Korpiklaani – Jylhä VÖ: 07.02.21, Folk Metal, Nuclear Blast

Heute widmen wir uns einem majestätischen Album, denn “Jylhä” bedeutet genau das: Majestätisch. Man kann das Wort zwar nicht direkt ins Deutsche übersetzen, aber diese Übersetzung trifft es nach Aussage von Frontmann Jonne Järvelä ziemlich genau.

Auch dieses Mal zieht mich, wie so oft, das Cover der neuen Scheibe in seinen Bann. Der Journey Man, Korpiklaanis Maskottchen, steht hier auf einem Holzpfad inmitten eines Sumpfes. Dahinter zeigt sich ein malerischer Sonnenuntergang – irgendwie majestätisch…

Artist:Korpiklaani
Herkunft:Finnland
Album:Jylhä
Spielzeit:60:27 Minuten
Genre:Folk Metal
Release Date:05.02.2021
Label:Nuclear Blast
Homepagekorpiklaani.com
Jylhä

“Painkiller” im Ohr

Den Anfang macht das rockige „Verikoira“, ein Song, der nicht nach typischem Korpiklaani-Sound klingt. Diesen Song haben die Jungs mit Judas Priests „Painkiller“ im Ohr geschrieben, und er kann als eine Hommage an Rob Halford verstanden werden. Auch das nachfolgende „Niemi“ ist deutlich im höheren Tempo angesiedelt und eines von vier Songs, auf die wir uns schon vorher freuen durften. Wieder einmal geht man einen experimentellen Weg und kreuzt seine hochentwickelten Kenntnisse im Bereich des Folk Metals mit Riffen, die denen von Heavy-Metal-Legenden sehr ähneln. Leider zum Leidwesen der schamanischen Mystik, die die Finnen sonst immer in ihrer Musik transportierten.

Mit „Leväluhta“ bringt die Kapelle einen ganz anderen Sound und schon fast ein ganz anderes Gesicht ans Tageslicht. Man versucht sich hier an einem unvergleichlichen Reggae-Sound, gepaart mit finnischer Humpaa-Polka. Ein Gemisch, das vielleicht ein, zwei Durchläufe braucht, sich dann aber immer wieder als Ohrwurm ins Gehirn schleicht. Ebenso experimentell ist wohl „Mylly“, ein Stück, das eher ein ruhigeres Tempo angibt. Doch musikalisch drückt sich der Titel derbe durch die Boxen. Ich würde schon fast sagen, dass wir hier einige Parallelen zum Doom Metal haben. Eine weitere unbekannte Seite der Finnen, die sie erst einmal entdecken mussten. Verschnaufen lässt uns das ruhige „Tuuleton“. Sacht romantisch, lässt es uns durch eine milde Mondnacht streifen. In Gedanken versunken, vielleicht auf der Suche nach etwas oder als Song, zu dem man einfach mal die Seele baumeln lassen darf.

Heute ist Heute und der Morgen ist ungewiss

Bei diesen ganzen, doch sehr unterschiedlichen Songs wirkt „Sanaton Maa“ schon fast ein bisschen langweilig. Aber das ist gelogen, denn es ist eben dieser eine Song, der sehr nach Korpiklaani klingt. Man hat seine Fähigkeiten genutzt und einen Song geschaffen, der dem Wesen der Band mehr als gerecht wird. „Kiuru“ ist da wieder etwas härter, kantiger und aggressiver. Zwar ist man wieder im mittleren Tempo angesiedelt, doch wirkt damit Korpiklaanis Komposition aussagekräftiger. Bei „Miero“ war ich erst etwas enttäuscht, denn ich war bis hier sehr positiv von „Jylhä“ überrascht. Aber „Miero“ hat für mich nur zu einem „Ja, ist OK“ gereicht. Mehr fällt mir zu dem Titel leider nicht ein.

„Pohja“ ist wieder einer dieser typischen Korpiklaani Songs, der fetzigen finnischen Folk beinhaltet in Verbindung mit ordentlichem Dampf-Hard Rock. Der Titel geht gut nach vorne und wird bei Liveauftritten für den ein oder anderen Moshpit sorgen.
Lasst uns nun etwas sentimentaler werden, denn „Huolettomat“ (deutsch: Der Sorglose) fasst das Album und seine Wirkung in dieser schwierigen Zeit gut zusammen. Es geht darum, in der Gegenwart zu leben. Heute ist Heute und der Morgen ist ungewiss – Vielleicht ein kleiner Funke Licht für die, die es momentan besonders schwer haben.

Schamanensound und Westernmusik

Die Zielgerade des Albums läutet uns „Anolan Aukeat“ ein. Wieder geht man einen ruhigeren Weg, der den Hörer packt und zum Träumen ausführt. Korpiklaanis Klangwelt zeigt sich wieder sehr malerisch und vermittelt allein durch die Musik Bilder, die einen in ferne Welten schweifen lässt.
Dieser wieder entrissen kommen wir zu „Pidot“. Das Teil packte mich beim ersten Anspielen schon, und ich fand es Hammer. Es ist etwas komplett Neues, was die Finnen hier ausprobiert haben, denn der Titel klingt nach einer Mischung aus typischem Korpiklaani Schamanensound gepaart mit Westernmusik. Klingt total abstrus, aber „Pidot“ ist für mich dieses eine Brett, das auf jedem Album zu finden ist.
Ausklang findet „Jylhä“ mit dem längsten Song der Scheibe: „Juuret“. Man schlägt wieder langsame, drückende Töne an und setzt auf einen träumerischen, tanzbaren Refrain. So experimentell wie sich das gesamte Werk zeigt, so hält das Werk auch seinen Auszug.

Zugegeben nach „Kulkija“ war ich sehr auf „Jylhä“ gespannt, da mich der Vorgänger nicht wirklich umgehauen hat. Als ich die ersten Berichte zu „Jylhä“ gelesen habe, dachte ich, die Band orientiert sich jetzt zu sehr an den großen Heavy-Metal-Legenden, um ihren Bekanntheitsgrad auf Biegen und Brechen zu steigern. Ich lag falsch.
„Jylhä“ ist genau das, worauf man vielleicht gewartet hat. Dieser eine Lichtblick in dunkler Zeit. Wie ein Freund, der dir unter die Arme greift. Da ist so viel Positives, was dieses Album trägt.

Tracklist

  1. Verikora
  2. Niemi
  3. Levälhuta
  4. Mylly
  5. Tuuleton
  6. Sanaton Maa
  7. Kiuru
  8. Miero
  9. Pohja
  10. Huolettomat
  11. Anolan Aukeat
  12. Pidot
  13. Juuret

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