Vroudenspil – Panoptikum VÖ: 26.04.19, Hicktown Records, Ska/Folk Metal

CD-Cover Vroudenspil Panoptikum

Alle Mann an die Kanonen, da nähert sich ein fremdes Schiff am Horizont! Es ist ein Kahn aus den Tiefen Bayerns, der im karibischen Osnabrück andocken will. An Bord sind Piraten der schlimmsten Sorte, die unter dem Banner eines Dudelsack spielenden Bären segeln. Sie hören auf den Namen Vroudenspil und bringen neben Kanonen, Meersalz und Rum ihren neuen Silberling „Panoptikum“ mit an Land. Karibisches Osnabrück, es wird Zeit das Tanzbein zu schwingen!

Gesagt, getan – Irgendwo zwischen Piratensound, Mittelalterrrock, Ska und Reggae beginnt das Album mit „Kaleidoskop“. Die Fässer werden geöffnet und es darf schon mal so mancher Rum geleert werden. Tanzbar und sehr mystisch, aber auch sehr punktgenau – Der Opener überzeugt nicht nur als Lied für so manches Saufgelage, sondern auch als atmosphärisches Intro des Albums. Jetzt darf es gerne etwas verrückter werden und der „Tanzbär“ zeigt uns, wie es geht. Mittels irrwitziger Kirmesmelodie irgendwo zwischen Polka und Horrormusik darf im Refrain auch gern ekstatisch mitgegrölt werden. Ach wie herrlich das Album bis jetzt doch klingt, doch fehlt bis jetzt ein bisschen das Piratenfeeling. Gut, dass der dritte Titel „Spuren Im Sand“ heißt. Mit dem Tempo schraubt man etwas zurück, dafür bekommt man einen Song, den man mit seinen Freunden im Arm lauthals brüllen sollte. Hebt die Krüge auf die Freundschaft!

Vom Anstoßen geht es zum Vollrausch oder vielmehr zum „Rausch Der Sinne“. Man bleibt beim mittleren Tempo, das sich aber perfekt schunkeln lässt. Die Melodie erinnert mich doch sehr an alte Comicstreifen, aber gerade das macht diesen Titel so unverkennbar und schafft wieder mal einen Höhepunkt. Das geht in diesem Album wirklich Schlag auf Schlag. Nun ist es Zeit auch mal ein paar ruhige Klänge anzuschlagen. Das Intro zu „Schein Und Sein“ stimmt eben jene Töne an, aber so ganz ohne tanzen? Geht nicht! Es wird wieder das Akkordeon ausgepackt, und die Säbel werden zum irrwitzigen Freibeuter-Folk geschwungen. Da wo Säbel rasseln, ist ein Kanonenfeuer nicht fern. Entfacht durch den „Feuerteufel“ wird musikalisch ordentlich gezündelt, bis sich die Melodie wie ein Flächenbrand im ganzen Körper ausweitet und selbst Mark und Bein sich bewegen.

Wenn der Brand erlischt, wird es wieder etwas düsterer, und musikalisch wird es auch wieder herrlich atmosphärisch düster. Der „Wanderer In Schwarz“ klingt gesanglich sogar leicht mit der Neuen Deutschen Härte verbunden, findet aber immer wieder seinen Weg in die tanzbaren, bekannten Gefilde. Mit diesem Titel zeigt sich die Crew der Vroudenspil nicht nur experimentierfreudig, sondern beweist auch, wie genial sie Stimmungen erzeugen kann.

Leider muss ich jetzt auch mal ein bisschen Kritik austeilen, denn das „Menschenbild“ ist leider nicht ganz mein Song. Er schwimmt so in der Masse mit und sticht kein bisschen heraus, was sehr schade ist, denn die Message – sofern ich sie richtig verstanden habe – ist wirklich gut. So bleibt er nur einer von vielen. Nicht schlimm, denn nach diesem Titel ist man direkt wieder „Aufgewacht“. Wieder mal ein schön süffiges Sauf- und Schunkellied mit eingängigem Refrain. Perfekt für alle Freibeuter, die bis hierhin noch nicht heiser sind.

Mit lustiger Melodie überzeugt auch der „Selbsträcher“, wo ein weiteres Mal Folk auf Schunkelska trifft. Wer es noch nicht gewagt hat, sollte sich aber spätestens jetzt erheben, um ein wenig zu tanzen. Wenn man jetzt schon steht, dann sollte man auch bei „Kleine Fabel“ weitertanzen. Man schraubt das Tempo wieder in die Höhe, die musikalischen Ereignisse überschlagen sich, aber das lässt den Titel irrwitzig klingen. Ein Treffer voll ins Schwarze, gäbe es „Vanitas“ nicht, wäre es die volle Punktzahl. Doch der vorletzte Titel langt richtig zu, was dazu beiträgt, dass sich der Spannungsbogen des Albums bis hierhin wirklich bis aufs Maximum aufgeladen hat. Was soll man nach zwölf so starken Titeln denn noch erwarten? Eine ganz ruhige Nummer zum Runterkommen. Und sie erzeugt eben das, nach dem sie benannt ist: „Seelenfrieden“. Zwischen Traurigkeit und melancholischer Schönheit setzt man zum Ende noch einmal Akzente.

Das Schiff der Vroudenspil ist bis unter die Decke voll mit Hits und Tanzmusik. Es ist ein Album für jeden Mittelalterrock-Fan. Aber auch für Ska- und Reggae-Fans könnte diese Scheibe etwas ganz besonderes werden. Jedenfalls sollte sich jeder, der auf maritimes Feeling und Piratenambiente steht, das Album ins Regal stellen. Karibisches Osnabrück, da sind ein paar gefährliche Freibeuter im Hafen.

Homepage: http://www.vroudenspil.de/

Tracklist:
01. Kaleidoskop
02. Tanzbär
03. Spuren Im Sand
04. Im Rausch Der Sinne
05. Schein Und Sein
06. Feuerteufel
07. Wanderer In Schwarz
08. Menschenbild
09. Aufgewacht
10. Selbsträcher
11. Kleine Fabel
12. Vanitas
13. Seelenfrieden

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