Seit vielen Jahren gehört die Eisheilige Nacht nun schon genauso zu Weihnachten wie Tannenbaum und Geschenke. Und auch in diesem Jahr haben Eric Fish und seine Mitstreiter von Subway To Sally keine Kosten und Mühen gescheut und wieder ein tolles Billing zusammengestellt. Grund genug, um dem altehrwürdigen Ringlokschuppen in Bielefeld mal wieder einen Besuch abzustatten. Neben den Schweizern Eluveitie sind in diesem Jahr auch die derzeit ungemein angesagten Lord Of The Lost sowie die Mittelaltertruppe Vroudenspil mit von der Partie.
Letztgenannte eröffnen auch den Abend mit einer Mischung aus Folk, Shanty und Gypsy Punk. Dabei versprüht der Siebener eine gewisse Seeräuberatmosphäre und erinnert damit ein wenig an jüngere Cultus Ferox-Veröffentlichungen. Leider will aber nicht so richtig Stimmung aufkommen. Das mag wohl auch zu einem großen Teil daran liegen, dass die Musik insgesamt recht seicht ist und weitestgehend auf Rock- und Metal-Elemente verzichtet. Erst zum Ende des Gigs, als Sänger Ratz von der Planke an den Todestag von Lemmy Kilmister erinnert, werden die Songs etwas flotter und reißen die Besucher mit. Und so bekommen die Musiker dann zum Ende des gut halbstündigen Auftritts auch den verdienten Applaus.
Ein ganz anderer Schnack ist dann der Auftritt von Lord Of The Lost. Mit einem guten, druckvollen Sound starten die Dark-Rocker in ihren düster-elektronischen Gig. Dabei wechseln sie immer wieder zwischen melancholischen Hymnen der Marke HIM und knallhart rockenden Rhythmen, die mich an Machine Head denken lassen. Auch Rammstein– und Oomph-Einflüsse sind wahrzunehmen. Das Gesamtpaket ist nicht eindeutig einem Genre zuzuordnen, kommt beim Bielefelder Publikum aber bestens an, und so wird die Band auch ordentlich abgefeiert. Doch auch die Band scheint richtig Spaß zu haben und ist auf der Bühne sehr agil. Sänger Chris Harms heizt der Meute noch zusätzlich ein, und so wird der Auftritt von Lord Of The Lost insgesamt zu einer runden Sache.
Als Drittes sind dann Eluveitie dran. Kurz vor dem Jahresende präsentieren sich die Schweizer noch einmal mit ihrem alten Line-up, welches bekanntlich Anfang 2017 mehr oder weniger komplett neu aufgestellt wird. Der Gig beginnt fulminant und stimmungsvoll. Der Sound ist zwar nicht überragend, aber besser als befürchtet. Wer Eluveitie schon öfter gesehen hat, weiß wovon ich spreche. Vor der Bühne kommt das Publikum aber auf jeden Fall schonmal ein wenig in Bewegung, und bei „Thousandfold“ werden dann auch die ersten Crowdsurfer nach vorne getragen. Nach diesem mitreißenden Beginn wird es dann aber etwas ruhiger und die Band schiebt, passend zum neuen, im Frühjahr 2017 erscheinenden Album „Evocation Part II“, ein kleines Akustikset ein. Hierfür hat man sich mit Laura Fella zudem noch eine beeindruckende Gastsängerin mit an Bord geholt. Nicht nur der Song vom neuen Album kommt sehr gut rüber, auch Klassiker von der ersten „Evocation“-Scheibe, sowie die Hits „A Rose For Epona“ und „Call Of The Mountains“ werden sehr stimmungsvoll vorgetragen. Zum Ende gibt es dann aber noch einmal den von Eluveitie gewohnten Knüppel aus dem Sack, welcher noch von einer amtlichen Wall of Death unterstützt wird. Und natürlich darf auch die obligatorische Zugabe „Inis Mona“, zu dem das Publikum singt, hüpft und klatscht, nicht fehlen.
Spätestens jetzt sind die Gäste im Bielefelder Ringlokschuppen bereit für Subway To Sally. Die lassen sich zwar etwas bitten, starten dann aber sehr geil mit „Grausame Schwester“, “Henkersbraut“ und „Kleid aus Rosen“, welche allesamt von reichlich Pyroeffekten und Feuersäulen untermalt werden. Die Stimmung ist bombig und „Der Schrei“ funktioniert von Anfang an bestens. Auch Eric Fisch ist heute sehr gut aufgelegt und interagiert toll mit seinen Fans. Bei der Auswahl der Stücke haben die Mittelalterrocker ein geschicktes Händchen bewiesen. Von „Foppt den Dämon“ über „Herzblut“ und „Nord Nord Ost“ bis hin zu „Mitgift“ ist nahezu jedes Album vertreten, und es reiht sich Hit an Hit. Ally Storch macht an der Geige einmal mehr einen Topjob, was sie nicht zuletzt mit ihrem tollen Solo nach dem „Tanz auf dem Vulkan“ beweist. Gegen Mitte des Auftritts muss Eric Fish dann aber doch noch einmal eingreifen und erinnert mit einer kleinen Anekdote an die 90er Jahre des vorherigen Jahrhunderts, wo immer alle auf Konzerten hüpften bis sie durch den Boden gingen, und dass er das heute hier auch mal erleben wolle. Das lassen sich die Bielefelder natürlich nicht zweimal sagen, und so hüpft der ganze Saal dann bei „Böses Erwachen“ und „Arme Ellen Schmitt“. Zum obligatorischen „Veitstanz“ holen sich Subway To Sally dann noch einmal zwei Dudelsäcke und eine Flöte von Vroudenspil mit auf die Bühne, welche das Stück noch einen Tick fetter rüberkommen lassen. Mit „Seemannslied“ hat man sich ein überraschend trauriges Lied für den Schluss ausgesucht. Es wird jedoch mit Unterstützung von Vroudenspil, Eluveitie und Lord Of The Lost sehr stimmungsvoll dargeboten und passt zudem auch gut zum Motto „Eisheilige Nacht“. Doch kaum haben die Musiker die Bühne verlassen, schreit es schon hoch vom Galgen nach „Julia und die Räuber“. Und da ein Subway To Sally Konzert auch kein Subway To Sally Konzert wäre, wenn dieses Stück nicht gespielt werden würde, bekommt die Meute auch diese letzte Zugabe noch serviert.
Und so geht ein insgesamt gelungener Konzertabend standesgemäß zu Ende. Wie auch in den vergangenen Jahren ist die Eisheilige Nacht eine gut organisierte Veranstaltung mit tollen Bands, die nicht aus dem Konzertkalender wegzudenken ist. In 2017 wird es übrigens auch wieder die Eisheiligen Nächte geben. Neben Subway To Sally sind dann Mono Inc., Feuerschwanz und Mr. Hurley und die Pulveraffen mit dabei.
Setlist Subway to Sally
- Grausame Schwester
- Henkersbraut
- Kleid aus Rosen
- Unsterblich
- Eisblumen
- Falscher Heiland
- Tanz auf dem Vulkan
- Für immer
- Böses Erwachen
- Arme Ellen Schmitt
- Besser du rennst
- Ohne Liebe
- Sag dem Teufel
- Sieben
- Veitstanz
- Seemannslied
- Julia und die Räuber
Hinterlasse jetzt einen Kommentar