Metusa – Volltreffer VÖ: 26.07.19; Metalville; Folk Punk

Metusa

Leider kennt die heutige Band nur zu gut, wie es auf und ab gehen kann. In den letzten 12 Jahren ging es für die schwäbische Formation Metusa die Leiter nicht nur hinauf. Doch im Leben gibt es eben ein Auf und Ab und so gab es keinen Grund für die sieben Musiker den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr holen die Folk-Punker auf ihrem neuen Album ein weiteres Mal zum Schlag aus und langen zu – mitten auf die Zwölf! “Volltreffer”!

Und der Albumtitel lässt schon direkt auf den ersten Song der Scheibe schließen, denn „Viva Cojones“ ist ein ordentliches Brett. Nicht nur die punkige Attitüde des Songs überzeugt, sondern gerade der Refrain trifft voll ins Schwarze. So wird er nicht nur auf der Platte das erste Highlight bilden, sondern auch live ein Höhepunkt der Metusa Show werden. Wenn dieser Titel verstummt, werden die ernsteren Töne angeschlagen. Doch neben den rockigem und eingängigem Sound gibt es einen Titel, der uns vielleicht ein bisschen zum Nachdenken anregen sollte. Ein Ohrwurm, den man so schnell nicht wieder los wird.

Zugegeben kenne ich die Schwaben noch aus der Zeit, als sie gerade anfingen und sich leicht in der Mittelalterszene etablierten. Es ist schon komisch, so eine Band mit einem Titel, der „Alles Porno“ heißt, zu sehen. Aber er macht gute Laune. Neben dem leichtfüßigen Sound, der leichte Einflüsse von Reggae oder Ska aufweist, bietet dieser Song einen weiteren Hit für den Sommer. Einfach Anlage aufdrehen, in den Pool springen und Bierchen aufmachen. Was will man mehr?

Und wo wir schon beim Gefühl von Freiheit sind, können Metusa mit dem perfekten Anschluss punkten, denn auch „Roadtrip“ ist hier im Album perfekt positioniert. Er klingt nach Freiheit, Urlaub, Fernweh. Einfach alles hinschmeißen, ab aus dem grauen Alltag und sehen, wohin der Weg führt.

Richtig punkig, der Gesellschaft den Spiegel vorhaltend, donnert nun „Backpfeifen“ durch den Player. Wieder mal ein Refrain zum aufhängen und ein Songtext, der uns wirklich mal zum Nachdenken darüber anregen sollte, was unser Medium Fernsehen alles für eine Scheiße produziert – besser hätte man es nicht sagen können. Dafür gibt es von mir einen dicken Daumen hoch. Vom kritisch, punkigen Sound geht es nun in Richtung melancholischem Fernwehs. Mit „Möwen“ macht sich Sehnsucht breit. Die Melodie ist eben jene, die man in seinem Alltag auf den Lippen tragen sollte, um auszubrechen. Weg von hier und ab ans Meer.

Meiner Empfindung nach klingt zumindest der Refrain von „Lauf Mit Den Wölfen“ sehr nach den alten Tagen der Band, also sehr mittelalterlich. Eine gepflegte Abwechslung an dieser Stelle, während die Strophen sich sehr an dem neuen, punkigen Sound festhalten. Wieder klingt die Nummer leicht nach Ska, bockt aber richtig. Hier darf das Tanzbein gerne mal geschwungen werden. Wenn es schon um Party geht, machen die Sieben mit Musik bei „Ausser Rand Und Band“ weiter. Der Titel geht ordentlich nach vorne, wenn er doch leicht ironisch wirkt.

Dem wohl brutalstem Videospiel ein eigenes Lied zu widmen – Ich weiß ja nicht ob das sein muss. Hier werden Freundschaften ausradiert, hier werden Kumpels zu Erzfeinden. Die Rede ist vom legendären Mario Kart. Und Metusa hat recht: „Kartfahr’n Ist Krieg“. Vielleicht liegt es an meiner persönlichen Verbindung zu dieser Videospielreihe, aber der Titel ist eindeutig einer meiner Lieblinge des Albums.

Kommen wir nun zu etwas ganz anderem. Es klingt im Opener leicht nach Western, doch wir werden eines besseren belehrt: Eine ordentlich folkig, punkige Nummer, die uns mit einfachen, aber auch witzigen Worten einmal zeigt, wie schön Deutschland eigentlich ist und vor allem, dass wir alle aufhören sollten uns so durch das Land zu hassen, sondern endlich mal jeden Menschen mit offenen Armen zu empfangen. All das macht auch „Revolver Und Gebläse“ zu einem Höhepunkt des Albums.

Im elften Titel nimmt man noch mal ordentlich Fahrtwind auf. Wie man es vermutet, lässt „Wieder Geht Ein Jahr“ einmal das letzte Jahr Revue passieren und mahnt uns auch glücklich zu sein, für das, was ist. Außerdem hält es uns an, die Zukunft nicht lange zu planen und einfach mal das Glück selbst in die Hand zu nehmen. Als kleinen Abschluss gibt es nochmal einen Titel, der uns auf punkig, folkige Art und Weise vor den Kopf stoßen soll. Der Umgang mit den Weltmeeren ist derzeit in aller Munde und die Schwaben sehen die Lösung für das Problem in ihrem Lied „Hüter Der Meere“. Wir sollten uns alle mal an die Nase fassen und mit Anpacken, denn nur durch Reden können wir nichts bewirken.

Selten ist ein Album so direkt, trifft so das aktuelle Zeitgeschehen und setzt einem jeden von uns den Spiegel so klasse vor. Doch neben den sehr gesellschaftskritischen Texten gibt es natürlich auch eine gute Ladung an Guter-Laune-Musik. Dazu rühren die Schwaben noch ein bisschen Sommerhit-Tinktur in den Kessel und heraus kommt ein wahrer “Volltreffer”. Ein weiteres sehr abwechslungsreiches Album, das sowohl beim Entspannen im Pool, als auch beim Bierchen trinken auf der Parkbank mit den Jungs laufen kann.

Homepage: www.metusa.de

Tracklist:

01. Viva Cojones
02. Jetzt Bin Ich Wieder Frei
03. Alles Porno
04. Roadtrip
05. Backpfeifen
06. Möwen
07. Lauf Mit Den Wölfen
08. Ausser Rand Und Band
09. Kartfahr’n Ist Krieg
10. Revolver Und Gebläse
11. Wieder Geht Ein Jahr
12. Hüter Der Meere

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