Rainald Grebe – Das Elfenbeinkonzert

Release: 20.03.2017
Genre: Liedermacher, Comedy
Label: Versöhnungsrecords (Broken Silence)
Homepage: http://www.rainald-grebe.de/

Rainald Grebe, der geborene Multitasker, lässt sein fünftes Solowerk mit dem Titel „Das Elfenbeinkonzert“ auf das Volk los. Mit diesem beweist er erneut, dass er auch gut ohne Orchester auskommt. Das auf CD gepresste Programm, mit dem er bereits seit über einem Jahr live unterwegs ist, soll die Begeisterung des Publikums in die heimischen Gefilde befördern. Aber ist das überhaupt möglich?

Wer jemals in den Genuss eines Konzerts dieses vielseitig begabten Menschen (Musiker, Kabarettist, Autor, Schauspieler und Regisseur) kam, wird die Euphorie kennen, die es verursacht. Die gleiche Stimmung auch zu Hause zu erzeugen, bringt allerdings seine Schwierigkeiten mit sich.

Rein musikalisch kommt für Grebe-Kenner selten etwas Überraschendes – der Mann und sein Klavier, gekonnt und treffsicher eingespielte Piano-Melodien, angereichert mit elektronischen Spielereien und Samples. Textlich erwartet den Hörer ebenfalls die typisch Grebe´sche Raffinesse, die immer wieder der Gesellschaft, wenn auch verkappt, den Spiegel vorhält. In eine Segelmetapher gepackt wird sich beispielsweise über das alltägliche Handyverhalten und dem Fortschrittswahn echauffiert („Auf Sicht“). Es wird, tagespolitisch aktuell, dass Morgenland mit dem Abendland verglichen („Morgenland Abendland“) oder die Geschichte des Wortes „Volk“ aufgearbeitet („Des Knaben Wunderhorn“). Ein andermal wird auf siebeneinhalb Minuten ausführlich von dem letzten Mittelaltermarktbesuch erzählt, angereichert mit Ungereimtheiten und Absurditäten, auf die er dort gestoßen sei.

Völlig unpolitisch wird es, wenn sich Grebe in aller Ausführlichkeit mit seinem Tontechniker unterhält, um im Anschluss seinen Job selbst zu übernehmen und den Pitch zu testen („Soundcheck mit Implantat“) – der dann später, im „Mädchendadaismus“, ausführlich angewendet wird. Oder sich ausgiebig über die „Verunreinigung des Endreims im deutschen Hip Hop“ auslässt und diesen als Euphemismus brandmarkt.

Mit „Endreim in der Bronx“ wird die zweite Hälfte des Konzerts eingeläutet, was für das Album nicht weiter von Relevanz ist. „Mr. France“ übernimmt einen rappenden Part, wodurch thematisch ein nahtloser Übergang zum ersten Teil hergestellt wird. Überhaupt wurde sich beim „Elfenbeinkonzert“ erstaunlich häufig am Hip Hop orientiert. Auch in „Das Luden-ABC und der Gangsterrap“ geht es um – wie zu erwarten bei dem Titel – Rap. Genau genommen um Xatar, der vom kulturell geprägten Goethe-Institut verbreitet werde, trotz eher mäßiger musikalischer Darbietung. Grebe habe sich diesen zum Vorbild genommen und das Lied „Palmöl aus Malmö“ geschrieben, damit ihm diese Unterstützung ebenfalls zuteil wird.

Ist im Großen und Ganzen von seiner bürgerlich-evangelischen Erziehung nicht mehr viel erkennbar, so scheint doch der Zivildienst in der psychiatrischen Klinik an mancher Stelle noch Spuren hinterlassen zu haben. Oft sehr schräg ist aber eines sicher: langweilig wird’s bestimmt nicht, zumindest nicht bei den ersten Hördurchgängen. Wo wir vielleicht direkt bei dem größten Problem eines solchen Albums wären. Das Schicksal dieses Genre liegt eindeutig in dessen Kurzlebigkeit, denn dass einem ein Witz – der gerne auch mal im Halse stecken bleibt – beim zwanzigsten Mal immer noch vom Höckerchen schmeißt, ist selten. Selbst wenn es sich um derart treffsichere Pointen und Absurditäten wie bei einem Rainald Grebe handelt.

Tracklist:

  1. Junge
  2. Soundcheck Mit Implantat
  3. Goethe Institut Elfenbeinküste
  4. Stadtmarketing
  5. Der Endreim Im Hiphop
  6. Auf Sicht
  7. Die Liebe Ist Ein Omnibus
  8. Stadt Und Land
  9. Morgenland Abendland
  10. Mädchendadaismus
  11. Kinderbergwerk
  12. Mittelaltermarkt
  13. Dirk
  14. Endreim In Der Bronx
  15. Der Bass Muss Laufen
  16. Des Knaben Wunderhorn
  17. Das Luden-ABC Und Der Gangsterrap
  18. Palmöl Aus Malmö
  19. Grand Bassam
  20. In Between
  21. Zusammenhang

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