Harpyie – Freakshow

VÖ: 18.09.2015, Metalville, Folk Metal

Freakshow

Bereits lange vor der Veröffentlichung von Harpyie’s drittem Album “Freakshow” sorgte die Band mit ihrer groß angelegten Crowdfunding Aktion für reichlich Wirbel. Glücklicherweise wurde diese erfolgreich abgeschlossen, und so liegt nun knapp ein Jahr später die fertige Langrille in meinen Händen. Doch hält die „Freakshow“ auch wirklich was sie verspricht?

Sowohl Pflicht wie auch Kür haben die Ostwestfalen mit „Freakshow“ auf jeden Fall erfüllt. Das Album steht als solides eigenständiges Werk da und muss sich vor einem Vergleich mit aktuellen Veröffentlichungen bekannter Genre-Größen auf keinen Fall fürchten. Wie auch schon auf den bisherigen Outputs der Band, dominieren Dudelsack und Geigen, welche um die etwas eigenwillige Stimme von Sänger Aello ergänzt werden. Bei der Produktion hat man dieses Mal eine ordentliche Schüppe drauf gelegt und dem Album einen kraftvollen knackigen Sound verpasst. Aber die Band geht dieses Mal weiter und experimentiert auch mit neuen Elementen. Sehr deutlich wird das im Rhythmusgerüst, das an vielen Stellen eher an Metalcore oder Death Metal als an Mittelalter erinnert. Teils brettharte Riffs und ein grooviges Schlagzeug, das aber auch immer mal wieder mit zügigen Double Bass Parts glänzen kann, sorgen für die passende „freaky“ Grundstimmung.

Auch was die Lyrik angeht, hat man sich einem neuen Bereich zugewandt. So hat „Freakshow“ mit dem klassischen Verständnis von Mittelalter Metal ungefähr so viel zu tun wie die Niederlande mit der Fußball EM 2016. Geschichten von Zauberern und Fabelwesen sucht man hier vergebens. Vielmehr findet sich der Zuhörer im Handumdrehen in einer düsteren und morbiden Horrorshow wieder. Seien es nun die bizarren Fantasien eines verrückten Wissenschaftlers, der die „Dunkle Wissenschaft“ erforscht, oder die Geschichte eines Frauenmörders, der das Blut der ermordeten „Elisa“ dann an sein Gäste ausschenkt, immer schwingt diese schaurige Grundstimmung mit. Das ist ganz bestimmt nicht was für jedermann und klingt mitunter ziemlich schräg. Es zeigt aber die Eigenständigkeit des Harpyie Sounds und das damit einhergehende Selbstbewusstsein der Band.

Gespannt sein darf man auf die Live Umsetzung des Albums, bietet es doch gerade im zweiten Teil einige echte Live Granaten. „Tanz auf meinem Grab“ beispielsweise ist eine flotte Nummer, die enormes Moshpit Potential besitzt. Noch einen Ticken heftiger geht es dann bei der ziemlich rockigen Nummer  „Wilde Reise durch die Nacht“ zu. Hier muss man einfach abgehen. Zu Ende geht die „Freakshow“ dann nach gut fünfzig Minuten mit „Wahnsinn“, das noch einmal alle Sinne stimuliert und den Hörer zunächst erstaunt aber doch zufrieden zurücklässt.

Mit „Freakshow“ haben Harpyie ein tolles Album abgeliefert – und vor allem endlich zu einem eigenständigen Sound gefunden. Im Vergleich zum Vorgänger „Willkommen im Licht“ (2013) mag die Scheibe zwar zuerst ein wenig sperrig klingen, geht nach ein paar Durchläufen aber gut ins Ohr und bleibt auch hängen. Wer dem Mittelalter Metal dem nicht abgeneigt ist, sich aber auch neue Sounds wünscht, ist mit diesem Album gut beraten.

Tracklist

  1. Freakshow
  2. Monster
  3. Elisa
  4. Dunkle Wissenschaft
  5. Fauler Zauber
  6. Tanz auf meinem Grab
  7. Karneval der Kreaturen
  8. Lebendig begraben
  9. Der scharze Mann
  10. Wilde Reise durch die Nacht
  11. Goblin
  12. Das Zweigesicht
  13. Wahnsinn

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