Harpyie – Blutbann VÖ: 28.01.22; Metalville; Folk Metal

Es ist soweit, das nunmehr achte Studioalbum der Mittelalterrocker von Harpyie steht vor der Tür. Unter dem Namen „Blutbann“ soll es ein weiteres Mal schaurig zur Sache gehen. Wer die Ostwestfalen kennt weiß, dass sich ihre Alben immer um gewisse Themen drehen. Als ich vom Release von „Blutbann“ erfahren hatte, habe ich erst gedacht, dass sich das Ganze eher wie ihr drittes Album „Freakshow“ anhören wird. Doch da muss ich euch leider enttäuschen, denn „Blutbann“ ist so viel mehr als ein „Freakshow“-Abklatsch.

Artist:Harpyie
Herkunft:Deutschland
Album:Blutbann
Spielzeit:48:30 Minuten
Genre:Folk Metal
Release Date:28.01.2022
Label:Metalville
Link:www.harpyien.de
Blutbann

Schon beim ersten Anspielen war ich positiv überrascht, denn der Opener „Blutadler“ ist etwas ganz anderes, als ich erwartet hätte. Wer hier an ein düsteres Wikingerritual denkt, liegt so wie ich, leider daneben. Das Lied handelt von einer missglückten Liebesgeschichte im Metalgewand. Treibende Beats befördern einen direkt nach vorne und das Lied nimmt einen mit. „Blutadler“ ist wirklich der Ear-Catcher, der uns direkt in den Bann des Albums zieht. Schauriger geht es dann bei „Angst Im Wald“ zu. Ein melodiöser Track mit einem Refrain, der zum Mitsingen animiert. Die Geschichte um den Kopflosen Reiter, bekannt aus Sleepy Hollow, ist meiner Meinung nach einer der besten Tracks des Albums.

Zugegeben, bei „Liebe Auf Den Ersten Biss“ habe ich ein romantisches Lied mit viel Glitzer, inspiriert durch die Twilight-Saga erwartet. Und ja, der Track ist romantisch, aber auch schaurig. Irgendwie schaurig schön. Und zugegeben, ich habe seit Tagen einen Ohrwurm von diesem Song. Ich persönlich finde sowieso, dass Sänger Aello super Balladen singen kann. Doch dieser Track verpasst mir auch nach dem mittlerweile X-ten Mal, immer noch Gänsehaut.

„Die Geister Die Ich Rief“ holt uns ganz anders ab. Ein, wenn auch etwas klischeehaftes, Lied über die Geisterstunde oder vielmehr das Heimgesucht werden von Geistern. Hier zeigen uns Harpyie wieder einmal, wie vielschichtig sie sind. Es fällt immer schwer, diese Kapelle zu beschreiben, weil sie so viele Metal-Untergenres vereinen. So trifft hier melodischer Folk auf kräftige, fast schon dem Death Metal zugehörige Parts. „Dunkelschwarz“ setzt auch auf diese Elemente, während der Refrain schon wieder eher an eine Ballade erinnert. Die Tempowechsel sind hier enorm, was dem Titel eine ganz besondere Atmosphäre verpasst.

In der Mitte des Albums erwartet uns der Song „Nachtfalter“. Hierfür haben sich die Ostwestfalen tatkräftige Unterstützung von ASP geholt. Man kann es wirklich sagen: Beide Bands zusammen haben für die schwarze Szene einen Diamanten erschaffen. Ganz Großes Kino! Zugegeben, jedes Album braucht einen kleinen Tiefpunkt, der ein wenig die Luft raus nimmt. Ich persönlich finde „Verräterisches Herz“ ist dieser Song. Hier trifft Mittelalterrock auf Neue Deutsche Härte mit Metalcore-Einschlägen. Funktioniert gut, macht auch Spaß, aber holt mich leider nicht ganz ab. Auch „Fang Mich Ein“ erinnert mich irgendwie an einige NDH-Bands, befindet sich aber weitaus dichter am Mittelalterrock als sein Vorgänger.

Mit dem neunten Track „Wir Sind Die Nacht“ erwartet uns ein rituelles Intro für den nächsten Track „Vampir“. Doch wer bei „Vampir“ an eine Standardvampirgeschichte denkt liegt leider auch wieder falsch. Harpyie holen den Vampirismus aus ihrem romantischen Gewand und transportieren ihn direkt in unsere Epoche. So haben die Ostwestfalen hier den eindeutigen Höhepunkt des Albums geschaffen.

Ein letztes Mal geht es bei „Okkult“ richtig wild zur Sache. Auch hier einer meiner Lieblingstracks des Albums. Ein Lied über Häresie, Nekromantie und Okkultismus. Richtig genial. Der Refrain ist schön preschend. Was will man mehr als einen Titel, der einen richtig mitnimmt. Für Gänsehautmomente sorgt der letzte Song „Ich Glaub Dir Nicht“. Ich habe noch nicht ganz verstanden, wie sich der Titel in das Gesamtwerk von „Blutbann“ einfügt. Statt Monster-, Grusel- oder Vampirgeschichten erzeugt er in mir eher das Bild einer Dystopie. Hier hat man ein Werk geschaffen, bei dem ich mir eine Träne verkneifen musste.

Puh! Was für ein Album. Wenn man mich nach meiner Meinung fragt, haben Harpyie hier etwas ganz Großes geschaffen. Ich bin schon Fan der Band seit ihrem ersten Album „Blindflug“ und höre die Ostwestfalen immer wieder gerne. Aber das was sie auf „Blutbann“ geschafft haben, übertrifft alles. Ohne Zweifel ist „Blutbann“ das stärkste Album, das Harpyie herausgebracht haben. Andere Bands werden es dieses Jahr wirklich schwer haben, sich gegen so ein Brett zu beweisen.

Tracklist:

  1. Blutadler
  2. Angst im Wald
  3. Liebe auf den ersten Biss
  4. Die Geister die ich rief
  5. Dunkelschwarz
  6. Nachtfalter (feat. ASP)
  7. Verräterisches Herz
  8. Fang mich ein
  9. Wir sind die Nacht
  10. Vampir
  11. Okkult
  12. Ich glaub dir nicht

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