Thrashsacre Vol. II – The Return Of The Lich King

Lich King 22.04.2017

Vergangenen Samstag gab es für Freunde von gutem, altem Thrashgeschmetter ein wahres Fest für Augen, Ohren und sonstige vornehmlich im Pit benötigten Extremitäten und andere Körperteile. Man kann sogar so weit gehen und von einer kompletten Thrashvollbedienung sprechen: Die mächtigen Lich King aus den USA waren zum zweiten Mal Gast im Osnabrücker Bastard Club. Unterstützt wurden die Amis von den Schweden Warfect.

Einigen wird der erste Auftritt von den sympathischen Jungs aus Massachusetts noch gut im Gedächtnis geblieben sein, denn schon im Jahr 2015 waren die Kollegen zu Gast in Osnabrück und haben seinerzeit eine Schneise der Verwüstung und somit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dementsprechnd waren viele Besucher mit dem Material der Band vertraut und trugen ihre beim letzten Mal erworbenen Shirts. Bekannte Nasen trafen sich bereits vor Einlass auf erste motivierende Kaltgetränke, und nach Öffnung der Türen wurde direkt das aufgebaute Merchsortiment der selbsternannten „besten, verdammten Thrash Metal-Band der Welt“ in Augenschein genommen. Besonders hervorzuheben ist, dass der Großteil des Vertriebs in Eigenregie der Band erfolgt und somit extrem fanfreundliche Preise möglich sind. Nachdem nun die persönliche Musiksammlung, der Kleiderschrank, die Kutte oder auch das seit der Grundschule geführte Stickeralbum mit massig Produkten der Marke Lich King aufgewertet wurde, sollte der musikalische Teil des Abends langsam aber sicher seinen Lauf nehmen. Warfect aus Schweden machten den Opener und präsentierten aggressiven Thrash, der zwar in der alten Schule verwurzelt, aber durchaus mit aktuellen Einflüssen gespickt, pfeilschnell und derbe auf die Zwölf daherkam.  Die für klassischen Thrash eher ungewöhnliche Besetzung als Trio, welche man sonst von Sodom gewohnt ist, funktionierte recht gut und die Schweden schafften es, eine solide Grundmotivation für den noch folgenden Abriss aufzubauen. Die seit 2008 aktive Truppe bewirbt derzeit Ihren aktuellen Output „Scavengers“ von 2016. Auch Songs vom Vorgänger „Exoneration Denied“ und dem Debüt „Depicting the Macabre“ rundeten das rund 45-minütige Set ab und gaben einen nachhaltigen Einblick in das Schaffen des Trios aus Uddevalla.

Nach kurzer Umbaupause wurde es dann merklich voller auf und vor der kleinen Bühne. Es war Zeit für eine Lehrstunde in Sachen Crossover Thrash. Auch wenn Drummer Brian nach allem aussieht, nur nicht nach fähigem Metaldrummer wird man bereits beim Soundcheck eines Besseren belehrt: Hier wird gleich mächtig und gnadenlos geprügelt. Nach einem der üblichen, kitschigen Instrumentalintros bahnt sich ein mit herrlicher Grundaggressivität ausgestatteter Ryan Taylor, seines Zeichens Sänger (und auch bei Solstice und Condition Critical tätig), den Weg durchs Publikum. Nun hieß es: Bahn frei für Lich King! Was folgte war eine knappe Stunde Hochgeschwindigkeitsgeholze und Klischeethrash der Extraklasse: Gangshouts, treibende Midtempo-Parts, blitzschnelle Soli und vor allem die vor Motivation und Spielfreude nur so strotzenden fünf Amerikaner auf der Bühne, gereckte Fäuste, fliegende Haare, herrliches Gemoshe und der ein oder andere Circle Pit vor der Bühne. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt und zwar was das Zeug hielt. Die Setlist war prächtig gefüllt mit einem großartigen Querschnitt aus sämtlichen Alben der selbstironischen Ostküstler. Von den grandiosen „In the End, Devastation“ und „Combat Mosh“ über neues Material (auf dem der Fokus lag) wie „Cut The Shit” bis hin zum obligatorischen “Black Metal Sucks“ gab es keinen einzigen Aussetzer. Frontsau Ryan ließ es sich zudem nicht nehmen, die Intensität des Pits selbst zu prüfen und warf sich mehrfach mit in das Treiben an der Bühnenkante. Zum Ende des Gigs wurden dann als ungewöhnliche Einlage die Instrumente durchgetauscht, um Drummer Brian einen kurzen Black Metal-Moment zu gönnen. Ein passendes Beispiel für den Humor der fünf Kerle aus Übersee. Das, was andere, aktuelle Retro Thrash-Bands nach Kompromissen gegenüber Plattenfirmen oder künstlerischer Weiterentwicklung  veröffentlichen, wird vom bodenständigen Quintett aus Massachusetts nur müde belächelt. Ungebunden durch irgendwelche Verpflichtungen gegenüber anderen schaffen Lich King, das, was seinerzeit die Bay Area-Pioniere geschafft haben: Aufrichtige, ehrliche Mucke, die Spaß macht und in keinster Weise aufgesetzt wirkt. Dieses Komplettpaket macht aus Lich King eine Band, an der man als Anhänger von Old School Thrash eigentlich nicht vorbeikommt.

Fazit des Abends: Das erste von Mitgliedern von Heavy Stage Force organisierte Konzert war ein voller Erfolg. Mehr davon!

Setlist Lich King

  • Lich King VI: The Omniclasm
  • Lich King V: Stalemate
  • Wage Slave
  • Toxic Zombie Onslaught
  • In The End, Devastation
  • Our Time To Riot
  • Crossover Songs Are Too Damn Short
  • I Quit
  • Cut The Shit
  • Preschool Cesspool
  • Take The Paycheck
  • Lich King III: World Gone Dead
  • Combat Mosh
  • Black Metal Sucks

 

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1 Kommentar

  1. Vielen Dank an alle, die dort waren und zum Erfolg des Abends beigetragen haben. Ich hoffe, dass beim nächsten Konzert von Heavy Stage Force der Termin so liegt, dass ich auch teilnehmen kann. Allen Lich King-Fans sei gesagt, dass wir versuchen, sie wieder zu buchen, wenn sie in 2018 nach Deutschland kommen.

1 Trackback / Pingback

  1. Unterstütze deine lokale Metal-Szene in Osnabrück

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