Konzertbericht – Ignite 03.11.2019 - Bastard Club, Osnabrück

Ignite

“Ein Ritterschlag für den Zeckenbunker”, so kann man es auch sagen, Schnalli. Ignite sind Orange County´s Finest in Sachen Melodic Hardcore. Dass die Kalifornier gefragt sind, beweist die Tatsache, dass nicht nur das Konzert restlos ausverkauft ist, sondern am selben Abend noch eine zweite Zusatzshow gespielt werden muss. Diese ist übrigens ebenfalls ausverkauft.

Ich habe ein Ticket für die eigentliche Matinee Show um 16:00 Uhr. Vor dem Laden noch schnell eine Bratwurst reingemeddelt und ab geht´s vor die Bühne. Heute ist alles etwas enger getimed.

Den Anfang machen aber zunächst einmal die deutschen Punks von Snareset oder SNRST, wie es auf ihrer Bassdrum geschrieben wird. Ihr schneller Punk tönt sehr melodisch und fast schon kalifornisch, wie man es etwa von Bands wie Blink 182 kennt. “Middelfingers” und “Stop It” heißen ihre Opening Tracks. Die als Quartett agierende Band hat einen Sänger/Gitarristen, der entfernt der verschollene Bruder von Thore Wittenberg sein könnte. Die übrigen drei liefern allesamt die Backingvocals. Kein Punk ohne eine Aktion. Die Jungs machen auf die Kampagne “#SOLIDARITYNOTSILENCE” aufmerksam. Hierzu werde ich am Ende dieses Reviews noch ein paar Zeilen schreiben. Mit “Happy” beenden die Jungs dann ihren Set. PS: Am Merchstand gab es massenhaft FCK-AFD-Aufkleber für Umme, die ich natürlich reichlich mitgehen lassen habe.

Zu den Klängen von The Who´s “Won´t Get Fooled Again” (Bekannt als Theme von CSI Miami) werden die letzten soundtechnischen Arbeiten vorgenommen und die Getränke für die Band auf die Bühne gestellt. Es mag daran liegen, dass die Jungs später noch eine Show spielen müssen, aber es ist nicht ein Tropfen Alkohol dabei. Vielleicht gehört die Band aber auch der Straight-Edge-Bewegung an. Das weiß ich leider nicht.

Mit “Veteran” eröffnet Ignite ihren Set. Bereits vor ein paar Tagen mussten die Band eine Show auf Grund von Stimmproblemen von Frontmann Zoltán „Zoli“ Téglás verkürzen, und auch heute scheint er noch Probleme zu haben. Gesanglich klingt es Top. Doch aufgrund der Tatsache, dass es heute Abend noch eine Show gibt, wurde sicherheitshalber im gesamten Bastard Club das Rauchen verboten. Er selber steht im Longsleeve auf der Bühne und schwitzt kolossal. Auch greift er zwischen den Songs sehr oft zu den Getränken und fasst sich öfter an die Brust.

Auch mit dem Sound scheinen die Jungs von Ignite noch nicht so ganz zufrieden zu sein. Zoltán gestikuliert und diskutiert sehr oft und wild mit seinem Bassisten und scheint vorerst keine sehr gute Laune zu haben. Das ändert sich Gott sei Dank im Verlaufe des Sets. Unter anderem mit seiner Aussage, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem die USA Deutschland im Fußball besiegen werden, was im Damenfußball bestimmt schon passiert ist.

Zum Song “Run” darf dann der Snareset Fronter ran, der den Song allerdings von einem Textblatt ablesen muss. Dennoch macht er seine Sache gut. Danach kehrt Ignite’s Zoli zurück auf die Bühne. Diesmal im dicken Zipper und mit Schal um den Hals. “Slowdown” ist laut Aussage der Band ihre bisher einzige One-Take-Aufnahme und der Song “You” wird dem am steilsten abgehenden Typen im Publikum gewidmet, der es beim Crowdsurfen sogar geschafft hat, die Monitorbox des Frontmanns umzutreten.

Erstaunlich finde ich aber, dass bis auf ihn und ein/zwei andere Ausnahmen (mich zum Beispiel) die gesamte erste Reihe aus Frauen besteht. Wurde bei den ersten Stücken noch wild gemosht, ist das Ganze nun in ein gemütliches Schwofen abgeglitten. Mit dem U2-Cover “Sunday Bloody Sunday” wird der offizielle Teil des Ignite Sets beendet, um dann mit “Live For Better Days” und “Bleeding” noch zwei Zugaben zu spielen. Danach ist erstmal Schicht, zumindest bis 20 Uhr, denn da wird die zweite Show gespielt.

Nun möchte ich noch mal ein Paar Worte über die von mir bereits erwähnte Aktion #SOLIDARITYNOTSILENCE verlieren. Hierbei handelt es sich um eine Aktion, bei der eine Gruppe von Frauen in Großbritannien einen Rechtsstreit führt. Es geht um den Frontmann der in UK sehr bekannten Band The King Blues, Jonny (Itch) Fox, der eine sehr mittelalterliche Einstellung zu Frauen hat. Er ist der Meinung, sie zu benutzen und ausnutzen zu können, wie es ihm gefällt, und damit auch ein Teil der bereits bekannten #METOO-Debatte ist.

Mehrere Frauen, die sich stark gegen ihn gemacht haben und laut ihre Meinung vertreten, wurden nun von ihm und der Band verklagt. Diese haben einen großen finanziellen Vorteil und so natürlich auch den Luxus, sich gute Anwälte leisten zu können. Da es nicht in jedem Land den Standard der Rechtsschutzversicherung gibt, soll die Aktion #SOLIDARITYNOTSILENCE Geld für die Anwaltskosten der Damen erwirtschaften. Wer sich für Frauenrechte stark machen möchte und/oder Geld spenden möchte, findet weiter Informationen auf Social Media unter Solidaritynotsilence.

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