Vader – Pandemic Madness Tour 2020 05.09.2020, Essen, Kreuzeskirche

Konzertflyer Vader Pandemic Madness Tour

Vader waren die letzte Band, die ich live sehen konnte, bevor der Lockdown sämtliche Kulturstätten und Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit aus unserem Leben strich. Und so seltsam wie diese Zeit auch gerade ist. Hätte vor Corona jemand daran geglaubt, dass eine nihilistische Death Metal Band wie Vader in einer Kirche spielen würde? Ich auch nicht. 

Bevor ich beginne, hier noch mal ein großes DANKE an den Chef vom Turock. Da Eventim unsere Karten verschlampt hat und wir selbst auf mehrfache Nachfrage von Eventim nur hingehalten wurden, die Tickets waren im übrigen bereits bezahlt, zeigte sich der Veranstalter wesentlich kulanter und gewährte uns nach der Sichtung des Zahlungsnachweises auch ohne Ticket den Zutritt zum Konzert.

Nun, ein wenig enttäuscht bin ich ob der Tatsache, dass es sich hier um eine sehr moderne Kirche handelte. Ich hätte es aus atmosphärischen Gründen wesentlich geiler gefunden, in einem richtig alten Gemäuer auf einer Kirchenbank mit Triptychon, dem Kruzifix und einem alten Altar Platz zu nehmen. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Vor dem Einlass stehen auch massenhaft Fans vor der falschen Kirche, nämlich der, die sich direkt am Viehofer Platz befindet. Irrtümlich dachten auch wir, dass das Konzert hier stattfinden würde. Die Kirche ist zwar nicht das sakrale Bauwerk, das ich mir gewünscht hätte, dafür hat sie aber eine Biertheke und sanitäre Anlagen. Kirchenbänke gibt es auch nicht. Anstelle dieser stehen Stapelstühle im Raum, die mit QR-Codes versehen sind, die man mit seinem Smartphone scannen muss. Jetzt ist man auf diesem Platz registriert. Ansonsten gilt das übliche Hygieneverhalten. Maske aufsetzen, sobald man den Platz verlässt. Man kennt es.

Um 21:00 Uhr sollen dann eigentlich Mass Worship ihren Support-Set spielen. Die Technik denkt sich aber “Nö”. Die Lichtanlage funktioniert nicht. Ok, wenn man die Band nicht kennt, könnte man vielleicht davon ausgehen, dass die Typen einfach ohne Licht spielen. Ähnlich wie Uada. Da aber mitten im ersten Stück der Sound abbricht, ist schnell klar, dass hier wohl ein größeres Problem vorliegt. Während man ganze 20 Minuten lang an der Anlage rumbastelt, hört man häufiger fiese Geräusche. Die lassen zumindest mich befürchten, dass wir Mass Worship heute wohl nicht mehr sehen werden. Nach 20 Minuten scheint dann aber dennoch alles rund zu laufen und die Jungs können doch noch ihren wirklich guten Set spielen. Ob sie allerdings Abstriche bei der Spielzeit machen mussten, weiß ich nicht.

Die Polen von Vader eröffnen ihren Set mit “Shock And Awe”. Der Ausdruck meines Mitbewohners, der neben mir sitzt und selber Schlagzeug spielt und unterrichtet, ob der Performance des Vader-Drummers James Stewart ist einfach Gold wert. Man sieht zu jeder Zeit, wie er sich fragt “Wie verdammt spielt der Kerl das?” Mit “Into Oblivion” und “Silent Empire” geht’s genauso technisch weiter. Frontmann und Geralt von Riva look-alike Piotr kann selber nicht so ganz glauben, dass er gerade in einer Kirche spielt. Vielleicht hat er, genauso wie ich, auch bei jeder Kirche, die ich dann ab und zu mal betrete (aus rein ästhetischen, nicht aus religiösen Gründen) einfach nur gedacht, dass er verdampft, wenn er die Schwelle des Gotteshauses überschreitet.

Mit “Come And See My Sacrifice” knüppelt das Imperium dann einfach weiter. Großartige Effekte kann man auf Grund der Location nicht erwarten. Auch wenn ich mir habe sagen lassen, dass es sich hier um eine Event-Kirche handeln soll, bei der Konzerte und andere Veranstaltungen keine Seltenheit sind. Darauf deutet auch die Lichttraverse hin, die dauerhaft eingebaut zu sein scheint. Dass man einen Song wie “Send Me Back To Hell” mal in einem Gotteshaus hört, hätte ich vor Corona auch nicht gedacht. Je weiter die Zeit voranschreitet, umso weniger technisch und umso mehr groovend wird die Musik. Das Stück “Carnal” wird durch ein unterhaltsames aber verzichtbares Gitarrensolo eingeläutet. Mit “Wings” wird es dann wieder technischer und man beschließt den “offiziellen” Teil des Sets.

Allerdings kommt man kurz darauf für drei weitere Songs “Sothis”, “Cold Demons” und dem vom Publikum schon den ganzen Abend geforderten “Helleluyah!!! (God Is Dead)”. Na, ob dem da oben das so gefallen würde, würde er existieren? Egal, die Messe ist gelesen. Ich finde es tatsächlich zu einem gewissen Grad amüsant, dass die Stadt Gelsenkirchen im vergangenen Jahr auf dem Rock Hard Festival sieben Songs von Cannibal Corpse verboten hat, obwohl man selber vor der Bühne die Texte kaum versteht, aber eine nihilistische Band wie Vader darf in einer Kirche über den Tod Gottes singen. In Sachen Coolness geht der Punkt eindeutig an Essen. Für mich geht es jetzt jedoch weiter nach Unna, um mir dort im Kino ganze vier Stunden Wrestling live auf Großbild anzusehen. Good Night – Good Fight.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.