Skullhunter’s Diary – Chapter 1 – The Rise Of The Unknown VÖ: 07.06.2020, Eigenproduktion, Death Metal

Rise Of The Unknown

Nach den zwei EP`s “When All Light`s Gone”, 2010 und “Boyond A Mortal Being“, 2015 hauen die Osnabrücker Death Metaller Skullhunter’s Diary endlich ihr erstes Full Length Album auf den Markt. “Chapter 1 – The Rise Of The Unknown” ist dabei sogar gleich ein konzeptionelles Werk.

Dieses Konzept geht dabei sogar auf den Namen der Band Skullhunter’s Diary ein, was meiner Meinung nach bisher noch keine Band so umgesetzt hat. Eine Reise ins Innerste des Protagonisten, der mit seiner internen Dunkelheit ringt und sich letztendlich in den namensgebenden Jäger verwandelt. Bereits 2017 begannen die Aufnahmen zu diesem Langeisen im Stage One Studio von Andy Classen (Holy Moses).

Gleich mit dem ersten Stück “The Unknown” ballert die Scheibe direkt los. Intro? Braucht man nicht. Der Song beginnt zunächst wie ein typisches Death Metal Stück, hat allerdings mit der technischen Gitarrenarbeit und einigen Drumbreaks auch einige progressive Elemente. Doch schon ab dem Refrain wird klar, dass es melodischer und dramatischer wird. Das Unbekannte, es wächst. So, wie es der Albumtitel propagiert. Am Ende des Stückes sind wir tatsächlich im Melodic Death Metal angekommen. Auch die Lyrics deuten das wachsende Unheil und die Gefahr des Unbekannten an. Da ich allerdings ein Fan davon bin Songs und ihre Bedeutungen und Interpretationen daraus dem Hörer zu überlassen, werde ich an dieser Stelle nur selten bis gar nicht auf die Lyrics eingehen. Ein großer Teil der Magie von Musik ist es schließlich sich selber die Bedeutungen aus dem Text zu suchen.

“Janus`Mask” ist eher im Midtempo angesiedelt. Nach einem kurzen Break setzt der Guturalgesang  von Fronter Jan -Barns- Heilman und wird mit geflüsterten Backingvocals untermahlt. Das Stück verlässt niemals die gediegene Geschwindigkeit, auch wenn das Schlagzeug einige Ausbruchsversuche startet. Generell wirkt das Stück durch die Riffs und das Drumming so, als baue man einen Spannungsbogen auf, den man aber erst kurz vor Ende des Songs wirklich löst. Man wartet die ganze Zeit auf dieses eine Break und die darauffolgende melodische Passage, die den Knoten löst, vergleichbar mit einem Aufziehspielzeug, das man so lange aufzieht bis die Feder fast reißt. Erst ganz am Schluss wird der aufgebaute Druck dann langsam gelöst. Dieser Druck baut sich auch beim Hören auf. Andere Bands hätten ihn wahrscheinlich schon früher gelöst, doch hier passt es zum Konzept des sich immer mehr im Wahnsinn verlierenden Protagonisten. Dennoch empfinde ich den Song als etwas anstregend. Aber ich glaube, dass ist auch so gewollt und der Knoten platzt letztendlich in einigen schön an klassischen NWOBHM erinnernden Salven.

“Crossing Pale Lands” ist wieder reinster Death Metal. Abgesehen vom Gitarrensolo kommt hier keine rechte Melodie auf. Das muss aber auch so. Die Gitarren spielen für eine Death Metal Band zumindest vom Klang her fast schon progressive Riffs während das Schlagzeug stakkatoartig dazwischen hämmert. Das Stück ist eine Singleauskopplung, zu der es auch ein Video gibt in dem die Band einer nach dem anderen von einer maskierten Person abgemurkst wird.

Auch zu “Vicious Voice” gibt es ein Video. Ein Lyric Video. Am Anfang des Stückes befinden wir uns wieder im Melodic Death Metal, bevor das Schlagzeug erstmal alles schön mit Trümmern überschüttet. Zwischen dem ganzen Schutt sind aber immer noch deutlich melodische Gitarrensätze zu hören. Und zum Ende des Songs gibt es sogar ein klassisches Gitarrenduell, wie wir es aus dem Oldschool Heavy Metal der Briten kennen. Einziger Kritikpunkt meinerseits. In den schnellen Passagen klingt die Double Bass doch etwas zu sehr nach Triggern. Ansonsten ist es der perfekte Einsteigersong für diejenigen die noch gar nichts von Skullhunter’s Diary kennen.

“When Life Turns Into Coal” kennt man schon von der “Beyond A Mortal Being” EP. Mit einem Stakkatoriff beginnend, sind die Gitarren wieder im Schwedischen Melo Death beheimatet. Das Schlagzeug scheint sich aber gegen jede Form von Melodie wehren zu wollen und spielt störrisch gegen den Rest der Band an. Da ist er also wieder der Zementmischer. Auch der Bass bekommt zur Mitte des Songs einen kleinen Soloauftritt. Danach wird er dann von den Gitarren flankiert und verschwindet daraufhin wieder in den Hintergrund. Das obligatorische NWOBHM Gitarrensolo ist dann auch gleichzeitig der Auslauf des Songs.

Halbzeit auf “Chapter 1 – The Rise Of The Unknown”. Weiter geht es mit “Omen”, welches auch schon von der vorangegangenen EP bekannt ist. Das Stück war dort sogar der Opener. Die bedrohlichen, verzerrten Gitarrenklänge leiten den Song ein, der ein wenig straighter ist als das vorherige Stück ist. Zwar sind die Gitarren sich hier auch ein wenig uneinig darüber, ob sie eher Prog oder Melodic Death spielen möchten, das Ganze fügt sich aber gut in die Songstruktur ein, sodass dieses Stück weniger verkopft und proggy rüberkommt. Das Quitschen der Gitarren verleiht dem Ganzen noch einen Oldschool Charme, der vielen Bands im Bereich des modernen Metal leider etwas abhanden gekommen ist.

Ein vergleichsweise kompakter Song ist “Scattered Ruins”. Dieser beginnt sofort mit einem Schlagzeug Break und kommt ansonsten auch wieder recht progressive daher, zumindest am Anfang. Zum Ende hin wird der Song geradezu schon schnörkellos, vergleicht man ihn mit den vorangegangenen Stücken.

Ebenfalls sehr straight ist der Song “Pursuing The Path Of Vengeance”. Erst kloppt er dir geradlinig aufs Fressbrett, nur um dann etwas später kurze Melodiebögen aufleuchten zu lassen und sich geradewegs vom Death in den Melo Death zu verpissen. Also quasi das hässliche Arschlochkind, das dich verprügelt, um sich dann hinter seinem eloquenten, gepflegten Bruder zu verstecken. Macht das Sinn? Egal!

“The Final Fight” wird seinem Namen ebenfalls gerecht, denn meine Fresse ist da was los. Es scheppert gewaltig zu Beginn des Stückes. Aber auch hier kommt der große Bruder vom hässlichen Arschlochkind wieder sehr gut durch. Das Stück ist nun endgültig im Melodic Death Metal gelandet. Kurz kommt auch noch Onkel Heavy Metal im Gitarrensolo vorbei. Das Outro des Songs lässt mich dann ein wenig an Omnium Gatherum denken, nur dass hier die Gitarren den Part übernehmen, der bei den Finnen von einem Keyboard gespielt wird.

“An Angels Farewell” setzt den dramatischen Schlusspunkt des Albums. Der Song ist genau wie die beiden Vorgänger stilistisch im Melodic Death angesiedelt. Vielleicht ist es sogar das am meisten im Melo Death verankerte Stück des Albums. Der Gesang unterscheidet sich hier zudem stark vom Rest, da die ansonsten tiefen Growls eher durch mittelhohe Screams ersetzt werden. Das kurze Intro des Stückes könnte man auch auf einer Soilwork Platte erwarten.

Fazit: “Chapter 1 – The Rise Of The Unknown” ist nichts für mal eben zwischendurch. Diese Musik hat Geltungsbedürfnisse und fordert diese auch vom Hörer. Um das Konzept zu verstehen muss man sich einfach mal hinsetzten und die Musik auf sich wirken lassen. Selbst ich als staatlich geprüfter und anerkannter Metallologe und Hard Rock Historiker (Das wäre ich wenn es dieses Berufsfeld geben würde) habe ganze zwei Wochen gebraucht um die Musik irgendwie einzuordnen und in Worte zu fassen. Aber so komplex das Album auch ist, so gut ist die Musik darauf auch. Wer sich sowohl im (Melodic) Death- als auch im Progressiv Metal wohlfühlt sollte mit diesem Album gut bedient sein.

Tracklist:

  1. The Unknown
  2. Janus’ Mask
  3. Crossing Pale Lands
  4. Vicious Voice
  5. When Life Turns Into Coal
  6. Omen
  7. Scattered Ruins
  8. Pursuing The Path Of Vengeance
  9. The Final Fight
  10. An Angel’s Farewell

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