Mr. Hurley & Die Pulveraffen – Tortuga VÖ: 25.08.2017, Vertigo Berlin, Mittelalter/Folk/Shanty

Tortuga

Auftritte auf Wacken, dem Rockharz oder dem Summer Breeze sind mittlerweile keine Besonderheit mehr für die Senkrechtstarter der deutschen Mittelalterszene. Die Sprache ist von keiner anderen Meute als den Piraten von Mr. Hurley & Die Pulveraffen, die nun mit ihrem vierten Album ihre Segel gen Tortuga, dem sündhaftesten Hafen der Karibik, hissen.

Eröffnet wird das Werk mit einem aus dem Live-Set bekannten Lied. Nun nicht ganz… Erst gibt es ein lauschiges, maritimes Intro, gesprochen von keiner anderen männlichen Stimme wie die des Einäugigen Morgans. Der Song selbst sorgt schon für den ersten Angriff auf die Gesichtsmuskeln, denn „Totgelacht“ überzeugt wieder einmal mit lustigen Wortspielen, wie man es von den Affen mehr als gewohnt ist.

Ähnlich bekannt, aber hart süffig überzeugt der Song „Achtung, Fertig, Prost!“, der als eine der ersten Videoauskopplungen des Albums diente, und dieser sorgte schon im Live-Video auf dem Rockharz für eine ordentliche Party. Hier kommt ein Fan voll auf seine Kosten. Der erste Vorreiter für das Album ist der Song Tortuga, der auch als guter Partytrack durchgeht. Der Refrain lässt das Tanzbein schwingen und es geht vorwärts. Ein Trinklied der besten Klasse.

Ruhiger und deutlich romantischer geht es in der Ballade „Ich Kanone Dich Nicht Leben“, einem kleinen Schunkelshanty, der eher durch seinen Witz besticht und einen guten Comedytrack abgibt. Etwas ruhiger ist auch „Trau Keinem Piraten“, der leider in den Strophen eher langweilig klingt, doch auch hier bauen die Pulveraffen einen guten Refrain auf, der zum Schunkeln und Tanzen animiert und erst zum Ende hin sein volles Potential entfaltet sowie mittels Seemannschor und einschlägiger Melodie seine Wirkung erzeugt.

Rockiger gehen die Affen dann mit „Schlechtes Vorbild“ voran. Der Song über das Piratenimage geht direkt ins Ohr, und durch die Arbeit mit dem Kinderchor der Grundschule Haste bekommt der Song einen lustigen Charme und rückt das Vorbild der Piraten in ein ironisches Licht. Mein Liebling des Albums „Gib Dem Affen Zucker“ klingt nicht nur nach einem knallharten Aggro-Shanty, sondern hat mit seinem trampelnden Takt und dem eingängigen Refrain über die Grogzubereitung das Zeug zu einem neuen Evergreen der Piratenbande.

Kommt das Beste zwar zum Schluss, ist bei „Das Letzte“ noch nicht Sense, sondern erst kurz über Halbzeit. Wieder gibt es einen Song zum Schunkeln und Grölen. So ist es schön, wenn es dann auch mal kurz etwas ruhiger wird. „Wär Ich Gouverneur“ ist sanft und ruhig, aber gibt auch in gewisser Art und Weise ein politisches Statement ab, das sich durch die ironische Maske des Songs betrachten lässt.

Schnipsender Takt – Das kann nur ein Blues sein und den gibt es „Mit’n Schwert“. Auch dieser Song war einer der ersten Songs, die es ins Live-Set geschafft haben. Der Refrain ist super, der Text ist witzig und schippert musikalisch mal in etwas anderen Gewässern. Mit „Was Du Kriegen Kannst“ geht es aber wieder in bekannte Gewässer zurück, und wieder gibt es tanzbare Piratenmusik. Doch nach diesem kleinen Abstecher wagen die Pulveraffen wieder einen Weg auf neue Wasser.

„Der Haifisch“ ist ein Worksong, sprich es gibt einen einfachen Text mit ein oder zwei sich immer wieder wiederholenden Zeilen. Das Lied passt super zum sonstigen Output der Pulveraffen, so dass man hoffen kann, dass es da bald noch mehr ähnliche Songs geben könnte. Verabschiedung gibt es vom Album mit dem sanften Gutnachtlied „Gute Nacht Tortuga“.

Was rhythmisch wie ein Schlaflied klingt, wird durch seinen Text zu einer kleinen Geschichte über die Piratencrew der Lightning, dem Schiff der Pulveraffen. War dies wohl nicht ganz der letzte Song, denn was wäre eine CD der Pulveraffen ohne „Blau Wie Das Meer“. So gibt es für alle Fans eine überarbeitete, neu aufgenommene Version des bekanntesten Tracks der Bande.

Die Kaperfahrt der Osnabrücker geht weiter. „Tortuga“ bietet jede Menge Schunkel- und Sauflieder, es darf jederzeit das Tanzbein geschwungen werden. Auch scheint den drei Matrosen wohl nie der Witz in ihren Texten zu fehlen oder gar die Ideen für ihre Songs auszugehen. Mit diesem Album gehen sie noch einen Schritt weiter und werden derbe das Steuerrad rumreißen gen große Festivals.

Das Einzige was mir ein bisschen fehlt, sind die mystischen, erzählerischen Tracks wie auf dem Vorgängeralbum „Voodoo“. Dafür gibt es jede Menge anderen Stoff zum Grölen und Rum trinken. Sollte das aber mal schief gehen, nicht vergessen: „Was auf Tortuga passiert, bleibt auf Tortuga“.

Tracklist:

  1.  Totgelacht
  2.  Achtung, Fertig, Prost!
  3.  Blakes Landgang I
  4.  Tortuga
  5.  Ich Kanone Dich Nicht Leben
  6.  Trau Keinem Piraten
  7.  Schlechtes Vorbild
  8.  Blakes Landgang II
  9.  Gib Dem Affen Zucker
  10.  Das Letzte
  11.  Wär Ich Gouverneur
  12.  Blakes Landgang III
  13.  Mit’n Schwert
  14.  Was Du Kriegen Kannst
  15.  Der Haifisch
  16.  Blakes Landgang IV
  17. Gute Nacht Tortuga
  18. Blau Wie Das Meer

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