurück, sondern growled die Songs wie “Feel What I Believe”, Last Of Our Kind” oder “Conditional” durchgehend ins Mikro. Das Zusammenspiel der Musiker funktioniert wunderbar, wobei anzumerken ist, dass Jesper Strömblad auf Grund seiner Alkoholsucht und der Gefahr rückfällig zu werden sich live von Patrick Jensen vertreten lässt. Auch der Sound ist, wie bei allen Bands heute Abend, glasklar und druckvoll. Gleichzeitig ist die Lautstärke angenehm gepegelt, so dass man den Gig ohne Gehörschutz genießen kann und ohne danach ein Klingeln oder Taubheitsgefühl in den Ohren zu haben. 45 Min. bekommen die Schweden, was für eine normale Vorband komplett angemessen wäre. Angesichts der Qualität der Musik und der etablierten Musiker hätte man aber ruhig die Stunde vollmachen können. Egal, dann spielt man halt ein paar Songs doppelt.

Machine Fucking Head steht in blutigen Lettern auf dem Frontdrop, das die Bühne verbirgt. Als dieses fällt, ballert “Become The Firestorm” direkt in die Fresse. Dabei fliegen nicht wenige Biere durch die Luft, welche immerhin mit 5€ für 0,4 Liter auch einen stolzen Preis aufweisen. Tja, in Leipzig gönnt man sich. Direkt im Anschluss gibts mit “Imperium” den ersten Klassiker im Set und “Ten Ton Hammer” macht die Eröffnung des Sets rund. Das Bühnenbild wirkt ein wenig industrial. Hinter jedem Musiker ist die Machine Head-Raute aus Lampen aufgebaut. Einige LED Screens rechts und links sowie einer direkt im Zentrum des Drummrisers projizieren passende Begleitbilder.

So läuft während des Intros zu “I Am Hell (Sonata In C#)” Blut über die Bildschirme. Mit “Choke On The Ashes Of Your Hate” wird der letzte Song des aktuellen Machwerkes “Of Kingdom And Crown” gespielt, was besonders meiner Begleitung etwas missfällt, die unter anderem noch gerne “Bloodshot” gehört hätte. Vor “Darkness Within” kommt Rob Flynn mit Akustik-Gitarre auf die Bühne und hält eine Ansprache, in der er über die letzten zwei Jahre schwadroniert und seine Freude über die Rückkehr der Livemusik kundtut. Mit “Now We Die”, “From This Day” und “Davidan” spielen die Jungs ihre letzten Songs in “normaler” Länge bevor sie mit dem über siebenminütigen Monolith “Halo” ihren Co-Headliner Set beenden.

Abermals verhüllt ein Vorhang die Bühne. Diesmal ist er schlicht schwarz, und als die sphärischen Klänge des Intros ertönen, tanzen weiße Runen über den schwarzen Stoff. Überraschenderweise eröffnen die Schweden Amon Amarth nicht mit aktuellem Liedgut, sondern mit dem Klassiker “Guardians Of Asgaard”. Der Drumriser ist ein riesiger Wikingerhelm mit den klischeehaften Hörnern, was ich sehr erstaunlich finde, da Frontberserker Johan Hegg sich vor einigen Jahren noch in einem Interview über die durch Wagner Opern populäre Darstellung der Nordmänner ausließ. Anstelle der Augenhöhlen hat auch der Helm zwei LED Boards. Am Spektakulärsten sind jedoch die riesigen Wikingerstatuen neben dem Schlagzeug. Sie geben mir in gewisser Weise ein paar Herr Der Ringe Vibes.

Mit “Raven`s Flight”, “Deceivers Of The Gods”, bei dem Loki mit grün leuchtenden Augen auf der Bühne erscheint, und “The Pursuit Of The Vikings” stehen vier ältere Stücke direkt zu Beginn in der Setlist. Erst an Position fünf und sechs haut man mit “The Great Heathen Army” und den über eine Ziege handelnden “Heidrun” die einzigen beiden aktuellen Songs raus. Man muss der Band aber auch zugutehalten, dass sie einen derartigen Klassiker-Backkatalog haben, dass es schwer wird, allem gerecht zu werden. Mit “Put Your Back Into The Oar” gibt es wenigstens noch den als Single veröffentlichen Song zum Achim Reichel “Alohaheja-Gedächtnis-Ruder”. Das Bühnenbild hat sich mittlerweile geändert und anstelle der Statuen ragen jetzt zwei riesige Schiffsbuge in die Bühne hinein.

“Cry Of The Black Birds” ist ein weiterer Klassiker und die beiden Wikinger, die sich bei “The Way Of Vikings” gegenseitig das Fressbrett mit Schild und Schwert polieren, bringen noch mal ordentlich Stimmung in die Bude. “Raise Your Horns” ist dann der offiziell letzte Song, quasi die Last Order, bevor mit dem erscheinen der Midgardschlange, die nun das Bühnenbild dominiert, “Twilight Of The Thundergod” noch mal eine Runde ausgibt. Dann ist aber wirklich Schicht im Schacht. Nun geht es nur noch, die Nacht im Kofferraum meines Autos zu überstehen. Mit einer Dame die gerne mal schnarcht und einen enormen Bewegungsdrang im Schlaf hat. Gute Nacht.

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