Hail To The Bloodking! Im Gespräch mit Thomas Gurrath (Debauchery, Blood God, Balgeroth)

Man nennt ihn auch den Bloodgod. Die Rede ist von Thomas Gurrath, Mastermind der Death Metaller von Debauchery, den Hardrockern Blood God oder den Extrem Metallern Balgeroth. Vor gar nicht allzu langer Zeit erschien sein neuester Streich „Monster Metal“. Grund genug uns einmal mit dem Bloodking zu unterhalten. Also lest hier, wie Monster, Warhammer und Hardrock seine drei Projekte prägen.

Bloodking Debauchery
Copyright: Thomas Gurrath

HSF: Moin. “Monster Metal” ist jetzt dein elftes Album. Wie würdest du es im Gegensatz zu deinen anderen Alben beschreiben?

Gurrath: Eigentlich mache ich immer das Gleiche. Also… ich hoffe, dass es besser ist als die anderen, und ich empfinde das selber auch so. Sonst würde ich das gar nicht herausbringen. Erst dann, wenn ich sagen kann „OK, das ist cool“ dann bring ich das auch raus. Gerade bei Debauchery mache ich eigentlich schon immer das Gleiche. Ich habe in der Vergangenheit viele Experimente in Songs gemacht, z.B. mit Keyboards und Orchesterparts. Eigentlich muss ich gar nicht raus bringen, weil ich eigentlich genug Alben hab. Also ich bin nicht unter Zugzwang. Ich mache es wirklich nur, wenn ich Bock drauf habe. Aber das ist nicht so meine Welt. Ich hab das halt mal ausprobiert, aber das ist nicht das, was ich machen will oder wo ich mich so richtig Zuhause fühle. Das neue Album ist halt wie die anderen, nur besser.

HSF: Rückwirkend betrachtet, was lief am Entstehungsprozess besonders gut? Oder gab es irgendwelche Schwierigkeiten?

Gurrath: Ich habe dieses Mal etwas anders gemacht. Ich habe Zuhause viel vorproduzieren können. Ich konnte hier schon Gitarren oder den Gesang vorher aufnehmen. Deswegen konnte ich mir alles vorher auch mal anhören. Bisher war es immer so, dass die Songs in meinem Kopf waren, dann bin ich ins Studio gegangen und da musste ich das alles superschnell einspielen. Da konnte man nachträglich nicht mehr so viel dran machen. Manchmal täuscht das halt. Beim ersten Mal hört es sich dann vielleicht ganz cool an, anschließend hat man vielleicht noch etwas Zeit für einen Text, doch viel Zeit bleibt da nicht übrig.

Dieses Mal hatte ich so viel Zeit wie ich wollte und konnte Songs mehrfach einsingen und konnte mir die beste Version raussuchen. Wenn mir irgendwas nicht gefallen hat, konnte ich es nochmal machen. Das war richtig gut und ich hoffe das hört man auch auf dem Album. Ich finde deshalb klingt das Album jetzt auch runder als die anderen.

HSF: Die nächste Frage hast du bestimmt schon öfter gehört. *lacht* Im Opener “Bloodking” hattest du Unterstützung von Tim Owens. Wie kam es zu dieser Begegnung?

Monster Metal Bloodking
Cover “Monster Metal”

Gurrath: *lacht* Ich hab das schon ewig machen wollen. Ich hatte schon mal mit ihm vor über zehn Jahren geschrieben und – ich denke es liegt auch mit an Corona – habe ich es nochmal probiert. Und jetzt hatte er halt Zeit. Wegen der Pandemie sind halt alle Zuhause und er hat halt nicht diesen Tourstress, den solche Rockstars sonst haben. Für mich ist das mega. Ich bin wegen dem „Jugulator“-Album großer Fan. Ich find halt alle Judas Priest-Sachen mit ihm genial. Mein Teenager-Ich freut sich. *lacht* Ich muss mal überlegen… Ich hab das „Jugulator“-Album irgendwann Ende der Neunziger bekommen. Da war ich noch nicht mal 20…

HSF: Wie würdest du denn das Album jemanden beschreiben, der bislang noch gar nichts von Debauchery gehört hat?

Gurrath: Ich würde sagen das ist klassischer Heavy Metal mit AC/DC-Schlagseite und Monsterstimme.

HSF: Elf Studioalben sind natürlich schon eine Hausnummer, wenn man nur die vom Debauchery-Projekt zählt… Gibt es in deiner Karriere Alben, die du jetzt, im Nachhinein vielleicht anders gemacht hättest?

Gurrath: Ich hätte viele Sachen anders gemacht. Ich hätte z.B. das Big Ball-Album direkt unter Blood God veröffentlicht. Auch viele einzelne Songs würde ich im Nachhinein anders machen. Meine erste CD hätte ich vielleicht auch schon bei Dennis Ward aufgenommen, wenn ich ihn da schon gekannt hätte. Die Sachen sind halt immer kleinere Ausschnitte, die man halt so macht, wie sie für diesen Moment am Besten sind. Es sind wirklich viele schlechte Sachen in der Vergangenheit passiert, wie auch Businessentscheidungen. Man hat Verträge unterzeichnet, die würde ich heute niemals wieder so unterschreiben, weil die einfach so schlecht waren.

HSF: Was würdest du deinem früheren Ich – zu “Kill Maim Burn” Zeiten – für Ratschläge geben?

Gurrath: Den größten Fehler, den ich damals gemacht habe war, dass ich mich selber nicht getraut habe live Gitarre zu spielen, weshalb ich immer Gitarristen gesucht hab. Heute würde ich sagen, einfach von Vornherein das Dreier-Konzept durchziehen. Vielleicht hätte man es damals noch konsequenter sehen müssen. Nur Schlagzeug und Gitarre. Ich hatte immer ein Bild im Kopf, wie eine Band auszusehen hat. Es war halt meinen Vorbildern ähnlich. Es musste zwei Gitarren geben, einen Bass, ein Schlagzeug und einen Sänger. Ich wollte immer Rhythmusgitarre spielen und habe dann natürlich ewig nach einem Leadgitarristen und einem Sänger gesucht. Hab beides nicht gefunden. So habe ich immer Stück für Stück Sachen selber machen müssen. Ich hätte mich damals schon drauf fixieren sollen, das gleich so zu machen.

HSF: Mit dem 2009 erschienenen “Rockers And War” hast du uns auch deine Hardrock-Seite gezeigt. Mittlerweile sind Blood God, aber auch Balgeroth ein fester Bestandteil. Wie vereinbar siehst du  diese Projekte mit Debauchery?

Gurrath: Das ist alles Stück für Stück entstanden. Es gab da keinen wirklichen Masterplan. Ich wollte eigentlich immer Musik machen wie Judas Priest oder AC/DC. Leider konnte ich so nicht singen. Dann kam eben der Debauchery-Sound. Das ist das Ergebnis von dem, was mir damals mit der Stimme möglich war. Ich hab Heavy Metal-Riffs gespielt und dazu gesungen. Damit habe ich einen eigenständigen Sound entwickelt. Das war damals schon irgendwie außergewöhnlich. Ich wollte das einfach nicht aufgeben und will das auch so weitermachen. Deshalb musste ich das Hardrock-Ding irgendwie ausgliedern. Diese Hardrock-Stimme habe ich irgendwann später gelernt und irgendwann hat das so gut geklappt, das ich was veröffentlichen konnte und so ist halt Blood God entstanden.

Metal To The Bone
Cover “Blood God – Metal To The Bone”

Ich hab versucht das damals mit Big Ball zu veröffentlichen und auch als eigenständiges Projekt. Dabei hab ich gemerkt, dass ich gar nicht die Möglichkeiten hatte, zwei Bands nebeneinander laufen zu lassen. Da habe ich das eben mit dem Blood God zusammen gelegt. Das Deutsche kam dann per Zufall dazu. Ich wollte eigentlich nur einen deutschsprachigen Bonustrack machen und dann ist es doch eine ganze CD geworden. Als Künstler ist das das Eigenständigste was ich mache. Niemand sonst klingt wie Balgeroth.

HSF: Hast du einige Lieblinge, wo du sagen würdest “Der Track passt besser zu Blood God oder der passt besser zu Balgeroth”. Oder siehst du die Projekte eher als Einheit?

Gurrath: Es ist schon eher so, dass ich viele Lieder mache und die ordne ich nachher den Monstern zu. Auf “Monster Metal” sind die zehn Songs, die ich für Debauchery am Besten fand. Deshalb sind die dann auch die Haupt-CD und die anderen beiden sind sozusagen der Bonus. Bei den Songs gibt es keinen Masterplan. Alles, was ein bisschen böser klingt passt meistens besser zu Balgeroth, aber es gibt manche Songs, die funktionieren auf Deutsch einfach nicht. Bei Debauchery ist es eben so eine Schnittmenge.

HSF: „Kill! Kill! I am The Murdermaker!“ oder „Hate! Kill! Murder!“ Viele Hater nennen deine Musik sehr einfallslos oder halt sehr nach demselben Schema gearbeitet – was würdest du solchen Leuten gerne mal sagen?

Gurrath: Der Großteil meiner Songs ist ganz unterschiedlich. Ich habe ja schon alles gemacht. Es ist nur so, dass diese einfachen Dinge am Ende bei den meisten Leuten hängen bleiben. Einfallslos ist es nicht. Ich nutze bestimmte Stilelemente, von denen braucht man aber auch immer wieder etwas Neues, das so stark ist, dass es mit so einem einfachen Ding funktioniert. Ich mein „Hate! Kill! Murder!“ ist dem „Kill! Maim! Burn!“ schon sehr ähnlich. Anderes Tempo und noch einen Ton dazu – das sind so Kleinigkeiten. Da muss man sich halt immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Das sind eigentlich Kriegsschreie von diversen Fantasy-Monstern, und für diese Monster gibt es ja eine ganze Hintergrundwelt. “Kill Maim Burn” ist von Warhammer. “Hate Kill Murder” aus meinem eigenen Debauchery Universum.

HSF: Du bist bekennender Warhammer Fan. Das hat auch deine Projekte sehr beeinflusst. Könntest du einmal die Geschichte hinter deinem persönlichen Blut-Universum für unsere Leser  zusammenfassen?

Böse Bis Ins Blut
Cover “Balgeroth – Böse Bis Ins Blut”

Gurrath: Kurz zusammen gefasst handelt es sich um eine Fantasywelt. Es gibt zwei Kriegszonen. Die eine ist Eden. Das ist eigentlich so ein Fantasyplanet mit Elben und Zwergen. Auf der anderen Seite ist unsere Erde in der entfernten Zukunft. Dann gibt es noch verschiedene Kriegszonen in der Hölle und auf anderen Planeten, wie den 13 Monden von Eden. Im Grunde ist das der übliche Kampf zwischen Gut und Böse und allem zwischendrin. Zum einen gibt es die guten Drachen, die die Elbenreiche beschützen. Diese kämpfen vom Feuerthron aus. Dieser liegt im Norden von Eden. Die größte Bedrohung für alles Leben kommt von Luziferon und seinen Dämonenhorden.

Die Hauptprotagonisten sind aber die Blood Gods. Das sind Vampirdrachen mit dämonischen Fähigkeiten. Dracul Drakorgoth, der Debauchery Blood God ist einer von ihnen. Balgeroth der Bloodking ein anderer. Die Blood Gods haben noch einen Kern Rechtschaffenheit aus ihrem Drachendasein, sind aber durch ihren Kampf in der Hölle verdorben. Sie werden von Hass und Zorn angetrieben und kämpfen gegen die Dämonen der Hölle, aber auch gegen Elben und Menschen. Auf der Erde setzen sich die Blood Gods unter Setekh Drakorgaur für die Befreiung der Tiere ein.

HSF: “Monster Metal” erschien in einer Ultimativen Edition, bei der es als Zugabe eine von dir bemalte Table-Top Figur gab. War dieser Aufwand nicht immens?

Gurrath: Das war schon übertrieben. Ich hab ja so ein paar Figuren als Bausatz verkauft, aber viele können damit nichts anfangen. Da hab ich gedacht, ich biete meine Figuren einfach zusammengebaut an. Ich könnte für diese Arbeit niemanden bezahlen, das wäre superteuer, deshalb habe ich sie selbst bemalt.

Monster Metal Table-Top
Monster Metal – Deluxe Edition

HSF: Du hast in deinem Bloodstore auch einige Figuren und Spiele raus gebracht. Wie hast du damals den Grundstein dafür gelegt und wie kam es zu den Ideen?

Gurrath: Das kam hauptsächlich weil ich einfach Bock drauf hatte. Ich wollte ein paar eigene Debauchery-Figuren haben. Wie geil wäre das? Ich hab schon immer eigene Tabletops geschrieben. Es gibt jetzt kein Konzept wie bei einer Firma, das war anfangs eher eine Art Gag. Die Bücher habe ich am Anfang auch einfach verschenkt bzw. in CD Bundles herausgebracht.

HSF: Gibt es einige Unterschiede zu dem originalem Warhammer/Warhammer 40.000 in deinem Universum?

Gurrath: Die Hintergrundgeschichte ist eine ganz andere. Das hat nichts miteinander zu tun. Ich mache natürlich manchmal Crossovertexte für die Songs, in denen Kreaturen aus meinem Universum bei Warhammer vorkommen, auch für Szenarien oder meine Tabletoparmeen. Aber die eigentliche Hintergrundgeschichte des Debauchery Universums hat mit Warhammer nichts zu tun.

Von den Regeln ist „Carnage“ ein sehr freies System. Man kann damit alles spielen: Schlachten und Gangfights. Es spielt auf der Erde der Zukunft und da gibt es unterschiedliche Menschenstaaten, die untereinander Krieg führen. Dann gibt’s da noch Drachen, Dämonen und Vampire. Aber es ist so gemacht, dass man die Regeln für jedes Szenario anwenden kann. Später habe ich es dann in „Kings Of Carnage“ umgeändert. Das ist mehr zugeschnitten auch auf meine eigenen Figuren. In dem System kämpfen ganz wenige Monster in Kriegszonen und Torture Pits der Hölle gegeneinander, weil ich eben auch nur wenige Figuren anbieten kann. Das System ist komplexer als Warhammer, mit vielen Rollenspielelementen und für Kampagnen und narrative Spiele gemacht.

HSF: Neben der Musik machst du auch das Design deiner Alben, wobei jedes Album ein neues Monster ziert. Wer ist auf dem Cover der “Monster Metal” zu sehen?

Gurrath: Auf den Covern sind eigentlich immer Blood Gods zu sehen. Die Blood Gods sind formveränderlich und über die Jahrtausende modifizieren und verändern sie ihre Körper. Sie haben aber immer diesen biomechanischen Drachenlook. Aber so richtig festgelegt ist das nicht. Es kann auch immer die gleiche Kreatur sein, sich aber über tausende von Jahren verändern. Sie kann z.B. wachsen oder biomechanische Waffen einbauen. In meinem Spiel ist das auch alles so umgesetzt.

HSF: Was für Vor- aber auch Nachteile hat es, dass die Produktion von einem Album komplett durch deine Hände geht?

Bloodking
Thomas Gurrath; Copyright: Debauchery

Gurrath: Es ging nicht komplett durch meine Hände. Den Sound macht ja immer Dennis Ward. Ich hab das Album zwar Zuhause vorproduziert, aber das ganze richtige Aufnehmen und den Endsound macht immer Dennis Ward. Er ist ein genialer Soundmensch und auf den kann ich mich immer zu hundert Prozent verlassen. Er kann einfach alles umsetzen, was du haben willst.

Bei den anderen Sachen zieht es sich natürlich, weil ich das alles selber machen muss. Bis ich das Cover habe dauert es halt länger. Ich male z.B. immer erst ein paar Monster und entscheide mich erst später für eins.

Sonst könnte man das halt alles parallel in Auftrag geben. Aber so wird es alles einheitlicher. Die Videos haben zum Beispiel alle einen einheitlichen Look.

HSF: Im Jahr 2019 bist du mit dem Blutfest durch Deutschland getourt. Mit dabei waren unter anderem Surface oder Eisregen. Du bist  mit Balgeroth und Debauchery aufgetreten. Wird sowas in Zukunft nochmal möglich sein?

Gurrath: Du fragst Sachen…*lacht*. Momentan ist ja noch Corona. Ich habe keine Ahnung. Ursprünglich war nochmal ein Blutfest geplant. Ich wollte da so eine Routine reinbringen. Ich bin nach dem letzten Blutfest nach Hause gekommen, und das war eigentlich so ziemlich das letzte Konzert vor der Pandemie. Geplant sind ein paar Shows mit „Monster Metal“ im Herbst. Aber ob das stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Noch ist auch nichts veröffentlicht. Das würde einfach noch mehr Verwirrung bringen. Eigentlich wollte ich dieses Jahr mit Balgeroth auf dem Wolfsfest spielen, das auch diesen Herbst stattfinden soll.

HSF: Was wünscht du dir für deine Projekte in der Zukunft?

Gurrath: Viele gute Shows natürlich und dass sich die Fans der Musik weiterhin über die neuen Alben freuen. Cool wäre auch, wenn sich viele Leute in die Materie reinlesen und ich viele einfach mitnehme. Halt, das ganze Angebot. Dass sie die Songs hören, sich die Videos anschauen. Wenn die Leute die Geschichten gelesen haben, damit sie wissen von was die Songs handeln. Ich merke das leider immer wieder, dass viele gar wissen, wovon die Songs handeln. „Hate! Kill! Murder!“ hast du ja vorhin angesprochen, geht z.B. um Tierrechte. Es geht darum, dass die Schutzgottheiten der Tiere die Massentierhaltung beenden und Schlachtanlagen für Menschen bauen. Ich würde mich freuen, wenn diese Geschichten viel Anklang finden würden.

HSF: Gibt es noch etwas das du den Osnabrücker Fans mitgeben möchtest?

Gurrath: Guckt euch die ganzen Videos an! Jeder Song vom neuen Album hat ein eigenes Video und die gibt es auf meinem YouTube-Kanal. Da kann man sich also das ganze Album anhören.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei Thomas Gurrath für seine Zeit und das tolle Interview bedanken. Wir hoffen, man sieht dich bald wieder auf der Bühne.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.