Metal Frenzy Live-Streaming-Edition 12.06. - 13.06.2020, Showroom TV

Flyer Metal Frenzy Live-Streaming-Edition

Zumindest eine positive Sache kann ich dem Covid-19 Virus abringen. Ich schaffe es endlich mal auf´s Metal Frenzy, wenn auch nur in der Metal Frenzy Live-Streaming-Edition. Aber immerhin.

Um das Ganze möglichst realistisch zu machen und auch um das Festival finanziell zu unterstützen, konnte man im Vorfeld das originale Festivalbier, Wittinger, vorbestellen, so dass es rechtzeitig zum Livestream samt Mehrwegbecher nach Hause geliefert werden sollte. Auch einen Merchshop, www.metal-frenzy.de, gibt es, in dem man das Festivalshirt von dieser ungewöhnlichen Ausgabe 2020 bestellen kann. Auch ich sitze vor meinem Rechner. Mein Ventilator simuliert die leichte Sommerbrise (Falsches Festival, ich weiß^^), und das 5,0 kommt natürlich aus der Dose. Is klar! – Glas ist auf dem Festivalgelände verboten. Dieses befindet sich im Übrigen im Nordsound Showroom in Oebisfelde. Fragt mich nicht, wo das ist.

Tag 1:

Rechtzeitig um 19:00 Uhr beginnt dann auch der Stream. Britta (Elchkuh) Görtz, die man von ihrer früheren Band Cripper als Frontdame kennt und die auch am heutigen Abend mit ihrer neuen Kapelle Critical Mess noch zu sehen sein wird sowie Susanne Berlin, die mir bis dato völlig unbekannt war, führen als Moderatorinnen durchs Programm. Zu Beginn gibt es aber erstmal ein Musikvideo von Die Kreatur. Das wird sich auch den ganzen Abend so durchziehen, um die Umbaupausen zu überbrücken. Und meiner Meinung nach sind dort außer Grave Digger keine besonders geschmackssicheren Endscheidungen getroffen worden. Alles wirkt ein wenig wie eine alte MTV-Musikshow.

Kommen wir zur ersten Band. Die Ballermann-Grindcore-Kapelle Excrementory Grindfuckers eröffnen mit dem wohl besten Intro, das es gibt. ‘Meddel Loide, Servus und herzlich Willkommen’ – wer den Dicken vom schaurigen Berg (bekannt als Drachenlord) verarschst, hat nur Liebe verdient. Mit “Final Grinddown”, der etwas anderen Europe-Variante wird das Geballer gestartet. Überhaupt sind die Grindfuckers die einzige Grindcoreband, die ich kenne, die eine Keytar benutzen. Leider sind bei den ersten beiden Songs die Mikrofone noch nicht an. So spielen die Jungs aus Hannover vorerst nur instrumental. Auch wird während des Streams leider häufiger klar, dass wir immer noch in Merkels Neuland leben, denn oft bleibt das Bild hängen oder der Stream muss nachladen.

Optisch trumpft Sänger Kai mit einem geschmackvollen Damnation Defaced-Shirt auf. Sein Kollege Mike am zweiten Mikro und der Keytar sieht mit seiner kurzen organgenen Adidas-Turnhose, dem blonden Vokuhila und dem Pornoschnauzer aus, wie aus der Besetzung der New Kids. Es gibt auch eigenes Publikum aus der Konserve. Meistens buht es aber oder es gibt Grillengezirpe. Nach “Halb Und Halb” und “Picknick” stellt man fest, dass man noch 11 Minuten hat, das heißt man kann also noch 84 Songs spielen (Oder sich bei Parship verlieben).

Es gibt dann aber doch nur noch zwei Songs. Nämlich das EAV-Cover “Fata Morgana” bei dem sich tatsächlich an den Text gehalten wird und Mike in Ermangelung an Publikum, das nun eine Polonäse starten könnte, sich einfach der Kamera bemächtigt und wackelige Found-Footage-Aufnahmen der Band macht. Die Abschlussnummer ist “Metal Im Blut”. Das ist übrigens aus medizinischer Sicht sehr zu empfehlen. Eisenmangel sorgt für Müdigkeit und Erschöpfung.

Nach der Umbaupause mit kurzem Interview des Grindfucker-Fronters Kai und natürlich einem Musikvideo geht es mit Thrash Metal aus Hamburg weiter. Warpath beziehen allerdings auch Elemente des Death Metal mit ein und klingen aus diesem Grund auch eine ganze Ecke düsterer. Mit “Into The Dark” steigt man in den Set ein. An den Mikroständern hängen Sauerstoffmasken, die hoffentlich nur eine stilvolle Deko sind und nicht darauf deuten sollen, dass die Band alterstechnisch schon am Ende ist. “Back To Zero” und “Extend” folgen. Vor dem Stück “Massiv” gibt´s erstmal eine Runde Schnaps. Leider nur Berliner Luft und keinen originalen Nordhäuser Pfeffi. Schande! Schande!

Der Stream läuft hier auch wesentlich stabiler und flüssiger als noch bei den Grindfuckers. Und auch die Lichtshow sorgt nun nicht mehr für krisseliges Bildflackern. Das Stück “Against Everyone” ist laut Aussage der Band von Klaus Störtebeker inspiriert, während “Paranoia” perfekt zur jetzigen Aluhut-Mentalität der Anti-Gates-Bewegung passt. Ein Stück wie “FU” (Fuck You) finde ich als Wrestling-Fan schon aus dem Grund geil, weil es wie der Finisher von John Cena heißt, als dieser noch cool war und bevor die WWE ihn wegen PG umbenannt hat.

Ja es muss in meinen Reviews immer was mit Wrestling vorkommen. Nein, ich werde das nicht ändern. Das Stück “God Is Dead” ist ein komplett neuer Song, den man als Abschlussstück spielt. Fun Fact: Das Ding ist wohl so neu, dass selbst die Regie es nicht kennt und bei einem Break vermeintlich den Song beendet sieht und so schon zurück zu den beiden Moderatorinnen schaltet. Die Band stört das weniger. Warpath spielen den Song dann halt für die Technik Crew zu Ende.

Abermals wird ein Interview geführt, diesmal mit Warpath Fronter ‘Digger’. Außerdem wird ein Musikvideo abgespielt, bevor dann die Crushing Caspars aus Rostock ihre Mischung aus Punk, Hardcore und Thrash Metal in den Äther prügeln dürfen. Die Rostocker starten mit “What The Hell” und “Information Overload”. Nach “No Regrets” gibt´s erstmal wieder eine Runde Schnaps. Gitarrist und Shouter Snoopy schnappt sich dabei den Klaren, vermutet aber, dass er verarscht wurde und es sich dabei nur um Wasser handelte. “Caspars Attack” und “The Fire Still Burns” folgen.

Bei “Provocation” reizen die Jungs ihren Break sehr weit aus, was daran liegt, dass sie nur ein 38 Minuten Set haben und darum die Zeit etwas strecken müssen.  Mit “Baltic Sea For Life” zollen sie ihrer Heimat Tribut, denn sie wohnen da, wo andere Urlaub machen. Das letzte Stück “Eye For An Eye” soll auf die derzeitige politische Lage hindeuten. Jedoch kann man leider nicht genau verstehen, was Snoopy gerade für eine Ansprache hält, weil der Stream ein weiters Mal nachladen muss.

Bizarrer wird es dann aber als ein weiteres Musikvideo gespielt wird. Dieses betrifft die kanadische Power Metal Band Unleashed The Archer. YouTube entscheidet nämlich spontan, dass dieses Video gewaltverherrlichend sei und bricht den Stream daraufhin ab. Die Ironie des Ganzen? Alle Videos, die heute im Stream gezeigt wurden, sind frei auf YouTube zu sehen und das erste Video von Die Kreatur war meines Erachtens wesentlich blutiger.

Nachdem ein neuer Stream gestartet wurde, kann dann auch Britta Görtz als einziges Mädchen heute Abend auf die Bühne steigen. Um ihre Band Critical Mess ranken sich schon einige Mythen. So sollen einige der Musiker angeblich ehemalige  Nameless Ghouls aus der Ghost-Besetzung sein. Aus welcher, weiß ich allerdings nicht. Die Musik ist frickeliger Death Metal, der sehr technisch daherkommt und sich so von Brittas Vorgängerband deutlich unterscheidet. “Feasting” und “Gluttory” sind die ersten beiden Songs. Bei letztgenanntem benutzt Britta auch eine Art Sprechfunkgerät als Stimmverzerrer. Dieses Gerät findet auch bei weiteren Songs noch Anwendung.

Als eigentlich “Into Oblivion” vorgesehen ist, spielt Gitarrist Markus fälschlicherweise schon das Riff des Folgesongs “Demise”, nach dem es auch wieder eine Runde Schnaps gibt. Dieser scheint wohl etwas angeschärft zu sein, da Britta zu verstehen gibt, hätte sie Halsschmerzen gehabt, wären diese jetzt weg. “Cut The Cord”, Generation Fork”, der Titelsong des Albums “Man Made Machine Made Man” und “Pansperm” bilden den Abschluss des Sets. der erste Tag endet somit. Mein Bier ist jetzt auch alle, und ich gehe über zur Aftershow Party bzw. YouTube.

Tag 2:

Damit der Stream nicht noch einmal von YouTube abgebrochen wird, verzichtet man heute auf die Musikvideos. Dafür gibt es heute das Zwillingsbühnenprinzip. Denn zwei der Bands, nämlich Disbelief und Krawallbrüder, werden nicht im Nordsound Showroom, sondern aus einer Location in Süddeutschland, die zu Corona Concerts gehört, spielen. Deswegen gibt es neben Showroom TV auf YouTube und dem Metal Frenzy Facebook Stream heute auch den Corona Concert Stream auf YouTube. Zu Beginn gibt es noch ein vorher aufgezeichnetes Interview mit Disbelief, bevor diese dann live den zweiten Tag eröffnen.

Mit “The Ground Collapses” starten sie ihren Set. Leider bleibt der Stream unwetterbedingt oft hängen. Standbild mit Ton ist meistens noch zu verschmerzen, aber wenn die Musik dann kurzzeitig komplett abreißt, ist das schon etwas tragisch. Tatsächlich habe ich zu diesem Zeitpunk alle drei Streams am Laufen und wechsle bei Abbrüchen und Lags immer auf den nächsten Stream, so dass ich möglichst wenig verpasse. “The Awakening” und “The Symbol Of Death” machen die “Dreifaltigkeit” der Songs, die mit ‘The’ beginnen, perfekt. Mit dem Klassiker “Rewind It All” wird der Set dann nach gefühlt viel zu kurzer Spieldauer beendet. Trotz der andauernden Corona-Beschränkungen werden die Jungs erstmal kein neues Album schreiben, sondern das aktuelle dann im kommenden Jahr noch einmal live promoten.

Die Kneipenterroristen, die nun auf der Showroom Stage spielen, sind eigentlich eine Band, die nicht wirklich in mein musikalisches Spektrum passt. Trotzdem gebe ich dem Ganzen eine Chance. Ihr etatmäßiger Schlagzeuger kann heute nicht dabei sein, weshalb der 16-jährige Sohn des Gitarristen das heute übernimmt. Fragt mich da jetzt bitte nicht nach Namen. Die kann ich mir da echt nicht merken. Mit “Mein Letztes Bier” und “Excalibur”, einem Song, der wohl über eine Rockkneipe handelt, eröffnen sie ihren Set.

Zugegeben, die Musik ist überhaupt nicht meins, aber dazu lässt sich wirklich gut Bier trinken. Das macht die Band nach “Wir Schaffen Das” übrigens auch und zwar standesgemäß aus einem ordentlichen Bierhumpen und nach der “Einkehr” gibt es erstmal ein Tablett Schnaps. Pleiten, Pech und Pannen gibt es auch hier. Diesmal ist es nicht der Stream, sondern das Schlagzeug. Erst verrutscht die Fußmaschine, dann bricht der Stick ab. Gott sei Dank bekommt man einen Stick geliehen und kann den Set fortsetzen. Mit “Sie Kam Zu Mir Am Morgen” wird dann eine nicht ganz jugendfreie Version des Uriah Heep-Klassikers “Lady In Black” gespielt. Mit “Holstenfetischisten” schließen die Hamburger dann ihren Set ab, und ich hoffe, dass sie wissen, dass Astra das einzige richtige Hamburger Bier ist.

Das folgende Konzert wird ihnen präsentiert von Wittinger. Dass könnte man denken, wenn man das Büchsenbier-Bataillon auf dem Drumriser sieht. Krawallbrüder spielen wie auch Disbelief auf der Corona-Concerts-Bühne. Auch sie sind musikalisch eher weniger mein Metier. Hardcore Punk mit Oi-Einflüssen, so würde ich es nach dem ersten Eindruck bezeichnen. Mit “Alerta” und “Unbeugsam” wird eröffnet. Das Ganze knallt ziemlich ordentlich, trifft aber nicht wirklich meinen Geschmack. Aber Humor haben die Jungs.

Ob es nun darum geht, ironisch Werbung für das Wittinger Bier zu machen, welches übrigens das offizielle Festivalbier ist oder sich einfach am Klang des Wortes ‘Büchse’ zu erfreuen. Das Stück “Zweite Heimat” dreht sich um den Osten der Republik, den die Jungs anscheinend sehr lieb gewonnen haben. Das Stück wird auch mit einem kurzen Gitarrenintermezzo der DDR-Nationalhymne eröffnet. “Das 11te Gebot” soll dann was für die Metaller sein, die man – so sagen sie es jedenfalls – im Osten als Knochenlutscher bezeichnet.  Das letzte Stück “Einer Der Letzten” wird dann akustisch gespielt, wobei alle bis auf der Frontmann im Sitzen spielen. Auch wenn es nicht meinen Geschmack getroffen hat, unterhaltsam sind die Jungs allemal.

Headlinerzeit. Godslave thrashen auf der Showroom-Bühne. Dazu gibt es ein episches Intro, grüne Rundumleuchten und Luftschlangen, die beim Opening Track “Full Force Forward” von der Decke kommen. “Insomniaddict” und “Green Zone” folgen und nach “Demon” gibt’s erst mal wieder ‘ne Runde Schnaps zu saufen, bevor Britta Görtz bei “Burn You All” einen Gastauftritt hat. Zu “SOS” solle man doch zu Hause ein bisschen randalieren und das Sofa aus dem Fenster schmeißen. Warum auch nicht, gibt doch gerade überall Rabatte, und die Mehrwertsteuer ist auch gedrückt. Das Bud Spencer Intro zu “Thrased To The Max” kann sich auch hören lassen. Das letzte Stück “Scholar Eclipse” spendiert dann noch mal eine Runde Luftschlangen. So endet dann das erste und hoffentlich einzige Metal Frenzy in der Online Edition.

Das Festival an sich war gut organisiert und auch mit verschiedenen Genre-Bands gut bestück, so dass es eine breite Masse ansprechen konnte. Der einzige Kritikpunkt muss hier an die Moderation gehen. Auch wenn es gut gemeint war und Britta und Susanne ihr Bestes gegeben haben, gab es doch etliche Momente, bei denen mich die Fremdscham überkam, und so wie ich denn Chatverlauf verstanden habe, war ich da wohl nicht der Einzige. Ich möchte das hier ausdrücklich als Kritik und nicht als Hass aufgefasst wissen, aber ist es denn wirklich nötig, sein Moderatorenteam mit einem Namen wie ‘Die Metal-Möhren’ zu benennen. Das hat was von 45-jährigen Hausfrauen, die zum ersten Mal auf dem Wacken sind und sich  ‘Metal Muttis On Tour’ nennen.

Auch das Gewinnspiel lässt mich etwas stutzen. Hierbei konnte man in die dafür eingerichtete WhatsApp-Gruppe des Festivals Fotos von sich und seiner Watchparty posten. Diese nahmen dann automatisch an einem Gewinnspiel teil. Dabei konnte man unter anderem eine Gitarre, 5 Tickets für das Metal Frenzy 2021 und auch ein Jahresabo vom Legacy gewinnen. Im Grunde ja alles ganz toll. Der Knackpunkt war aber die Art der Ziehung. Hier wurden die Bilder zufällig schnell hintereinander abgespielt bis eine der beiden Damen ‘Stopp’ rief. Das nun gezeigte Foto hat gewonnen. Bisher ist auch noch alles in Ordnung, nur dass die Bilder, die bereits gewonnen haben, nicht aus dem Zufallsmodus genommen wurden.

Dabei geschah es auch dann, dass eines der Bilder doppelt gezogen wurde. Obwohl es zwar nur einen Preis bekam, hätte man es, um die Chance der restlichen Teilnehmer zu erhöhen, aus dem Losverfahren entfernen müssen. Ich möchte hier keine böse Absicht unterstellen. Vielleicht war es technisch auch nicht möglich. Aber sollte es – warum auch immer  – im nächsten Jahr nochmal zu einem Online Frenzy kommen, könnten man das Ganze etwas überarbeiten. Allerdings hoffen wir mal, dass es nächstes Jahr Festivals wieder auf die konventionelle Art geben wird. Bleibt noch anzumerken, dass für den Mittwoch des nächsten Metal Frenzys bereits Knorkator angekündigt wurden. Das wird der meiste Mittwoch der Welt werden.

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