Ungfell – Es Grauet VÖ: 30.04.21, Eisenwald, Black Metal

CD Cover Ungfell - Es Grauet

Heute richten sich unsere Augen auf die Schweiz. Dort „graut“ etwas im wahrsten Sinne des Wortes. Diese düstere Ankündigung ist von dem Black Metal-Duo Ungfell, das uns mit „Es Grauet“ ihr nun drittes Studioalbum präsentiert. Schon ihre Vorgängeralben schlugen ein, wie eine Granate. So habe ich die Ankunft des neuen Albums natürlich aufgeregt herbeigesehnt. Uns erwarten auf „Es Grauet“ acht neue Tracks von feinstem Folk Black Metal geschrieben in Schweizerdeutsch. Für alle, die jetzt denken, das würde lächerlich klingen, hoffe ich, dass ich sie nach diesem Review umstimmen kann.

Beginnen wir also mit dem Intro. Der erste Track mit dem stolzen Namen „Es Grauet Überm Dorf“ verspricht uns schon energiegeladenen Black Metal. Die Riffs sind knackig, abwechslungsreich und hauen wüst gegen das Trommelfell. Atmosphärisch öffnet es uns bereits den Weg in die Welt des Albums. Auch der erste richtige Track des Albums „Tyfels Antlitz“ kommt wie gewohnt rau daher. Man beweist sich wieder einmal in seiner Härte und prischt mit eiserner Faust voran. Dieser Song kennt keine Gefangenen und bildet hier schon den ersten Höhepunkt des Albums.

Eins muss man den Schweizern aber lassen: Atmosphäre können sie aufbauen. Das beweisen sie auch bei „D Schwarzamslä“. Mit akustischem Gitarrenspiel und sakralen Chorgesängen verschwindet man in einem mittelalterlichen Ambiente, irgendwo zwischen Pest und Inquisition. Dies ist die perfekte Überleitung zum schleppenden, aber nicht weniger aggressiven „Mord Im Tobel“. Man geht mit dem Tempo etwas herunter, was diesen Track zu einem gewaltigen Nackenbrecher macht. Ich würde sogar sagen „Mord Im Tobel“ ist zumindest musikalisch etwas für jeden Fan, der gerne Depressed Black Metal hört. In der zweiten Hälfte des Songs wird man dann etwas melodiöser. Ein Charakterzug, der Ungfell sehr gut steht. So hat man nicht nur den rauen Black Metal um die Ohren. Vielmehr verleiht Band dem Track seinen ganz eigenen Wiedererkennungswert.

Wow, so schnell sind wir schon auf der Hälfte des Albums. Und ja, es geht genau so brachial weiter. Man zieht das Tempo wieder an, was „S Chnochelied“ zu einer echten Walze werden lässt. Die männlichen Chöre verleihen dem Titel einen ganz eigenen Charme und lassen ihn gar etwas leicht satanisch rüberkommen. Zur Mitte des Songs fährt man für ein kurzes akustisches Zwischenspiel einmal herunter, um die Songatmosphäre zu wahren, während es im Anschluss wieder feinstes Gebolze gibt. Eindeutig ein Titel, der durch Mark und Bein fährt.

Schön, dass wir nun eine kleine Pause bekommen. Das „Stossgebätt“ erzeugt trotz feierlicher Instrumente eine unglaublich beklemmende Stimmung, bei der man nicht so richtig weiß, was einen erwartet, bis sich ihr Höhepunkt in einen satanisch wirkenden Gesang verliert. Es werden Bilder von brennenden Kreuzen und dunklen Künsten assoziiert, die perfekt in das Albumkonzept passen.

Die volle Breitseite bekommen wir dann wieder unter der Flagge von „D Unheilspfaffä vom Heinzäbärg“ ab. Kompromisslos, eiskalt und voller Wut zeigen uns Ungfell ein weiteres Mal, was eine Harke ist. Gewohnt unterbrechen atmosphärische Klänge das sonst so harte Gebolze, ohne dabei zu stören. Es ist eben dieser unglaubliche Stilbruch, den die Schweizer perfekt beherrschen.
Dann legt sich „S Fälsebräche“ wie ein Schleier über das Album mit sanften Tönen und engelsgleichen Chören,  als würde man das Böse begraben…

Mit ihrem dritten Album haben sich Ungfell einen namhaften Platz in der Szene gemacht und werden spätestens jetzt mehr als nur noch ein Geheimtipp sein. Vielleicht ist „Es Grauet“ sogar das Black Metal-Album des Jahres. In jedem Fall kann man sagen, die Schweizer haben ein wahres Kunstwerk erschaffen.

Homepage: https://ungfell.bandcamp.com/

Tracklist:

1. Es grauet überm Dorf
2. Tyfels Antlitz
3. D Schwarzamslä
4. Mord im Tobel
5. S Chnochelied
6. Stossgebätt
7. D Unheilspfaffä vom Heinzäbärg
8. S Fälsebräche

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