Dream Theater – Images, Words and Beyond Tour 2017

Dream Theater Lingen

Im Rahmen ihrer Jubiläumstour zum 25-jährigen Geburtstag ihres legendären Albums „Images And Words“ gastierten die Progmetal-Götter von Dream Theater am vergangenen Samstag in der schicken Emslandarena in Lingen. Jeder, der um die musikalische Genialität der Band um Sänger James La Brie weiß, versteht, dass man sich so ein Event nicht entgehen lassen sollte.

Und doch ist die Emslandarena nur sehr mäßig gefüllt, als ich die Halle um kurz vor acht betrete. Auf den Rängen sind viele Plätze leer geblieben und auch der Innenraum nur zu einem guten Drittel gefüllt. Auch Metalshirts sind erstaunlich dünn gesäht. Doch ich kann mich meiner Verwunderung nicht lange hingeben, denn pünktlich um 20:00 Uhr ertönt schon das Intro „The Colonel“ von Two Steps From Hell aus den Boxen. Nach und nach erscheinen die Musiker auf der Bühne und werden von den Fans mit lautem Klatschen begrüßt. Als Opener hat Dream Theater dann das kantige „The Dark Eternal Knight“ am Start. Sofort wird klar, dass hier heute der Fokus auf die Musik und weniger auf die Bühnenshow gelegt wird. Bis auf die gigantische Schießbude von Schlagzeuger Mike Mangini und dem futuristischen Keyboard wirkt die Bühne nämlich recht spartanisch.

Aber die Band schafft es auch ohne viel Schnickschnack, dafür aber mit einer stimmungsvollen Lichtshow, das Publikum von Anfang an zu fesseln. Dabei können sie sowohl mit Klassikern wie „The Bigger Picture“ aber auch mit neuen Stücken vom 2016er Werk „The Astonishing“ überzeugen. Ganz besonders „Our New World“, bei welchem La Brie zum Mitsingen animiert, kommt richtig gut an. Bei dem folgenden Jaco Pastorius-Cover „Portrait Of Tracy“ zeigt Bassist John Myung dann sehr eindrucksvoll, wie sich ein Basssolo anhören kann. Ebenfalls ganz großes Kino ist „As I Am“ vom 2003er Album „Train Of Thought“, in welches mal eben schnell Metallicas „Enter Sandman“ eingewebt wird. Kurze Zeit später ist der erste Teil des Konzerts dann auch schon vorbei, und die Band verlässt die Bühne. Das Zwischenfazit ist schon einmal recht positiv und die Fans sind einigermaßen aufgewärmt. Schade ist nur, dass der Soundman das Schlagzeug leider etwas zu leise gemischt hat. Es sieht nämlich verdammt dämlich aus, wenn sich Mr. Mangini einen Wolf trommelt, aus den Boxen aber nichts herauskommt.

Nach einer kurzen Pause ist es dann endlich soweit und die Lingener bekommen, wofür sie gekommen sind. Von „Pull Me Under“ bis „Learn To Live“ wird das komplette „Images And Words”-Album runtergezockt. Witzig ist dabei, dass dem Album zunächst ein kurzes Intro vorangestellt wird, in welchem verschiedene Songs aus dem Jahr 1992 angespielt werden. Die Stimmung ist jetzt richtig gut und die Band wird nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Dream Theater sind professionell wie eh und je, verstehen es aber auch, die Show mit kleineren Posing-Einlagen und Anfeuerungen aufzulockern. Sehr lustig ist auch die kleine Geschichte, die James La Brie über den ersten Deutschlandbesuch der Band in den frühen Neunzigern erzählt. Nach den Shows in Deutschland sei man in einem Coffeeshop in Amsterdam gewesen und habe bewustseinsverändernde Substanzen zu sich genommen. Als sie dann vor die Tür gegangen sind fuhr plötzlich John Petrucci in einem Boot vorbei, was irgendwie schräg war.

Letzterer beweist dann im Übrigen bei „Take The Time“ einmal mehr seine Klasse als Gitarrist. Mit einem verlängerten Ende und einem virtuosen Gitarrensolo veredelt er den Song und erntet dafür massenhaft Applaus. Und auch Keyboarder Jordan Rudees weiß mit einem genialen Keyboardintro zu „Wait For Sleep“ zu überzeugen. In Kombination mit der in tiefem rot gehaltenen Lichtshow kommt das schon sehr andächtig rüber und erzeugt eine echte Gänsehautstimmung. Hier merkt man einfach, dass Dream Theater eine Band von Perfektionisten sind, die nichts dem Zufall überlassen und musikalisch über jeden Zweifel erhaben sind.

Nachdem die letzten Töne von „Images And Words“ verklungen sind, legt die Band dann mit „A Change Of Seasons part I-VII“ noch einmal eine klasse Zugabe nach, die auf ganzer Linie punkten kann. Und so treten die Besucher gegen kurz nach elf auch von vorne bis hinten zufrieden den Heimweg an.

Abschließend kann man also rein musikalisch von einem vollen Erfolg und einem tollen Konzertabend sprechen. Lediglich der Schlagzeugsound hätte etwas besser sein können. Aber das ist sicher Kritik auf sehr hohem Niveau. Schade ist allerdings, dass so wenige Besucher den Weg in die Emslandarena gefunden haben.

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