Knight City. Ein düsterer Wüstenplanet in einer entfernten Galaxie beherbergt diese postapokalyptische Metropole. Hier treffen sich jedes Jahr die Barden aus sämtlichen Ecken des Universums zum Wettstreit, dem sogenannten Minnewar. In der Megapolis, der Arena des Minnewars, haben wir uns mit einem der Wettstreiter unterhalten. Für den Planeten Erde treten dieses Jahr die Recken von Harpyie an. Wir haben sie gefragt, wie sie ihre Chancen in diesem intergalaktischen Wettstreit sehen.
HSF: Der Dauerlockdown und die Verbote für die künstlerische Szene sorgten dafür, dass so Einiges zum Erliegen kam. Ihr habt die Zeit genutzt für eure Cover-Scheibe “Minnewar”. Wie kam es zu dieser Idee?
Podargo: Wir waren dabei neue Songs zu schreiben und haben uns parallel überlegt, was man als Bonus zu einem neuen Album rausbringen könnte. Und da kamen wir auf die Idee einer Cover-CD. Als wir dann daran gearbeitet haben, war relativ schnell klar, dass die Sachen zu gut waren, um sie ,,nur’’ als Bonus zu einem Hauptalbum zu veröffentlichen. So kam es zu der Entstehung von Minnewar.
HSF: Bands wie Emil Bulls, Hämatom oder Eisbrecher haben ebenfalls schon Coveralben hervorgebracht. Ihr habt aber eines anders gemacht, denn ihr habt nicht bekannte Mainstream-Hits gecovert, sondern euch für die größten Hits der Mittelalterszene entschieden. Wieso?
Podargo: Ja eben genau aus diesem Grund. Wir wollten es einfach anders machen. Zusätzlich gibt’s bei Mainstream-Hits immer die Problematik mit einem ganzen Album nicht aktuell sein zu können, da ja immer eine gewisse Zeitspanne zwischen dem Aussuchen der Songs und dem Release des Albums liegt. Also entweder bringst du ein Album mit den Hits von vor einem Jahr raus oder du entscheidest dich für All-Time-Hits, welche aber oft schon hundertfach gecovert wurden. So haben wir uns entschieden einfach in unserer Szene zu bleiben und unseren Fans die Songs im Harpyie-Gewand zu präsentieren, welche sie kennen und lieben.
HSF: War es nicht teilweise schwer, markanten Songs wie “Vollmond”, “Kleid Aus Rosen” oder “Wenn Ich Tot Bin” euren Stempel aufzudrücken?
Podargo: Definitv! Das ist dann die Kehrseite der Medaille wenn man im eigenen Genre covert. Denn wir sind ja vom Stil her schon sehr nah dran an Bands wie Subway to Sally oder In Extremo. Speziell bei Kleid aus Rosen und Vollmond war es sehr schwer. Bei vielen anderen Songs ging es dagegen ganz gut, da wir uns da allein durch den Metal schon vom Original absetzen konnten.
HSF: Coverartwork und die Geschichte um Knight City mit ihrer Megapolis stehen im starken Kontrast zur mittelalterlichen Musik. Wie ist das Konzept hinter der neonfarbenden Aufmachung von “Minnewar” entstanden?
Podargo: Wir versuchen immer jedem Album eine eigene Welt zu geben bzw. mit diesem entstehen zu lassen. Das war diesmal natürlich etwas schwieriger, da wir Musik & Text nicht selber geschrieben haben und somit nicht in eine bestimmte Richtung lenken konnten. Aber wir haben uns immer auf die Fahnen geschrieben Mittelalter/Folk mit Moderne zu verknüpfen. Das war auch unser Maßstab für das Coveralbum. Genau da passte diese Cyberpunk-Optik hervorragend. Zusätzlich spiegelt dieses neonfarbene/bunte Design auch die bunte Mischung an Songs & Bands wider, die auf diesem Album vertreten sind.
HSF: Ihr kommt aus Ostwestfalen, Osnabrück ist keine Entfernung für euch. Wie kommt es, dass ihr erst jetzt mit Mr. Hurley zusammen ein Lied aufgenommen habt?
Podargo: Da ich ja selbst in Osnabrück wohne, ist die Entfernung definitiv nicht der Grund. Ich weiß es gar nicht genau. Oft sind ja solche Zusammenarbeiten nicht von langer Hand geplant, sondern entstehen eher spontan. Und mit Mr. Hurley hatte sich da einfach in der Vergangenheit keine Situation ergeben. Aber lieber ,,spät’’ als nie.
HSF: Speziell zur Europameisterschaft kam das Thema der Homophobie wieder auf. Ihr habt auf “Minnewar” das Stück “Tanz Mit Mir” (Faun) mit Mr. Hurley eingespielt und umgedichtet, sodass es zu den beiden Sängern passt. Spielt euch das Statement der UEFA in die Karten?
Podargo: Also ehrlich gesagt war diese Version von ,Tanz mit mir’ überhaupt nicht als Statement zu diesem Thema gedacht. Wir wollten den Song einfach gerne mit Mr.Hurley machen und da war klar, dass wir den Text etwas umschreiben müssen. Wir haben da gar nicht groß drüber nachgedacht, da es für uns keine Rolle gespielt hat ob das nun zwei Männer singen oder eine Frau und ein Mann. Homosexualität ist etwas völlig normales und Teil dieser Gesellschaft.
Umso erschreckender fand ich jetzt alles rund um diese Geschichte mit der UEFA. So gesehen war das dann doch auch wichtig, dass wir den Song genau so gemacht haben. Ich mein es ist ja bekannt, dass in vielen Teilen der Welt Homosexualität als unnormal, teilweise sogar als Straftat gilt. Aber auch aus Deutschland kamen in der Debatte viele Stimmen, die sich eher mit der UEFA solidarisiert haben. Von daher scheint es auch hier im Jahr 2021 immer noch wichtig zu sein, solche Zeichen wie das Video zu setzen.
HSF: Wie ist die Songauswahl für “Minnewar” abgelaufen? Warum sind es gerade die Lieder geworden, die nun auf der Scheibe gelandet sind?
Podargo: Also im Prinzip haben wir uns überlegt, welches die größten Hits dieser Szene sind und haben die erstmal alle aufgeschrieben, um dann im zweiten Schritt etwas genauer zu schauen und zu sortieren. Letztlich haben wir dann die ausgesucht, die uns persönlich gut gefallen haben und wo wir uns vorstellen konnten eine gute Coverversion schreiben zu können.
HSF: Zu “Wenn Ich Tot Bin” (Luna Luna) ist ein Musikvideo entstanden, das sich doch leicht am Film “Midsommar” anlehnt. Hat der Film euch dazu inspiriert oder inwiefern inspirieren euch auch andere Medien für eure Sache?
Podargo: Ja, also in diesem Fall kann man ganz klar sagen, dass der Film uns zu dieser Videoidee inspiriert hat. Wir lassen uns generell oft und viel von Filmen, Serien, Videospielen oder Büchern inspirieren. Da findet man immer einen Haufen guter Ideen, auch für unsere Songs. Um bei der Inspiration zu bleiben.
HSF: Wird es denn bald auch wieder ein neues Harpyie-Album mit Songs von euch geben?
Podargo: Jup. Wie weiter oben bereits erwähnt, sollte “Minnewar” ja ursprünglich eine Bonus-CD eines neuen Albums werden und dieses Album wird es natürlich trotzdem geben. Und da wir damit auch in den finalen Zügen sind, wird der Release auch sehr bald sein.
HSF: Als Corona gerade ausgebrochen ist, wolltet ihr eigentlich zusammen mit Vogelfrey auf Tour gehen. Was ist aus diesen Plänen geworden, bzw. ist schon etwas neues an Tour geplant?
Podargo: Ja, die Tour mit Vogelfrey haben wir nach zwei Verschiebungen komplett abgesagt. Es ist jedes Mal ein riesen Aufwand gewesen die ganzen Termine zu verschieben. Auch für die Fans ist das mit einer Menge Stress verbunden. Da müssen ja teilweise Urlaube eingereicht, sowie Zugtickets und Hotels gebucht werden. Und da uns die Lage im Frühjahr keine Planungssicherheit geben konnte, haben wir uns gegen eine weitere Verschiebung entschieden. Des Weiteren ist auch noch keine neue Tour geplant. Wir werden da erstmal weiter abwarten wie sich die Lage entwickelt.
HSF: Vielen Dank für das Interview. Gibt es noch etwas, dass ihr den Osnabrücker Fans mitgeben möchtet?
Podargo: Bestellt euch “Minnewar” oder streamt es auf den bekannten Plattformen, folgt Harpyie auf allen Kanälen, bleibt gesund und seid lieb zueinander.
Wir möchten uns noch einmal bei Podargo für das Interview bedanken. Wir hoffen euch bald wieder live erleben zu können 🙂
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