Neverland In Ashes + Each Living Lie 02.01.2021 - Krachgarten TV /Twitch

Neverland In Ashes

So, frohes Neues erstmal. Ok, alle gesellschaftlichen Floskeln erledigt? Gut. Das neue Jahr beginnt – zumindest für mich – häufig mit dem Weckörhead-Konzert Anfang Januar. Leider ist dieses aus den immer noch bekannten und uns langsam zum Hals raushängenden Gründen nicht möglich. Daher befasste ich mich mit dem Livestream des “Krachgarten” in Wesel und den beiden aufspielenden Bands Each Living Lie und Neverland In Ashes.

Für den Krachgarten, der sich in Wesel befindet, ist das bereits der 70. Stream dieser Art. Dafür kann man F drücken. Im Vorprogramm lässt man uns teilhaben, wie zwei professionelle Köche das Catering für die Bands zubereiten, bevor es nach kurzer und gemuteter Umbaupause mit der ersten Band losgeht.

Each Living Lie sind nicht nur die Gastgeber des heutigen Streamkonzertes, sondern bestätigen auch mit ihrem Namen das Klischee, dass Core-Bands immer drei Worte im Namen haben. Das Konzept der Bühne ist hier etwas merkwürdig, da es keine einheitliche Bühne gibt. Die Instrumentalisten sind in einer Halle untergebracht und mit mehreren Metern Abstand und Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Der Frontmann wird gleich komplett in einen anderen Raum outgesourced und kann seine Mitmusiker nur über seine In-Ears hören und über verschiedene TV-Screens sehen. Generell sind um die Musiker sehr viele Bildschirme angebracht, damit sie ihre Kollegen sehen können. Each Living Lie aus Düren, Aachen und Köln, spielen, wie schon erwähnt, Core. Metalcore um es etwas besser zu definieren.

Leider leidet der Sound etwas. Am stärksten merkt man das am Gesang und am Schlagzeug, die leider nicht immer auf den Punkt treffen. Gerade der Gesang ist mir aber sehr negativ ins Auge bzw. ins Ohr gefallen. Dieser ist aufgeteilt auf den Frontmann, der sehr heisere und leider halbgare Grunts verwendet, und den Gitarristen, der den Klargesang beisteuert, aber leider auch nicht jeden Ton trifft. Da ist es auch nicht förderlich, dass der Frontgrunzer beim ersten Stück seine In-Ears verliert. Auch ein wenig fraglich ist die Entscheidung, den Fronter vor einen Greenscreen zu parken, auf dem dann eine Fabrikhalle projiziert wird. Das Ganze wirkt unfreiwillig albern, besonders in Bezug darauf, dass seine Kollegen den Hintergrund nicht haben.

Auf die Songs kann ich hier auch nur am Rande eingehen, da mir die Band bisher unbekannt war und man leider auf die Einblendung der Titel verzichtet. Über einige der Ansagen erfahre ich dann aber Namen, wie “Never Again”, “Drowned”, bei dem der Gitarrist mal eben sein Mikro komplett umhaut, “Restless”, und “Vengeance”. Zudem kommt die Band auf die Idee, eines ihrer bisher noch unbekannten neuen Bandshirts an die Person zu verschenken, die den geilsten Clip des Konzertes einsendet. Dieses ist leider sehr höhepunktarm und blass, was aber vielleicht auch an der Situation des Trennens der Musiker liegen kann. Wenigstens hat der Chat mit Sprüchen wie  “2005 hat angerufen – die wollen ihre Cringe-Mucke zurück” ordentlich Humor bewiesen.

Besser gefallen mir da Neverland In Ashes aus Köln, die ebenfalls im Metalcore beheimatet sind. Auch sie haben mit denselben Umständen zu kämpfen, wissen aber besser damit umzugehen. Auch hat man sich hier entschieden, in der Gesangskammer den Greenscreen gegen ein Backdrop auszutauschen, was dann doch wesentlich stilvoller ist. Schade ist nur, dass man häufiger einen Kameramann durchs Bild wuseln sieht, seine eingefangenen Bilder aber nicht übertragen werden und man stattdessen auf statische Kameras setzt.

Leider gibt es auch hier beim ersten Song ein paar Probleme. Diesmal hat der Schlagzeuger Marius, der bei einem “Neal Peart Look a like”-Contest mindestens unter die Top 5 kommen würde, seine In-Ears verloren, weshalb er ein wenig hinterher hängt und kurzzeitig sogar komplett aussetzt. Als das Problem behoben ist, ballert er aber wieder tight durch das Set.

Auch Songs wie “SOS” oder “Carry On” gefallen mir musikalisch deutlich besser als bei der Vorgängerband, da es zwischen all dem Core auch noch Ansätze von Melodic Death Metal gibt. Da die In-Ear-Komplikationen mit dem Schlagzeuger etwas länger dauerten und wir so vom Frontmann bespaßt wurden, fällt ihm nun auf, dass er schon 95% seiner Ansagen zerschossen hat. Auch wollte er in dieser Zeit auf den Chat eingehen bis er merkte, dass er in seiner Kammer, in der es übrigens laut ihm -5 C sind, gar kein Netz hat. Darum geht es weiter mit Musik. “Miles And Miles” oder “City Lights” wirken auf den ersten Blick typisch für eine Core-Band, haben aber dann doch ein paar spannende Melodiebögen in Peto.

Die Band und ihr Management haben zudem beschlossen, dass es vorerst kein Album, dafür aber viele einzelne Singles geben soll. Den Sinn der Sache darf jeder für sich selber suchen. Mit “Timeless”, “Cross My Heart” und einer leider nicht namentlich erwähnten Zugabe beendet man den Set. Eine kurze Version der Eurovisionshyme im Nanana-Stil beendet dann auch den Stream. Nicht ganz meins, aber dennoch unterhaltsam. Man muss halt dieser Tage mit weniger auskommen.

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