In Extremo + Hämatom

07.10.2016, Bielefeld, Ringlokschuppen

In Extremo sind wieder da. Nach dem tollen Jubiläumsfestival auf der Loreley im vergangenen Jahr und mit ihrem neuen Nummer-Eins-Album “Quid pro Quo” im Gepäck machen sich die Spielleute um Micha Rhein nun wieder auf Tour durch die deutschen Konzerthallen. Am vergangenen Freitag waren die Jungs im Bielefelder Ringlokschuppen zu Gast. Im Vorprogramm gab es die NDH-Gruppe Hämatom zu sehen.

Hämatom starten pünktlich um 20:00 Uhr mit „Wir sind Gott“ und „Made in Germany“ bevor Sänger „Nord“ die Anwesenden begrüßt. Noch ist die Stimmung etwas verhalten, und es kommen erste Zweifel daran auf, ob Hämatom heute tatsächlich der richtige Support ist. Nichtsdestotrotz rocken sich die vier Bayern munter durch ihr Set und werden einige Songs später auch mit dem entsprechenden Applaus belohnt. Richtig gut rüber kommt „Alte Liebe rostet nicht“ bei dem laut mitgesungen und geklatscht wird. Auch das Marteria Cover „Kids (Zwei Finger an den Kopf)“ sorgt noch einmal für Stimmung. Insgesamt erwischen die Jungs heute aber keinen guten Tag und wirken irgendwie deplatziert. Der Sound ist wenig druckvoll und die Tatsache, dass dann im letzten Song „Leck mich“ zwischenzeitlich auch noch die Gitarre nicht mehr zu hören ist, schon fast bezeichnend. Zwar recken sich bei diesem Song immer noch eine ordentliche Anzahl der von der Band geforderten Mittelfinger in die Luft, irgendwie passt das aber alles nicht so recht ins Bild. Immerhin bekommt die Band zum Abschluss noch den verdienten Anstandsapplaus.

Nach erfreulich kurzer Umbaupause geht es dann aber endlich los mit In Extremo. Die Pyros knallen, als der Vorhang mit dem „Weckt die Toten“ Mönchskopflogo fällt und „Quid pro Quo“ von der Band intoniert wird. Sofort ist das Bielefelder Publikum voll da und reißt dem letzten Einhorn und seinen Mannen die Arme entgegen. Auch „Feuertaufe“, bei dem immer wieder Feuersäulen auf der Bühne hochschnellen, kommt bestens an. Das kann schon mal als Einstand nach Maß gewertet werden. Bei gutem Sound und bestem Licht rocken sich die sieben Vaganten dann durch eine illustre Mischung aus alten und neuen Songs und scheinen dabei richtig viel Spaß zu haben. Verglichen mit dem Gig Ende 2014 im Jovel in Münster ist das heute eine Weltklasse-Show. Es scheint fast so, als habe die Band auf der Loreley richtig Energie getankt und sich selbst einer Art Frischzellenkur unterzogen.

Erwartungsgemäß finden sich auf der Setlist viele Songs des neuen Albums, die sich allesamt gut in das Gesamtgefüge eingliedern. Richtig klasse laufen natürlich Songs wie „Störtebecker“ oder „Roter Stern“. Auch der neue Partyknaller „Sternhagelvoll“, bei dem die Halle mit einer Glitzerkanone befeuert wird, hebt die Stimmung ungemein und wird lautstark mitgesungen. Aber auch eher ruhigere Songs, wie „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ oder der „Black Raven“, kommen gut an, was nicht zuletzt an der sehr emotionsvollen Darbietung der Band liegt. Beste Stimmung herrscht aber nach wie vor bei Bandklassikern, wie „Spielmannsfluch“, „Ai vis lo lop“  oder auch „Frei zu sein“, die nach allen Regeln der Kunst abgefeiert werden. Glücklicherweise ist der Ringlokschuppen heute nicht ganz ausverkauft, denn so bleibt genügend Platz zum Springen, Klatschen und Pogen. So machen In Extremo richtig viel Spaß.

Im Zugabenblock hat die Band mit „Himmel und Hölle“ und „Ihr allein“ nochmal zwei Songs am Start, bei denen man einfach nicht still stehen bleiben kann. Und so verwundert es auch nicht, dass sich der Saal spätestens jetzt in einen Hexenkessel verwandelt hat. Für Gänsehautfeeling sorgt dann noch einmal das etwas andächtige „Liam“. Ganz besonders die ziemlich coolen Feuerschalen, die zu Anfang des Songs auf der Bühne entzündet werden, verleihen dem Lied eine ganz besondere Atmosphäre. Abgeschlossen wird dieser tolle In Extremo-Gig dann mit dem „neuen Villeman og Magnhild“ „Pikse Palve“.

Abschließend kann man In Extremo nur beglückwünschen. Nach den doch etwas durchwachsenen Alben „Sterneneisen“ und „Kunstraub“ hat man mit „Quid pro Quo“ ein tolles Album geschaffen, welches wieder einen Bogen zu den frühen Veröffentlichungen spannt. Und auch live hat die Band wieder vieles von dem Feuer und der Leidenschaft aus „Verehrt und angespien“ und „Sünder ohne Zügel“ Zeiten zurückgewonnen. Wenn die Jungs so weitermachen, dann werde ich sie mir auf jeden Fall noch einige Male ansehen.

Setlist In Extremo

  1. Quid Pro Quo
  2. Feuertaufe
  3. Zigeunerskat
  4. Vollmond
  5. Störtebecker
  6. Gaukler
  7. Unsichtbar
  8. Sängerkrieg
  9. Lieb Vaterland, magst Ruhig Sein
  10. Rasend Herz
  11. Roter Stern
  12. Frei Zu Sein
  13. Spielmannsfluch
  14. Ave Maria
  15. Ai Vis Lol Lop
  16. Sternhagelvoll
  17. Küss Mich
  18. Black Raven
  19. Moonshiner

Zugabe

  1. Himmel und Hölle
  2. Nur Ihr Allein
  3. Liam
  4. Pikse Palve

 

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