Rock Am Härtsfeldsee 28.06. - 29.06.2024, Dischingen, Baden-Württemberg

Und schon ist wieder ein Jahr rum, und die Ochsentour zum Rock Am Härtsfeldsee steht an. Dieses Jahr habe ich die fragwürdige Ehre rund 500 Km bis nach Baden-Württemberg als Fahrer zu agieren. Also rauf aufs Gas und ab gehts.

Festivalflyer Rock am Härtsfeldsee 2024

Rock am Härtsfeldsee – Los geht’s

Ca. 13:00 Uhr erreichen wir unsere Stammunterkunft `Zum Goldenen Rössle` im Ortskern von Dischingen. Erstmal Bier und dazu einen hausgemachten Cheeseburger mit Fritten. Kurz darauf beweist Petrus noch einmal, dass er offenbar keinen Metal mag. Dass es in Bayern und Baden-Württemberg seit Wochen eine Hochwassernotlage gibt, wird schnell deutlich. als der Biergarten bei plötzlichem Starkregen vollläuft. Wer sich nicht schnell genug auf einen der Füße der Sonnenschirme rettet, bekommt nasse Füße. Harmlos im Vergleich, was andere Menschen durchmachen mussten, aber eben auch unerfreulich. Dafür spendiert Gastwirt Eddy danach aber noch eine Runde Schnaps auf den im letzten Jahr verstorbenen Jörg Sandmann. Prost alter Freund.

Auf gehts zum Gelände. Binnen Minuten sind die Schuhe komplett schlammverkrustet. Just Festival Things. Über dem Merchzelt wurde dieses Jahr erstmals eine Videoleinwand errichtet. Nein, es wird kein Fußball übertragen. Vielmehr sollen so auch die Leute vor dem Zelt die Gelegenheit bekommen, die Bands auf der Bühne zu verfolgen. Das sorgt auch für Entzerrung. Über die Flutkatastrophe hatten wir gerade gesprochen. Das diesjährige Motiv der Shirts ist dahingehend vielleicht etwas makaber gewählt, wenn auch unbewusst, da der Druckauftrag lange vor dem Hochwasser rausging. Zu sehen ist der namensgebende Härtsfeldsee und im Hintergrund die im Nachbarort befindliche Burg Katzenstein. Aus dem See steigen Arme heraus, die die typische Pommesgabelgeste zeigen. Wenn auch unglücklich gewählt, ist dieses Shirt dennoch eines der schönsten, die das Festival jemals in Auftrag gegeben hat.

Freitag, 28.06.2024

Musik: Facing Fears eröffnen die 26. Version des Festivals. Ihre Musik würde ich in den Bereich des Alternative Rock und Modern Metal verorten. Dank der Videoleinwand kann man die Band auch verfolgen, während man am Merch ansteht, und der Sound, der aus dem Zelt kommt, ist glasklar. Viel hängen bleibt bei mir zwar nicht, das ist bei Erstkontakt aber häufig so und sollte nicht auf die Qualität der Band umgemünzt werden.

April Art aus Frankfurt a.M. bezeichnen ihre aus Punk und Modern Metal bestehende Musik als Sport Rock. Frontfrau Lisa Marie Watz unterstreicht dieses auch nochmal mit ihrem knallroten Adidas Sportkleid. Der Rest der Band ist ebenfalls komplett in Rot gekleidet, was den Eindruck erwecken könnte, dass es sich um eine Hobbyband, bestehend aus den Hellweg Ideengebern, handeln könnte. Sportlich ist die Musik allemal und Frau Watz ist nicht nur eine fähige Frontfrau, sondern auch eine sympathische Alleinunterhalterin. Die Kilometerzahl, die sie auf der Bühne zurücklegt, müsste ähnlich hoch sein, wie die eines Bruce Dickinson.

Es wird zappenduster mit Gothminister. Hat mir die Band schon bei meiner YouTube Recherche nicht viel gegeben, muss man immerhin anerkennen, dass sie auf der Bühne auf ihre peinlichen Nazgul Kostüme verzichten. Viel gibt mir aber der stark elektrifizierte Gothic Rock/EDM-Mix nicht, weshalb ich mir erstmal einen Met hole und mir das Ganze von draußen gebe.

Auch Grave Digger sind eine Band, die ich mir nur schwer geben kann. Dass liegt, wie einige Stammleser vielleicht noch wissen, nicht an der Musik der Gladbecker, sondern an Chris Boltendahls Kettenraucherstimme. Ehrlich, hätte die Band einen anderen Sänger, würde ich ihre Musik vielleicht sogar feiern.

Auch Legion Of The Damned, heute die einzige nichtdeutsche Band, haben mir in der Vergangenheit nicht sonderlich zugesagt. Der große Kritikpunkt des bis zum Erbrechen getriggerten Schlagzeugs fällt heute allerdings nicht ins Gewicht. Vielleicht ist es mein Alkoholpegel, aber das Ganze wirkt heute tatsächlich recht natürlich klingend. Das tighte Zusammenspiel der holländischen Thrasher war dagegen immer schon eine Stärke der Band. Ja, doch heute haben mir die Verdammten gefallen.

Blind Guardian sind eigentlich immer eine sichere Bank. Die Krefelder haben die Melodien, die bewegen und mit Hansi Kürsch einen charismatischen Frontmann. Was kann also schiefgehen? Naja, der Sound. Gerade Hansis Gesang ist wesentlich zu leise abgemischt. Das mag beim „The Bard Song In The Forest“ nicht weiter stören. Ist aber für den Verlauf der exquisiten Setlist leider sehr tragisch. Gerade weil mit „Bright Eyes“ und dem für das RPG Sacred 2 bereits 2008 veröffentlichten „Sacred Worlds“ gleich zwei Songs in der Setlist sind, die ich beim letzten Gig der Jungs in Osnabrück nicht bekommen habe.

Samstag, 29.06.2024 

Heute beginnt der etwas mittelalterliche Tag des Festivals. Nach einem standesgemäßen Mittagessen auf Burg Katzenstein, wird der Kilt auf Vollmast gezogen, die Armschienen geschnürt und die vom Schalm des Vortages verschmierten Sabatons angelegt. Gott mit uns.

Hammer King, nicht zu verwechseln mit Hammerfall oder Hammercult, spielen ganz dem Namen entsprechend Power Metal, in dem es um den namensgebenden Hammerkönig geht. Sie sind zugegeben kitschfreier als die Schweden, kommen dafür aber auch nicht an die Eingängigkeit und Melodie Hammerfalls heran. Dennoch ein guter Auftakt zum zweiten Tag.

Sodoms ehemaliger Gitarrist Bernemann hat sich mit Bonded eine eigene Band erschaffen. Diese ist zwar eindeutig im Thrash Metal beheimatet, aber klingt am Ende dann mehr wie eine deutsche Version von Death Angel als nach seinem alten Arbeitgeber, was mir im Endeffekt sogar mehr zusagt als die Band von Tom Angelripper selber.

Mit The New Roses kommen wir definitiv zu einer stabilen Hard Rock Band, die ihr Handwerk versteht. Problem daran? Ich kann mit dieser Musik einfach null anfangen. Also Zeit für ’nen Met im Außenbereich und Platz schaffen für die, die diese Musik wirklich interessiert.

Treffen sich ein Tribun, ein Kreuzritter, ein Wikinger und ein Spartaner auf ’ner Bühne. Was klingt, wie ein schlechter Treppenwitz, ist die Origin Story der Power Metal Band Warkings. Viel ist mir über die Musiker hinter den Masken nicht bekannt. Sie legen wert darauf, ihre Story zu erzählen, die besagt, dass die einzelnen Musiker in ihrer jeweiligen Epoche einen heldenhaften Tod auf dem Schlachtfeld (im Falle des Tribuns eher in einer römischen Arena) fanden und sich im Jenseits zusammengefunden haben, um ihre Geschichten in Form von klassischem Euro Power Metal zu erzählen. Das Ganze klingt auch wirklich mächtig, und das Bühnenbild mit Speeren und Lanzen ist imposant. Wie lange dieses Konzept tragbar ist, wird allerdings die Zeit zeigen.

In Extremo sind gern gesehene Wiederholungstäter und für mich die beste und am wenigsten peinlich wirkende Mittelalter-Rockband EU-West. Während in Dortmund die DFB-Elf gegen Blitzeinschläge, Dauerregen und dänische Wikinger kämpft, wird auf der Bühne ein klassischer Thüringer Mittelaltermarkt zelebriert. Während Dr. Pymonte (Welcher tatsächlich einen Doktortitel der Mathematik trägt) das Intro zu „Vollmond“ auf der Harfe zupft, bekommen wir von Frontmann Michael `Das Letzte Einhorn` Rhein kurz den Spielstand von 3:0 durchgegeben (Das Tor wurde später wieder aberkannt), was zu einem kurzen Jubel führt.

Mit „Lieb Vaterland“, „Sternhagelvoll“, „Mein Rasend Herz“, Oder auch „Liam“, welches zu meinem persönlichen Unmut immer in der grammatikalisch falschen gälischen Version und nicht in der viel schöneren deutschen gespielt wird, deckt man ein breites Spektrum an Alben ab. Auch wenn sich einige über das Fehlen von „Erdbeermund“ beschweren.  InEx sind live eine Bank und beenden die 26. Auflage des innig geliebten Pressluftzeltes würdevoll. Auch Jörg Sandmann würde dieses Jahr wieder wohlwollend auf das Festival blicken. Bis zum nächsten Jahr.

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