Festivalbericht – Metal Embrace Festival

Erstmalig geht es anno 2016 für Heavy Stage Force zum Metal Embrace nach Barleben. Oder findet das Festival doch erst 2018 statt? Aufgrund der etwas unglücklich gewählten Schriftart auf der Homepage gab es dahingehend anscheinend Verwirrungen bei einem kleinen Teil der Besucher.

Bis Magdeburg läuft die Anreise perfekt. Dann jedoch fällt ein Zug nach Barleben aus, worüber beim Service anscheinend keiner Bescheid weiß. „Sänk ju for träweling wis Deutsche Bahn“. Also eine Stunde gewartet, Bierchen nachgekippt und dann geht es von einem anderen Gleis doch endlich weiter. Schnell wohnlich eingerichtet, Mittagessen rein und auf ins Getümmel. Die Location ist eine gute Viertelstunde zu Fuß vom Ortskern entfernt und befindet sich auf dem Clubgelände des dort ansässigen Iron Cruise MC. Das Gelände ist übersichtlich eingerichtet, die Stage ist in der Halle, so dass man vollkommen unabhängig vom Wetter hier feiern kann. Für den Erwerb von Getränken benötigt man Wertmarken, welche in verschiedenen Wertgrößen (5,-€; 10,-€; 20,-€) erhältlich sind. Hierdurch geht das Bestellen an der Theke schnell, da das lästige Kleingeldzählen entfällt. Darüber hinaus können die Marken jederzeit und auch noch nach dem Ende der Auftritte wieder zurückgegeben werden. Die Preise sind mehr als fair. Für das Bier 0,4 l werden 2 € verlangt, das Nackensteak gibt es für 3 € und ein Metallerfrühstück gibt es für 4 €. Auf großen Festivals zahlt man auch gerne schon mal das Doppelte. Festivalshirts sind für 15 € zu haben. Hier hat man zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Kuh wie auf manch größerem Festival gemolken werden muss. Es ist wirklich für die Leute vor Ort angepasst. So auch der O-Ton der Veranstalter, die das machen, weil sie Bock darauf haben und froh sind, wenn am Ende des Tages eine schwarze Null steht. Super Stimmung also bei der mittlerweile zehnten Ausgabe des kleinen aber feinen Metal Embrace Festivals. Viele Leute kennen sich bereits aus den vergangenen Jahren  und auch das Heavy Stage Force Team wird ohne Vorbehalte und trotz des hier auffallenden Osnabrücker Akzents herzlich aufgenommen.

Aber nun zum Wichtigsten, den Bands:

Freitag:

Den Anfang machen die Death Metaller Buried in Black. Derbe laut und ziemlich brachial heizen sie den paar Nasen, die sich bereits vor die Bühne verirrt haben, ein. Der Gesang ist überwiegend guttural und mit aggressiven Shouts versetzt. Das könnte an sich eine gute Mischung sein. Leider jedoch ist der Sound so mies, dass nur ein ziemlich gequirlter Matsch dabei herauskommt. Auch bei den dann folgenden Bloodpunch  hat sich am breiigen Sound noch nicht viel getan. Davon lassen sich die Jungs aus Neubrandenburg aber nicht beirren und liefern einen energiegeladenen Gig ab. Sänger Michael, der mit freiem Oberkörper auf der Bühne steht, grunzt wie nichts Gutes und wirkt ziemlich dominant. Melodic Metal Core, so nennt die Truppe ihren Musikstil. Leider kommen jedoch die teils sehr schön melodischen Gitarren nicht so richtig durch, sodass man vom Melodischen nicht viel erkennen kann.

Ein erstes Ausrufenzeichen können hingegen Nachtschatten setzen. Die Melodic Death Metal Band aus Karlsruhe klingt deutlich besser als die beiden Bands zuvor. Der Sound ist viel fetter und etwas differenzierter. Hinzu kommt, dass die Band durch gutes Stageacting und Spielfreude überzeugen kann. So posen Gitarristen und Bassisten immer wieder miteinander herum, und der Sänger heizt das Publikum bestens an. Da verzeiht man den Jungs auch, dass sie ihr Backdrop vergessen haben und stattdessen kurzerhand einen Gitarrenkoffer als improvisiertes Banner vor die Bühne gestellt haben. Abgrogation machen dann richtig Spaß, was nicht zuletzt am Bassisten RW, der zugleich der Veranstalter dieses Festivals ist, liegt. Der grinst nämlich fast während des gesamten Gigs wie ein Honigkuchenpferd und scheint richtig Spaß zu haben. Aber auch die Meute vor der Bühne feiert die Band ab und kann sich zudem auch an einer ordentlichen Lichtshow erfreuen. Ich muss zugeben, dass ich die Magdeburger Melo Deather seit ihrem 2009er Output „Sarggeburt“ etwas aus den Augen verloren hatte, stelle aber jetzt fest, dass die Jungs immer noch einen derben Drive haben und ihr Handwerk verstehen.

Mit der einsetzenden Dämmerung füllt sich die Halle auch so langsam mit feierwilligen Metallern, wovon die Wuppertaler Thrasher Contradiction profitieren. Mit ganz ordentlichem Sound legt der Vierer einen klasse Auftritt hin. Mit Rhythmen, die unweigerlich zum Kopfnicken verführen, geilen Gitarrenriffs und variablem Gesang bringt die Truppe Stimmung in die Halle. Aussehen und Gesang von Oliver „Koffer“ Lux erinnert dabei irgendwie ein wenig an einen gewissen Peavy Wagner, seines Zeichens Mastermind bei Rage. Auch musikalisch nehmen die Jungs einige Elemente aus der frühen Rage-Phase auf, verarbeiten sie aber auf ihre ganz eigene Weise. Bei Attic müssen wir leider eine kurze Pause einlegen und suchen unsere Herberge auf. Pünktlich zum Headliner des Abends Black Messiah sind wir aber zurück. Und das ist auch gut so, denn die Pagan Metal Truppe ist richtig gut drauf und zerlegt die Halle nach allen Regeln der Kunst. Mit Partyknallern, wie dem „Sauflied“ oder der „Wildsau“, sorgt die Truppe für ordentlich Bewegung vor der Bühne. Es wird getanzt, gesprungen und kräfitig das Haupthaar geschüttelt. Höhepunkt des Gigs ist aber natürlich das „Söldnerschwein“, bei welchem auch das Publikum lautstark mitsingt.  Und damit geht ein toller erster Festivaltag zu Ende.

Samstag

Der Samtag wird von Endlevel eröffnet. Diese junge erfrischende Death/Thrash Metal Kapelle aus der Nähe von Balingen hat es über das Metal Embrace Bands Battle auf die Running Order geschafft und zeigt nun eindrucksvoll warum. Mit richtig gutem Sound und ordentlich Dampf auf dem Kessel sorgen sie bereits jetzt für den ersten Moshpit des Tages. Im Gesang wechseln sich derb tief gegrunzte Passagen mit hohen Screams ab. Die Rhythmusfraktion lässt einen unweigerlich mit dem Kopf wippen und die teils brachialen, teils melodischen Riffs runden das Paket ab. Für uns die Entdeckung des Festivals. In Demoni sind dann so ein Fall für sich. Irgendwo zwischen Black, Death und Grindcore angesiedelt grunzt und quietscht sich Sänger Jens durch den halbstündigen Auftritt der Band. Dazu kommen dampfwalzenartige Gitarrenwände und Blast Beat Attacke nach Blast Beat Attacke. Ein paar Metaller schütteln enthusiastisch die Haare. Der Großteil der Besucher kann mit dem Material aber wohl eher weniger anfangen.

Zeit für eine Runde Rock ’n’ Roll mit den Kamikaze Kings. Ehrlich, rotzig und laut rocken die Jungs ein kurzweiliges Set runter. Blickfang Nummer eins ist dabei Schlagzeuger Rais, der mit Vokuhila und Pornobalken die Felle verdrischt und dabei sichtlich Spaß hat. Aber auch der Rest der Band kommt in Muskelshirt und zerrissener Jeanshose extrem lässig rüber. Auch musikalisch ist die Band durchaus interessant und kann vielleicht als eine Mischung aus Volbeat und Motörhead beschrieben werden. Schade, dass vor der Bühne nur recht wenig los ist. Die Anwesenden haben jedoch eine gepflegte Party. Als nächstes schicken sich dann Bitchhammer an, die Hütte zu zerlegen. Mit einer ziemlich old schooligen Black/Thrash Mischung gelingt das dem Trio aus Leipzig auch bestens. Vor der Bühne ist gut was los und es sind reichlich Pommesgabeln und schwingende Matten zu sehen. Hier hat Veranstalter RW ein echtes Schwergewicht rangeholt. Eine tiefschwarze Setlist, knatternder Gitarrensound und ein zwischen Quietschen und Grunzen wechselnder Gesang lassen den Auftritt ziemlich gut rüberkommen. Und so werden die Jungs nach gut vierzig Minuten auch mit ordentlichem Applaus von der Bühne geschickt.

Stallion liefern dann später die volle Breitseite klassischen Heavy Metal ab. Damit passen sie zwar nicht so ganz in das sonst eher düster gefärbte Programm, liefern aber trotzdem eine tolle Show ab. Das Stageacting ist richtig geil. Die Jungs rennen über die Bühne, posen, ziehen gemeinsam die Gitarren hoch und versprühen gute Laune. Richtig cool machen sich im Übrigen die zwei Propeller-Mosher in der ersten Reihe, die somit ihre Band abfeiern. Leider ist sonst nicht so viel los. Das mag aber auch wohl daran liegen, dass es in der Halle extrem laut geworden ist und der Sound mal wieder zu wünschen übrig lässt. Draußen vor der Halle klingt es deutlich besser. Also ab nach draußen und ein Bierchen nachkippen. Ein ganz anderer Schnack sind dann Fäulnis. Tiefschwarz und mit teils sehr doomigen Passagen liefert die Truppe aus Hamburg eine düstere Metal Show, die Sänger und Mastermind Seuche selbst als „Sick Black Art“ bezeichnet. Zwischendurch kommen einige Blast Beat Passagen durch, ansonsten überwiegen brettharte, sehr getragene Gitarrenriffs im Midtempo. Lyrisch verarbeitet die Truppe in den deutschen Texten Themen wie Depression, Angst oder Verachtung, was zu einer ziemlich schräg morbiden Atmosphäre vor der Bühne führt. Dazu passt auch, dass Sänger Seuche teilweise doch etwas sehr planlos über die Bühne läuft. Den Anwesenden scheint es aber auf jeden Fall zu gefallen, und so bekommen die Jungs auch ordentlichen Applaus.

Auf Spectral hatten wir uns im Vorfeld sehr gefreut, da uns vor allem die letzte Veröffentlichung „Gateway To Death“ von 2012 sehr überzeugt hat. Die interessante Mischung aus Black/Viking und Death Metal ist sehr eingängig und fordert nur so zum Partymachen auf. Leider wird diese Platte heute etwas stiefmütterlich behandelt. Lediglich „Forces Of Evil“ und „Into Oblivion“ schaffen es auf die Seltlist. Dafür werden aber Freunde des deutlich straighteren „Stormriders“ (2007) bestens bedient. Insgesamt kommen Spectral live aber nicht so geil rüber, wie zuletzt auf Platte. Außerdem scheint die Band hier nicht so viel Anklang zu finden. Es ist deutlich weniger los, als zuvor bei Fäulnis. Schade, hier habe ich mehr erwartet. Zur Tagesschau-Zeit dürfen dann Purgatory ran. Das Szene Urgestein aus Nossen in der Nähe von Dresden beliefert die Heavy Metal Welt nun schon seit über zwanzig Jahren mit feinstem Death Metal. Und auch heute sind die Jungs bestens aufgelegt und knüppeln munter drauf los. Dabei bilden der Grunzgesang und die teils sehr melodiösen Gitarren eine tolle Symbiose und lassen die Musik ziemlich fett rüberkommen. Das lassen sich auch die meisten Festivalbesucher nicht entgehen, und so ist die Halle mittlerweile wieder recht gut gefüllt.

Und weiter geht’s mit Old School. Als Co-Headliner darf die deutsche Thrash Metal Legende Necronomicon ran. Und die Jungs wissen wirklich, wie man eine amtliche Party feiert. Geile Lichtshow, fetter Sound und Spielfreude bestimmen den heutigen Gig. Da wundert es auch nicht, dass vor der Bühne ordentlich die Post abgeht und die Band nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wird. Eigentlich sind die Songstrukturen recht simpel gehalten, bieten aber immer wieder Überraschungen. Vor allem die teils sehr fetten, ein wenig nach Kreator klingenden Akkorde geben den Songs den besonderen Kick und reißen die Leute mit. Neben Purgatory vielleicht ein bisschen der heimliche Headliner. Da hat es der echte Headliner Obscurity natürlich nicht leicht. Ganz besonders wenn man bedenkt, dass die Bergischen Löwen heute auch nur mit einer verkleinerten „Notbesetzung“ am Start sind. Bassist Ziu wird bald Vater werden und ist deshalb heute zu Hause geblieben. Außerdem sitzt noch Arganar, der im August seinen Austritt aus der Band bekannt gegeben hat, an den Drums. Dementsprechend fällt der heutige Gig mit 45 Minuten auch eher kurz aus. Das Fehlen des Basses macht sich im Sound durchaus bemerkbar und lässt den Auftritt etwas dünn rüberkommen. Die Band gibt zwar alles und hat mit Stücken wie „Naglfar“, „Vintar“ oder „Tenkterrer“ auch eine echt ordentliche Setlist zusammengestellt. Insgesamt fehlt aber ein wenig die letzte Konsequenz. Klasse ist allrdings die Aktion bei der die Fans auf die Bühne geholt werden und zusammen mit der Band auf der Bühne abrocken dürfen. Und zum Ende des Gigs hat man mit „Bergischer Hammer“ und „Nach Asgard wir reiten“ auch noch mal zwei echte Bandklassiker im Gepäck, die vom Publikum lautstark mitgesungen und abgefeiert werden.

Und somit endet ein insgesamt sehr geiles Festival leider viel zu früh. Nichtsdestotrotz steht das Metal Embrace bei uns für 2017 auf jeden Fall wieder auf der Liste. Hier erlebt man noch echten Metal von Fans für Fans. Hier gibt es faire Preise und ein tolles Miteinander. Ein großes Lob geht an RW und sein Team für dieses tolle gemütliche kleine Festival.

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