Die 50. Maiwoche in Osnabrück wird als XXL-Edition angekündigt und geht dieses Jahr daher auch deutlich länger als in der Vergangenheit. Dadurch bekommen auch Fans alternativer Härte, wenn auch nur sporadisch, wieder einige kostenlose Konzerte geliefert – wie Fjørt zum Beispiel.
Das große Gelände am Herrenteichswall bietet dafür wieder genug Platz mit gleich 4 Bierbuden, irgendwie zu wenig Toiletten, deren Spülung, zumindest bei den Männern, am späteren Abend nicht mehr funktionierte, aber dafür auch einer Videowall für die, die weiter hinten stehen. Mit 5 € fürs Bier, 1 € Pfand, sind die Preise nicht gerade ein Schnäppchen, allerdings ist das leider mittlerweile Standard bei Großveranstaltungen. Willkommen im Kapitalismus.
Es eröffnen den (Vor)Abend um 18:00 Uhr Still Talk aus Köln. Dass die Band im Programm der Maiwoche schlicht als Pop abgetan wird, lässt darauf schließen, dass sich die Veranstalter scheinbar nicht wirklich mit der Musik ihrer gebuchten Acts befasst haben. Denn die vier Jungs, die in klassischer Judas Priest-Besetzung auf die Bühne kommen, und ihre Frontfrau spielen ganz klar Pop Punk. Durch die Stimme der Dame am Mikro versprüht das Ganze sogar einen gewissen „Avril Lavigne zu Beginn der 2000er“-Charme. Warum sich die Band allerdings entschieden hat, ihre Longsleeves am Merchstand mit einem Logo im Stile einer Death Metal Band zu bedrucken, ist mir nicht so ganz klar. Im Übrigen genauso wenig wie die Frage, warum man Mitte Mai bei Temperaturen im unteren 20 Grad Bereich Longsleeves anbietet.
Kmpfsprt werden als Punk Band ausgeschrieben und sind es tatsächlich auch. Anders als es ihr Name vermuten lässt, hat die Band allerdings keinerlei Songs über Kampfsport im Repertoire (Ein Song über CM Punk hätte sich so gut angeboten). Dafür gibt es allerdings politische Statements gegen rechte Hetze und die AfD (Denen ich mich auch voll und ganz anschließen möchte), die wohl tatsächlich versucht hat, auf der Maiwoche Infostände aufzubauen, und einen dem Namen entsprechend aggressiv gespielten Punk Rock.
Die Aachener Post Hardcore Band Fjørt im Programm als Rock Band zu betiteln, ist schlichtweg inkorrekt. Die Band spielt eine Variante des Hardcore, die sie relativ einzigartig macht. Umso trauriger, dass die Band zwar ihren Merchverkäufer dabeihat, aber eben nicht entsprechend käuflich zu erwerbende Artikel. Ein Fan bezeichnet das Ganze sogar als Geringschätzung seitens der Band gegenüber dem Festival. Und ja, auch ich hätte mir gerne im Anschluss noch ein Shirt und/oder eine Platte gekauft.
Musikalisch ist am Auftritt des Trios nichts zu bemängeln. Mit „Anthrazit“ und “ Kolt“ hauen die meine beiden Favoritensongs sogar schon recht früh im Set raus. Der deutschsprachige Gesang wird zwischen Basser David Frings und Gitarrist Chris Hell aufgeteilt. Mit Fernost findet ein weiter meiner Favoritensongs seinen Weg ins Set. Die Show ist schlicht gehalten. Es gibt keine Showeffekte. Ist aber auch nicht notwendig, da die Musik für sich selbst spricht.
Und da die Band heute kein Merch dabeihat, endet der Abend eben an der Bierbude und anschließend im Tiefenrausch, wo man versucht sich selbigen anzutrinken. Prost.
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