Wenn es draußen stürmt und regnet und man keinen Hund vor die Tür schicken mag, gibt es doch eigentlich nichts Schöneres, als sich die Gehörgänge mit einer ordentlichen Portion Black Metal durchzupusten. Und wenn dann auch noch Größen wie Behemoth, Abbath (Ex-Immortal), Entombed A.D. und Inquisition zum schwarzmetallischen Gebolze einladen, dann nimmt man doch gerne die eineinhalbstündige Zugfahrt nach Essen im überfüllten Intercity und den zwanzigminütigen Fußmarsch zur Weststadthalle in Kauf.
Dort angekommen geht es zügig voran. Der Einlass ist gut organisiert und auch an der Garderobe wird man schnell und freundlich abgefertigt. Auf geht’s also in die Halle, wo auch sogleich das Black Metal Urgestein Inquisition die Bühne entert und schon einmal für Stimmung bei den Anwesenden sorgt. Die düsteren Songs leben vor allem von dem sehr präzise gespielten Schlagzeug und dem kehligen Gesang. Hier ergänzen sich Sänger und Gitarrist Dagon sowie Schlagzeuger Incubus hervorragend. Nur bei den Blast-Beats wirkt es teilweise etwas breiig. Auffällig ist noch, dass das Duo für die erste Vorband schon derbe laut ist. Außerdem ist der Sound in der ganzen Halle recht ordentlich. Und das, obwohl die Bühne nicht an der Stirnwand, sondern an der Seitenwand platziert ist. Nach gut vierzig Minuten sind die Kolumbianer dann fertig, und das Gedrängel vor der Bühne lichtet sich ein wenig. Dafür ist der Andrang an den Theken, beim Merch und auf den Toiletten umso größer. Die Halle ist ziemlich gut gefüllt.
Von der vollen Location können dann auch Entombed A.D. profitieren, die mit ihren Hardcore-lastigen Stücken enorm Schwung in die Bude bringen. Direkt der erste Song „Midas In Reverse“ vom am 26.02.2016 erscheinenden Album „Dead Dawn“ wird mit Jubelschreien und Pommesgabeln begrüßt. Nicht minder heftig geht es dann im weiteren Verlauf des Gigs zu. Dabei heizt Sänger Lars Göran „L.G.“ Petrov dem Essener Publikum ordentlich ein, ist auf der Bühne unheimlich agil und beweist, dass er sogar einige deutsche Wörter kann („Alles gut Essen?”). Und so ballern die schwedischen Death Metaller einen Entombed Klassiker nach dem anderen durch die Boxen und werden dafür von ihren Fans nach allen Regeln der Kunst abgefeiert.
Voller Spannung erwartet die spätestens jetzt zum Bersten gefüllte Halle dann auf den Black Metal Altmeister Abbath, der nach dem Krach mit seinen ehemaligen Bandkollegen von Immortal jetzt solo unterwegs ist. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von keinem Geringeren als God Seed und Ex-Gorgoroth Basser King ov Hell. Weitere Bandmitglieder sind Gabe Seeber (Drums) und Ole André Farstad (Gitarre). Insgesamt macht das Quartett eine gute Figur und überzeugt durch ein authentisches Stageacting. Für eine Black Metal Band schon fast ekstatisch manövrieren sich die Bandmitglieder über die Bühne und lassen sich vom elektrisierten Publikum feiern. Dabei kommen Stücke wie „To War“ oder „Winter Bane“ vom aktuellen Album „Abbath“ keineswegs schlechter weg, als Klassiker wie „Tyrants“ oder „One By One“. Einen grandiosen Abschluss findet der Ging dann in „All shall Fall“.
Doch das Highlight des Abends ist ganz klar der Auftritt von Behemoth. Jubelschreie werden laut, als das Intro zum Opener „Blow Your Trumpets Gabriel“ ertönt. Während sich die Saitenhexer mit ihren Äxten schon mal auf der Bühne positionieren, kommt Sänger Nergal, mit zwei brennenden Fackeln bewaffnet, als Letzter auf die Bühne, um dann die infernalische Show standesgemäß zu beginnen. Der Sound ist bombastisch und lässt keine Wünsche offen. Wie angekündigt, spielt die Band heute das komplette „The Satanist“ Album, welches live wunderbar umgesetzt wird. Die Licht- und Pyroshow ist bestens auf die Stücke abgestimmt und alle Bandmitglieder gehen voll und ganz in ihren Stücken auf. Ein Highlight ist sicherlich das extrem groovige „Ora Pro Nobis Lucifer“, zu welchem immer wieder mannshohe Feuersäulen auf der Bühne in die Höhe steigen. Auch das von Nergal inszeniert okkulte Abendmahl, bei dem der Sänger aus einem Kelch entnommene Oblaten mit Behemoth Logo an die Fans verteilt, passt bestens ins Bild. Es ist schon sehr beeindruckend, wie fit und agil der erst vor wenigen Jahren von Leukämie geheilte Nergal auf der Bühne agiert. Und da verwundert es auch nicht, dass die vollkommen euphorisierten Fans nach dem fantastischen Album-Schlusslied „O Father O Satan O Sun“ noch nach einer Zugabe schreien.
Die geben die Polen aber nur zu gerne und hauen mit „Pure Evil And Hate“, „Antichristian Phenomenon“, „Conquer All“ und „Chant For Eschaton 200“ noch einmal vier verdammt fette Granaten raus.
Behemoth haben heute einmal mehr ihre Live-Qualitäten unter Beweis gestellt und deutlich gemacht, warum sie aktuell zur absoluten Black Metal Speerspitze gehören. Es klingt immer ein wenig vermessen im Februar schon von einem der besten Konzerte des Jahres zu sprechen, aber die Messlatte wurde hier heute schon einmal sehr hoch gelegt.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar