Ungfell – Mythen, Mären, Pestilenz VÖ: 23.03.18, Eisenwald, Black Metal

Ungfell - Mythen, Mären, Pestilenz

Mit ihrem zweiten Album verankert die Band Ungfell Minne des Mittelalters in ihren Stücken und setzt diese in den Kontrast zu rauem, schroffen Black Metal. Dazu werden dann auch mal mittelalterliche Instrumente genutzt, um den Sound folklorischer zu gestalten. Schaut man sich die Titelliste durch, kann man schon erahnen, dass die Werke in älterer Sprache erklingen. Jedenfalls nennt die Band selbst ihre Musik „Walpurgis Black Metal“. Also erwarten uns hoffentlich auch occulte Themen, wie zum Beispiel die mittelalterliche Hexerei.

Doch genug geschwafelt und den ersten Track angespielt. Das Intro lässt schon mittelalterlich vermuten, doch nebst der Akustikgitarre formt der Titel auch eine leicht erdrückende Stimmung. Der Einsatz von Flöten und irrem Hexenlachen unterstreicht das Ganze nur zu gut. Nach einem Moment der Stille werden die Regler auf volle Leistung gestellt, denn der erste Track hat es in sich. Trotz gewaltiger Beats und schroffen Gitarren wird das Lied melodisch aufgebaut und gehalten. Wenn die Band es schafft, diese Kraft, die sie hier an den Tag legt, auch auf der Bühne zu präsentieren, sollte man sie sich unbedingt mal ansehen. Die „Oberlandmystik“ kann als kleines Zwischenspiel verstanden werden. Der kurze Track wirkt allerdings nicht sehr mystisch, sondern eher beruhigend und lässt ein sanftes Päuschen zu. Die knappen zwei Minuten braucht man auch, denn nach der Ruhe folgt bekanntlich der Sturm. Wenn ich „Bluetmatt“ einordnen sollte, so wäre es der perfekte Track, jemanden an rohen Black Metal heranzuführen. Zuerst kraftvoll und stark, dann bis zum Zerbersten erdrückend. Daneben werden einige ruhige Phasen mit mittelalterlichen Melodien unterstrichen, die aber nicht wie platter Zwischensound klingen, sondern wirklich in das Klangbild perfekt reinpassen.

Schon sehr aggressiv beginnt „Die Heidenburg“, baut sich aber nur sehr schleppend auf. Dennoch hält sich die Aggressivität bis zum Ende aufrecht und bietet, trotz ein paar Riffausläufern, ungestümen Black Metal. Okkulte Gesänge heben den sonst so harten Track auf eine sakrale Ebene. Genial umgesetzt und folkloristisch perfekt untermalt. Da so ein Lied Nackenschmerzen bereitet, braucht man auch wirklich eine Pause, die man mittels „De Fluech vom Toggeli“ auch bekommt. Ein Titel, der die ruhigen Töne anschlägt und kurz dahinschwelgen lässt. Wie schon aus den vorherigen Tracks bekannt, wehrt die Ruhe aber nur ganz kurz und mit einem Marsch gleichenden Takt gebärt das Album den Titel „Die Hexenbrut zu Nirgendheim“. Eine schöne Midtemponummer, die aber durch ihren Klang das erhoffte Hexenthema bestens in ein düsteres Gewand taucht. War der Titel selbst zwar nicht so ein Faustschlag, setzt man im achten Track doch wieder auf einen ruhigen Sound. Das Ganze klingt bald wie ein mittelalterliches Festlied. Ruhige Klänge zu weiblichem Minnegesang, die ihre Ablösung nur durch die robusten Klänge „Der Ritter von Lasarraz“ erhält. Doch auch dieser hält sich zu Beginn sehr ruhig und mittelalterlich, nimmt erst ab zwei Minuten Fahrt auf, geht dann aber in das gewohnt hohe Tempo über. Allerdings lässt der Track gewagte Ausläufer in ruhigere Gefilde zu. Abschließend schlägt man mit der „Raserei Des Unholds“ ein letztes Mal richtig zu. Der Titel befindet sich zwar wieder im mittleren Tempo, doch wird dieser eindeutig zu einem siebenminütigen Gewaltakt, der den Nacken endgültig brechen dürfte.

Bei diesem Album fällt es wirklich schwer, die passenden, abschließenden Worte zu finden. Nicht weil das Album schlecht ist, sondern weil es eindeutig aus den Werken anderer Musiker heraussticht. Kraftvoll, melodiös und doch so roh, all das zeichnet die Schweizer aus. Mit ihrem zweiten Album „Mythen, Mären, Pestilenz“ werden sich Ungfell ihren Platz als Geheimtipp eindeutig weiter ausbauen.

Homepage: https://www.facebook.com/Ungfell-1553339294947606

Tracklist:
01. Raubnest ufm Uetliberg
02. De Türst und s Wüetisheer
03. Oberlandmystik
04. Bluetmatt
05. Die Heidenburg
06. De Fluech vom Toggeli
07. Die Hexenbrut zu Nirgendheim
08. Guggisberglied
09. Der Ritter von Lasarraz
10. Raserei des Unholds

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