Ross The Boss – Kings Of Metal 35th Anniversary Show

30.04.2023, Alter Schlachthof Lingen

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr berichten wir aus dem alten Schlachthof in Lingen. Und das aus guten Grund, denn das Jugendzentrum stellt sich in letzter Zeit immer mehr als interessanter Anlaufpunkt für Freunde härterer Musik dar. Es überzeugt mit seiner gemütlichen Atmosphäre, freundlichen Mitarbeitern und humanen Preisen. Das ließ sich nicht zuletzt bei der von Runner der Herzen veranstalteten Death Mal Night im Januar diesen Jahres erfahren. Am 30. April hatte dann das Team von Rock Entertainment einen ganz besonderes Leckerbissen nach Lingen geholt, den ehemaligen Manowar-Gitarristen Ross The Boss mit seiner Ross The Boss Band. Unterstützt wurde die Truppe von den New Yorkern Sanhedrin und den Costa Ricanern Savage Existence. 

Ross The Boss

Savage Existence – Groove Metal aus Costa Rica

Eröffnet wird der Abend von den erst 2021 gegründeten Savage Existence aus Costa Rica. Mit ihrem Groove Metal haben sie schon eine gewisse Exotenstellung. Und eigentlich passen sie musikalisch überhaupt nicht ins ansonsten sehr traditionelle Billing. Doch das hält die sympathische Truppe keineswegs davon ab, eine energiegeladene Show abzuliefern. Ohne ernstzunehmende Pausen werden die Stücke direkt nacheinander durchgeballert. Dabei hat die Band insgesamt einen guten Sound und eine starke Präsenz auf der Bühne. Ganz besonders Schlagzeuger Jesse Radford, der mit freiem Oberkörper spielt und mit seinen Faxen immer wieder die Fans vor der Bühne zum Mitmachen animiert, ist ein Blickfang.

Vor dem letzten Song verkündet Frontmann Anton Darusso, dass es sich dabei um einen langsamen Song handle. Das dann folgende “Independence Day” ist dann aber alles andere als eine langsame Nummer, sondern entpuppt sich als absoluter Knüppelsong. Leider ist noch sehr wenig los vor der Bühne. Aber eine Reihe Zuschauer direkt vor der Absperrung zeigt sich begeistert von der Band. Nach der Show haben wir noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Sänger Anton Darusso. Darin erzählt er, dass die Band einfach Bock hat zu touren und jetzt für zwei Wochen in Europa unterwegs ist. Dafür hat sich die ganze Band extra Urlaub genommen. Das ist mal Einsatz.

Heavy Metal von Sanhedrin aus Brooklyn, New York

Nach dieser musikalischen Stippvisite in den Groove Metal ist nun Zeit für klassischen Heavy Metal in Gestalt von Sanhedrin. Das Trio aus Brooklyn, New York, mit seiner charismatischen Sängerin Erica Stoltz konnte im vergangenen Jahr nicht zuletzt durch sein starkes 2022er Album “Lights On” enorm an Respekt und Anerkennung in der Metal-Szene gewinnen. Dementsprechend wird es auch etwas voller vor der Bühne als die ersten Töne von “Riding On The Dawn” erklingen. Die Pommesgabeln gehen in die Luft und die Band wird mit Applaus begrüßt.

Sofort fällt auf, dass sich das Trio auf der Bühne sehr wohl fühlt und eine enorme Spielfreude entwickelt. Hatte ich bei meinem letzten Aufeinandertreffen mit der Band letztes Jahr im Bastard Club noch das etwas statische Stageacting bemängelt, ist davon heute nichts zu spüren. Vor allen Dingen Frontfrau und Basserin Erica Stoltz sowie Gitarrist Jeremy Sosville harmonieren bestens miteinander und interagieren auch immer wieder mit dem Publikum.

Die Songs kommen heute schwerpunktmäßig vom ersten Album der Band “A Funeral For The World”. Das überrascht zwar etwas, kommt aber dennoch gut bei den leider immer noch sehr wenigen Fans vor der Bühne an. Es wird gerockt, geklatscht und vereinzelt auch mitgesungen. Zum Ende sorgt die Lichtshow noch für ein paar coole Effekte, als man mit “In From The Outside” auf die Zielgerade einbiegt. Dann ist Schluss. Ein insgesamt cooler Auftritt, der mehr Zuschauer verdient hätte.

35 Jahre “Kings Of Metal” – Ross The Boss

Und damit kommen wir zu dem, weswegen wohl die meisten heute Abend hergekommen sind. Ross The Boss, die Band des ehemaligen Manowar-Gitarristen Ross Friedman. Die heutige Show wurde als “Kings Of Metal 35th Anniversary” Show angekündigt. So startet man auch mit dem zügigen “Blood Of The Kings” von besagtem Album in das Set, was sofort für Begeisterung vor der Bühne sorgt. Bevor man sich danach aber weiterem “Kings Of Metal”-Material widmet, gibt es mit “The Oath”, dem großartigen “Sign Of The Hammer” und “Thor (The Powerhead)” zunächst drei Stücke der 1984er Scheibe “Sign Of The Hammer”. Außerdem zocken die Jungs noch “Dark Avenger”. Ein Song, der bei Manowar schon seit über zehn Jahren nicht mehr auf der Setlist stand.

Die Band kommt ziemlich tight rüber und scheint enorm Bock zu haben. Sänger Marc Lopez, der im Februar gerade erst als neuer Sänger bei Metal Church vorgestellt wurde, ist sehr aktiv auf der Bühne und macht eine gute Show, auch wenn er stimmlich nicht an seinen Vorgänger Mike Cotoia herankommt. Den Bass bedient heute übrigens niemand geringeres als Gamma-Ray-Tieftöner Dirk Schlächter. Und dabei scheint er auch richtig Spaß zu haben. Er grinst jedenfalls fast das ganze Konzert über wie ein Honigkuchenpferd. Am Schlagzeug macht Drummer Steve Bolognese mächtig Alarm und findet zwischendurch immer wieder Zeit, um die Sticks zwischen seinen Fingern rotieren zu lassen oder sonst in irgendeiner Weise herumzuposen. Und Ross? Der ist einmal mehr über jeden Zweifel erhaben, feuert Riffsalve um Riffsalve und Solo um Solo in die Menge und lässt sich seine fast 70 Lenzen zu keiner Sekunde anmerken.

In der Setlist geht es mit “Wheels Of Fire” und “Kings Of Metal” weiter, was von den Fans natürlich nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wird. Auch die dann folgende Eigenkomposition “Denied By The Cross” vom gerade erschienenen neuen Ross The Boss Album “Legacy Of Blood, Fire & Steel” ist sehr gelungen und wird mit dem gebotenen Respekt vom Publikum beklatscht.

Und damit sind wir auch schon in der zweiten Hälfte des Gigs, die noch einmal so einige Granaten bereithält. “Black Wind, Fire And Steel”, “Heart Of Steel” und das epische “Battle Hymns”, bei dem Ross Friedman am Ende heroisch seine Gitarre mit dem Bass von Herrn Schlächter kreuzt, sorgen für Begeisterung im Publikum und lassen fast vergessen, dass die Veranstaltung eher mäßig besucht ist. Beim anschließenden “Kill With Power” kommt Sänger Marc Lopez dann ehrlicherweise an seine Grenzen. Die ganz hohen Screams bekommt er einfach nicht hin. Doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Und so werden auch die beiden letzten Songs “Fighting The World” und “Hail And Kill” noch einmal leidenschaftlich mit den gekreuzten Manowar-Armen, Pommesgabeln und fliegenden Matten abgefeiert.

Mit einem letzten Solo und ordentlich Radau am Schlagzeug verabschiedet sich die Band dann unter lautem Applaus von der Bühne.

Nach der Show kommt Ross The Boss dann auch noch einmal an den Merchstand bzw. schlendert ganz gelassen durch die Halle. Bereitwillig steht er für Selfies, Autogramme und ein wenig Smalltalk bereit. Das ist Fannähe pur und zeigt wie gut geerdet der sympathische Gitarrist ist. Auf jeden Fall war das auch trotz der wenigen Leute ein überaus gelungener Abend.  

« von 4 »

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.