Konzertbericht Schandmaul + Mythemia 23.02.2018 - Hyde Park, Osnabrück

Schandmaul

Wer verliebte sich in die „Teufelsbraut“, sang mit den „Herren der Winde“ und brachte als „Narrenkönig“ die ganze Welt zum Lachen? Die Rede ist von niemand geringerem als den Folkrockern Schandmaul, die im Rahmen ihrer „Das (vielleicht) Beste aus 20 Jahren“-Tour am 23.02.2018 Halt im Osnabrücker Hyde Park machten. Und wenn die Bayern schon mal mit einer „Best of“-Tour in die Friedensstadt kommen, dann durfte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Als Support war die Fantasy Folk Band Mythemia dabei. Der Fünfer aus Bielefeld hatte diesen Slot über einen Aufruf auf der Schandmaul Facebook-Seite ergattern können.

Vermutlich um ihre eigene Spielzeit etwas verlängern zu können, legen Mythemia bereits eine Viertelstunde vor der angekündigten Zeit los. Das trifft den ein oder anderen in der bereits ganz ordentlich gefüllten Halle zwar etwas unvorbereitet, tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Anscheinend hat die Truppe ordentlich Werbung gemacht und eine ansehnliche Fangemeinde mitgebracht. Auf jeden Fall wird Mythemia mit Jubel und Klatschen begrüßt, als sie auf die Bühne kommen und ihren atmosphärischen Auftritt beginnen. Von Anfang bis Ende versprühen alle Bandmitglieder gute Laune und scheinen mächtig Spaß zu haben. Immer wieder kommen einzelner Bandmitglieder zusammen, posieren miteinander und grinsen sich und dem Publikum zu. Auch die Zuschauer werden immer wieder mit eingebunden. Dabei sind die Stücke sehr variabel und kommen mal mystisch, nachdenklich und mal fröhlich, springend daher. Bei mir will die Band allerdings nicht so richtig zünden. Dafür hebt sie sich für mich dann doch zu wenig von ihren Genre-Kollegen ab und lässt ein wenig den eigenen Stil vermissen. Den Applaus haben sich Mythemia aufgrund ihrer tollen Bühnenpräsenz aber dennoch redlich verdient.

Geheimnisvoll wirkendes blaues Licht und jede Menge Nebel umhüllen die Bühne, als die Schandmäuler ihren Gig mit dem kraftvollen „Vor der Schlacht“ beginnen. Von Beginn an ist das Publikum gefesselt und lauscht den Klängen schon fast andächtig. Deutlich flotter geht es dann beim „Hofnarr“ und dem poppigem „Leuchtfeuer“ zu, bevor der gut aufgelegte Sänger Thomas Lindner die Osnabrücker ganz herzlich begrüßt. Dabei erinnert er sich an Schandmauls ersten Auftritt in Osnabrück (damals noch im Works) und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen, was bei den Anwesenden für Erheiterung sorgt.

Bei bestem Licht und gutem Sound präsentieren Schandmaul im weiteren Verlauf des Abends dann einen bunten musikalischen Querschnitt durch die letzten zwanzig Bandjahre und haben dabei wirklich jedes ihrer neun Studioalben in der Setlist berücksichtigt. Und damit treffen sie nicht nur den Geschmack des Publikums, auch sämtliche Bandmitglieder scheinen unheimlich viel Spaß zu haben und wirken auf der Bühne sehr agil. Mit seinem Statement für mehr gesellschaftliche Vielfalt in der Ansage zu „Bunt und braun“ erntet Frontmann Thomas Lindner dann ordentlich Beifall, obwohl er aber auch erkennen muss, dass die eigentliche Zielgruppe damit nicht erreicht wird. („Die kommen nicht auf unsere Konzerte“). Abgefeiert wird der Song trotzdem, genauso wie auch der „Tröte-Mitgift Potpourri“, „Vogelfrei“ oder „Die goldene Kette“. Darüber hinaus sind Schandmaul aber auch wahre Meister der leisen Töne. Und so darf natürlich auch die zu Herzen gehende Ballade „Euch zum Geleit“ nicht fehlen.

Zum Ende des regulären Sets entführt uns die Band dann noch einmal in die Welt der Nibelungen und sorgt mit der eindrucksvoll vorgetragenen Siegfried-Trilogie bestehend aus „Der junge Siegfried“, „Drachentöter“ und „Krieger“ noch einmal für Begeisterungsstürme im Publikum. Nach diesem Knaller kann nur noch ein Lied folgen, nämlich die „Walpurgisnacht“, bei welcher Band und Publikum dann noch einmal alles geben.

Die „Sturmnacht“ wurde auf früheren Schandmaul-Touren auch schon als Opener eingesetzt. Heute leitet sie stimmungsvoll die erste Zugabe ein, die mit den „Herren der Winde“ noch mal einen echten Bandhit beinhaltet. Leider kommt der Song beim Publikum heute nicht so gut an. Dafür erstrahlt der Hyde Park dann beim wunderschönen Liebeslied „Dein Anblick“ aber im Schein hunderter Feuerzeuge und Handy Taschenlampen und wird am Ende nur noch von den Fans gesungen. Der Schlussakkord des Konzerts wird dann eingeleitet durch den facettenreichen „Feuertanz“, der auf der Bühne stilvoll in Rotlicht in Szene gesetzt wird. Auch „Der Spion“ sorgt noch einmal für Stimmung vor der Bühne. Abgeschlossen wird das Konzert dann endgültig vom romantisch gesungenen Heiratsantrag „Willst Du“.

Damit geht ein insgesamt sehr guter Konzertabend zu Ende. Eine gut aufgelegte Band führt gekonnt durch ihr bisheriges musikalisches Schaffen und versteht es, ihren Fans einen tollen Abend zu verschaffen. Eines wird an diesem Abend aber auch deutlich. Mit der Mittelalterband von vor zwanzig Jahren hat diese Truppe nur noch sehr wenig zu tun, was ein Stück weit schade ist. Außerdem verstehe ich immer noch nicht, wie man auf einem Konzert als letztes Lied eine Ballade spielen kann. Nichtsdestotrotz hat sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt.

Setlist Schandmaul

  1. Vor der Schlacht
  2. Der Hofnarr
  3. Leuchtfeuer
  4. Lichtblick
  5. Tröte-Mitgift Potpourri
  6. Kaspar
  7. Bunt und nicht braun
  8. Heute bin ich König
  9. Vogelfrei
  10. Die goldene Kette
  11. Euch zum Geleit
  12. Der Pakt
  13. Der Teufel hat den Schnaps gemacht
  14. Teufelsweib
  15. Der junge Siegfried
  16. Drachentöter
  17. Krieger
  18. Walpurgisnacht

Zugabe 1

  1. Sturmnacht
  2. Herren der Winde
  3. Dein Anblick

Zugabe 2

  1. Feuertanz
  2. Der Spion
  3. Willst Du
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