Metal Day At The Maiwoche 15.05.2022, Georgstraße, Osnabrück

2019 starteten wir mit dem Metal Day die Mission “Make The Maiwoche Metal Again“, was uns damals auch gut gelang. Nach zwei Jahren Coronapause heißt es nun “Let The Maiwoche Stay Metal” Mit vier Bands aus unterschiedlichen Genres, die unter dem Motto: “Umsonst und draußen” für das Publikum spielen, sollte für jeden was dabei sein. Also Abfahrt.

Maiwoche Metal Day

Obwohl es der Metal Day auf der Maiwoche ist, eröffnen Blazing als Heavy Rock Band den Abend. Die 2020 gegründeten Osnabrücker bieten den perfekten Auftakt zum locker rein kommen und Bier trinken. Ihre Sängerin ist zwar am Anfang noch etwas zurückhaltend, taut dann aber doch schnell auf. Ihr Hemd weicht langsam einem bauchfreien Top und ihr Gitarrist beschließt einfach mal, auf der Bassdrum seines Schlagzeuger zu posen und mit der Gitarre über dem Kopf zu spielen. Posen kann er.

Die Stoner Rock/Sludge/Doom Szene scheint eine Affinität für große prähistorische Dickhäuter in ihren Namen zu pflegen. Man denke da an Iron Walrus oder Mastodon. Die aus dem Osnabrücker Südkreis kommenden Blood Red Mammoth bilden da keine Ausnahme. Schon ihr Intro lässt das tonnenschwere Tier erahnen, welches sich hier gleich musikalisch seinen Weg bahnt. Schwere Riffs, die teilweise auch vom Bass gespielt werden, der ebenfalls wie die Gitarre ein Effektboard nutzt, mischen sich mit tiefen Growls und hellem Klargesang, der mit viel Hall versehen ist. Einflüsse aus Blues, Doom, Sludge und eventuell sogar Nu Metal fließen in Songs wie “Down Here”, “Die Hard” oder “Chernobyl” zusammen. Mit “Never Run Away” beendet man einen Set, der musikalisch mehr als intensiv war.

Früher hatten Bands zwei Meter große Dämonen und feuerspeiende Drachen als Bandmaskottchen auf der Bühne. Tales Of Ratatösk haben ein Plüsch-Eichhörnchen dabei. Meine Damen und Herren, die 80er sind endgültig vorbei. Allerdings hat das Nagetier für die Musik der Pagan Metaller aus Oberhausen eine tragende Rolle eingenommen. Denn es ist das namensgebende Ratatösk. Kurzer Chrashkurs in Nordischer Mythologie? Aber gerne! Im Weltenbaum Yggdrasil leben ein Adler in der Baumkrone und ein Drache an den Wurzeln. Da beide sich nicht gut leiden können, schicken sie sich Nachrichten über das Eichhörnchen Ratatösk, welches den Baum hoch und runter klettert. Seine Geschichten, die es währenddessen erlebt, werden in Songs wie “Fire And Ice” oder “Wooden Foresight” erzählt.

Mit sieben Musikern wird es auf der Bühne aber auch verdammt eng. Neben der Standardbesetzung aus Gitarre, Bass, Gesang und Schlagzeug werden auch Dudelsack, Violine und etwas, was ich für eine Laute halte, eingesetzt. Ihre Frontkämpferin ist zwar klein von Statur, keift aber jeden 2-Meter-Berserker in Grund und Boden. Mit “Raise Your Horns”, nicht verwandt oder verschwägert mit dem gleichnamigen Amon Amarth-Stück, endet ein mit Trinkhörnern und Honigwein geschwängerter Ausflug in die Nordische Götterwelt.

Kleiner Funfact zum Schluss. Ihr zweiter Gitarrist musste noch in letzter Minute persönlich aus Oberhausen abgeholt werden und kam erst kurz vor der Stagetime an. Hoffentlich hat er seinem Fahrer die möglichen Strafzettel erstattet.

Bleiben wir in der Mythologie. Dieses Mal in der griechischen. Dort ist die Harpyie, was so viel bedeutet wie “reißender Sturm”, ein geflügeltes Mischwesen in Vogelgestalt mit Frauenkopf. Und so bestialisch wie diese Dämonen auch sind, so melodisch setzt sich die, von der Band als Metalcore Folk bezeichnete Musik, im Ohr fest.

Als einzige Band des Tages haben Harpyie nicht nur deutsche Texte und eine ähnlich reichhaltig aufgestellte Vielfalt an musikalischen Einflüssen, wie die Mammut-Jungs (NDH Metalcore Mittelalter Rock), sondern fahren für die Bühne auch visuell ordentlich auf. Podeste mit Holzpalisaden als Verblendung, Nebelwerfer und extra Lichttraversen. Einzig auf ihr Bühnen-Make-up mussten sie verzichten, weil sie ihren Schminkkoffer verloren haben. Anstelle einer zweiten Gitarre setzt man im Hause Harpyie auf eine Drehleier. Sieht man auch nicht oft. “Seemann Ahoi” wird für das Publikum zu einer Gymnastikeinlage ausgebaut und beim Luna Luna Cover “Wenn Ich Tot Bin” wird aus dem bereits entstandenen Moshpit ein Tanzpit. Generell ist das Publikum bei allen Bands zu spontan improvisierten Ausdruckstänzen aufgelegt.

Zeitlich bedingt musste zwar der Song “Nachtfalter” aus der Setlist fliegen, aber zum Schluss wird mit der obligatorischen Feuerzeug-, respektive Handlampenschwenkballade “Löwenherz” noch einmal ein beeindruckender Abschluss gesetzt. Und auch hier gibt es eine kleine Randnotiz: Als uns die Jungs beschreiben wollen, dass sie da irgendwo bei Bielefeld leben und den altbekannten “Bielefeld gibt’s nicht”-Witz entstauben, ist die Reaktion eines Zuschauers besonders herausragend. Denn er kennt Bielefeld. Da hat er nämlich im Knast gesessen. Resultat am Ende. Die Maiwoche bleibt Metal. Bis nächstes Jahr.

Fotogalerie Metal Day Maiwoche Osnabrück 2022

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