Splitterfaser – …Besser Als Der Rest VÖ: 20.07.19, Eigenproduktion, Punk

CD-Cover Splitterfaser, Besser Als Der Rest

Heute machen wir mal wieder eine kleine Lokalrunde. Hierbei geht es um das Debütalbum der Osnabrücker Punker von Splitterfaser. Sie sind kein unbeschriebenes Blatt in der Szene, denn so durfte das Trio in der Vergangenheit schon vor Gruppen wie zum Beispiel den Horrorpunkern von The Other oder den Lokalmatadoren von Dampfmaschine auftreten. Doch ihren bis dato größten Erfolg werden sie im Spätsommer auf dem Haste Open Air feiern, wo sie vor den Punk-Urgesteinen von Betontod spielen dürfen.

Und da sind wir schon mitten im Thema, denn was für ein Thema soll ein Punkalbum haben, wenn nicht Punk selbst? Nach einem kleinen Intro mit unser allerliebstem Bewohner des Planeten Melmac, Alf, nimmt „… Besser Als Der Rest“ schon ordentlich Fahrt auf. Erinnert der Sound sehr an die guten alten Punktage, wirkt „Von Den Dächern Meiner Stadt“ schon herrlich eigenständig. Ohne Vorwarnung ballert das Trio uns hier den ersten Gossenhauer um die Ohren. Wer den Refrain nicht beim zweiten Mal sofort mitgrölen will, bei dem ist irgendwas falsch.
Die nächste Frage wäre dann, wie man an einen Ohrwurm anknüpfen soll. Die Osnabrücker haben hierfür ein Konzept entwickelt, dass an dieser Stelle wirklich gut funktioniert: Man haut einfach direkt noch einen Ohrwurm raus. „Kompass“ überzeugt, wie auch der Vorgänger auf ganzer Linie.

Mit „TAT“ werden ganz andere Töne angeschlagen. Die Nummer löst sich von der leichtfüßigen Punkattitüde und schreddert sich eher schroff in den Gehörgang. Leichte Post-Rock-Elemente unterstreichen den ernsten Charakter des Songs und lassen ihn wie einen Faustschlag klingen. Dieses Lied ist der perfekte Beweis, dass die Jungs nicht nur lustig sein können.
Aber sie müssen es dennoch immer wieder beweisen. Um ehrlich zu sein, ich habe lange darüber nachgedacht, was „kursive Typen“ eigentlich heißen soll. Aber was erwartet man bei Musikernamen wie Sir Tobi, Lumpen Larry oder Don Basti? – Die drei sind einfach schräge Vögel und dieser Titel sollte der Partykracher für alle schrägen Vögel da draußen sein.

Weiter geht’s gewohnt punkig. „Drahtseilakt“ ist jetzt nicht so die Überraschung, macht aber Spaß zu hören. Die Melodie geht ins Ohr und die Füße müssen einfach wippen. Alles richtig gemacht! Ganz anders kommt „Wir Sind Die Liebe“ daher. Wieder einmal zeigt sich Splitterfaser von der ernsten Seite. Eine Seite, die auch hier den drei Jungs sehr gut steht. Ein Song, der uns alle vielleicht mal zum Aufstehen animieren sollte. Denn nur zusammen kann man unsere Erde vor der alltäglichen Gewalt bewahren.
Den achten Titel der Scheibe gab’s auch schon als Videoauskopplung. Die Rede ist von dem sehr punkigen „Was Bleibt?“. Schöner Hau-Drauf-Punk, der richtig rumpelig klingt und dieses ganze Punkflair perfekt unterstützt. Wenn ihr euch also nicht entscheiden könnt, euch die Platte zuzulegen, hört euch den Song an. Er stimmt euch um. Ganz sicher.

Ein Titel, der einem die Augen öffnet ist „Das Beste“. Die Frage danach, ob es immer das Beste sein muss, wird hier sehr gut gestellt und ein bisschen auf die zynische Ebene gehoben. Aber ich finde es wirklich klasse, mag es daran liegen, dass ich vielleicht erst vor kurzem mit einem Freund eine Diskussion über eben jenes Thema gehalten habe. Es muss eben nicht immer das Beste sein.
Wenn wir schon bei den passenden Worten sind, sind wir schon direkt im Thema von „Schweigen“. Der Titel selber ist ziemlich harte Kost. Den Text muss man wirklich verdauen, doch er wälzt ein Thema sehr gut auf, dass in unserer Gesellschaft vielleicht noch zu sehr unter den Tisch gekehrt wird…

Nach so einem harten Stück Brot, darf auch nochmal gefeiert werden. „Wir Gehen Ab“ sagt eigentlich schon alles – Zeit zum Abgehen! Der Refrain ist richtig genial, wenn auch sehr einfach. Aber es funktioniert: Bier in die Hand und einfach abgehen. Mehr muss man nicht zu diesem Titel schreiben.
Vor dem Outro gibt es dann noch „Das Lied Um Lebewohl Zu Sagen“. Nochmal die ruhigen Noten anstimmend, geht das Album mit brennenden Fahnen unter und hält mit lodernden Flammen der Sehnsucht das Feuer am Brennen.

Leider schon vorbei. Doch warte, wir haben uns eine Bonusrunde verdient. So gibt es noch drei weitere Titel auf der CD, die nicht zu unterschätzen sind. Da wären zum Beispiel „Nazis Tanzen Nicht“, „Bruecke“ oder der alte Partyschlager „Sei Doch Einfach Mal Dabei“.

Ein starkes erstes Album. Wirklich Hut ab. Für Leute, die den Sound immer noch nicht ganz einordnen können: Ganz platt gesagt klingt es ein bisschen nach den alten Zaunpfahl oder Rantanplan gepaart mit meiner geliebten Kapelle Petra und einer leichten Würzung der Frog Bog Dosenband. Nein, ohne Witz, die Osnabrücker haben ein wirklich starkes Punkalbum hingelegt. Wer dachte, der Punk wäre längst tot, dem sei gesagt: Punk’s Not Dead. Hier ist der frische Wind für die Szene. Und wer sich immer noch nicht traut zu Splitterfaser zu pogen, dem würde ich raten: „Sei Doch Einfach Mal Dabei!“

Splitterfaser auf Facebook: https://de-de.facebook.com/splitterfaser/

Tracklist:
01. Intro
02. Von Den Dächern Meiner Stadt
03. Kompass
04. TAT
05. Kursive Typen
06. Drahtseilakt
07. Wir Sind Die Liebe
08. Was Bleibt?
09. Das Beste
10. Schweigen
11. Wir Gehen Ab
12. Das Lied Um Lebewohl Zu Sagen
13. Outro
14. Sei Doch Einfach Mal Dabei
15. Nazis Tanzen Nicht
16. Bruecke

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