Evil Invaders – Im Gespräch mit Max Kampf den Kackballaden

Ganz kurzfristig bekamen wir in diesem Jahr die Möglichkeit für ein Interview mit den Evil Invaders. Am ersten Tag des Rockharz Open Airs trafen wir nach einigen organisatorischen Hürden Gitarrist Max, der gerade dabei war sich auf den Gig vorzubereiten und uns währenddessen gerne ein paar Fragen beantwortete.

Evil Invaders

HSF: Max, du bist das einzige deutsche Mitglied bei den Evil Invaders. Wie kommt man eigentlich als Deutscher zu einer belgischen Band?

Max: Naja, ich komme aus Trier. Das ist ja gar nicht so weit weg von der Grenze. Und in Trier war früher nicht so viel los, was unsere Szene anging. Wir hatten zwar auch unsere Gigs, aber insgesamt war die Szene mehr auf Death Metal getrimmt. Das war so 2010/2011, als so die ganze Old-School-Szene noch mal ein bisschen hoch kam. In Trier ging also nichts. Deswegen bin ich mit ein paar Kollegen öfter mal nach Belgien gefahren. Und das waren immer abgefahrene Konzerte. Da habe ich auch die Evil Invaders zum ersten Mal gesehen. Da waren die noch eine kleine Band und richtig räudig und nur besoffen. Auf jeden Fall war da immer gut Party. Und so kam man dann halt in Kontakt. Irgendwann habe ich mir da auch ein Mädel angelacht. Und so kam das dann irgendwie zustande.  

HSF: Seit wann bist du jetzt dabei?

Max: Seit acht Jahren, also Ende 2014. Die Release-Show zum zweiten Album “Pulses Of Pleasure” habe ich schon gespielt, damals allerdings noch am Bass.

HSF: Ihr habt euch einen Ruf als energetische Liveband erarbeitet. Wie wichtig ist für euch das Liveerlebnis?

Max: Live spielen ist alles. Klar, du hast auch ne CD. Das ist schön und gut. Die hast du dann ein paar Mal gehört und das ist auch toll. Aber wenn du dann auf eine Liveshow gehst, dann hast du diese Erfahrung und bekommst es so richtig serviert. Natürlich hat man auch mal einen schlechten Tag oder etwas geht schief. Aber das gehört halt dazu. Aber für mich ist das die pure Essenz der Musik. Deswegen will ich auch so viel wie möglich unterwegs sein und spielen.

HSF: Gab es bei euch auf Tour auch schon mal so richtige Ausraster bei dem ihr beispielsweise eure Instrumente zerschmettert habt oder so etwas? Ich erinnere mich da an so eine Aktion von Hanno von Mantar, der im BC Osnabrück mal seinen kompletten Verstärker und die Gitarre zerlegt hat?

Max: Zerschmettert nicht, nein. Ich bin zu arm für so einen Scheiß, haha. Wenn ich das einmal mache, habe ich ein Problem, verstehst du. Manchmal gibt es aber Dinge, da steckst du nicht drin. Wenn du zum Beispiel einen falschen Technical Rider bekommst und die ganze Bühnenshow, die du mitgeschleppt hast, nicht funktioniert. Das ganze Equipment einzuladen, auszuladen und aufzubauen dauert halt Zeit und ist aufwendig. Und dann ist es schon manchmal frustrierend, wenn das nicht funktioniert.

Oder es reißt dir eine Saite. Das passiert manchmal und gehört einfach dazu. Das macht die Sache live. Denn wenn alles so wäre, wie auf Platte, dann brauchst du ja nicht auf ne Liveshow zu gehen. Vor kurzem war ich mit meiner anderen Band auf Tour. Da ist mir doch dieser kleine Metal-Pin unten an der Gitarre abgerissen. Ich mein, das ist solides Metall. Und zack war der weg. Da stand ich dann erst einmal, wie ein Idiot. Und dann hilft dir ja auch keiner. Ich habe dann nur wie wild “Tape, Tape!” Nach hinten gerufen um das irgendwie zu flicken.

HSF: Wo du gerade “Tape” erwähnst. Was schätzt du, wie viel Meter Gaffa-Tape ihr in eurem Tourleben schon verbraucht habt?

Max: Alter, schwer zu sagen. Von hier bis Hongkong vielleicht? Also viel, sehr viel. Ich habe eben noch Tape von meiner Gitarre abgekratzt. Das gute Zeug ist also allgegenwärtig.

HSF: Hast du auf der Bühne auch schon mal eine schwere Verletzung  davon getragen?

Max: Ja, mehrere sogar. Zum Beispiel auf unserer Tour mit Majesty 2015. Da haben wir in Berlin gespielt. Ich glaube, das war so gegen Ende vom Set. Da habe ich mit Joe so auf der Bühne gestanden und wir haben uns einen abgebangt. Und plötzlich reißt er seine Gitarre hoch und ballert mir volle Möhre den Gitarrenkopf ins Auge. Das hat dann auch sofort angefangen zu bluten wie Sau. Und ja, das Majesty Publikum ist ja nicht so auf Gewalt-Metal aus und war dann doch etwas schockiert, als sie mich dann bei den Backing Vocals, wenn wieder Frontlicht kommt, mit dem blutenden Auge gesehen haben. Das war dann sogar relativ lustig.

Eine andere Sache ist mir mit meiner anderen Band, Bütcher passiert. Da hatte der Sänger so lange Nägel an seinem Nietenarmband. Das war mein erster Gig mit denen. Da habe ich noch ausgeholfen für die Release Show. Wir haben dann angefangen zu spielen, und beim ersten Song kommt er an und umarmt mich so. Dabei sticht mir einer dieser scheiß Nägel von der Seite durchs Auge. Das hat geblutet wie Sau, und ich habe geschrien wie Sau. Aber was soll’s, “The Show Must Go On”. Zum Glück ist auch nichts weiter passiert. Aber ich hätte auch blind sein können. Seitdem habe ich gesagt: “Keine Umarmungen mehr!”. Das war echt heftig.

HSF: Was spielt ihr lieber, Club-Show oder großes Festival?

Max: Für mich ist beides geil. Es ist halt ein kleiner Unterschied. Bei einer Clubshow bist du halt mehr so an deinen Fans dran. Es ist eine dichtere Stimmung und du bist mehr im Kontakt mit deinem Publikum. Aber na klar ist es auch total geil auf so einer Riesenbühne zu stehen und Meter zu machen. Links, rechts, links rechts. Da kann es dann aber auch passieren, dass du auf der einen Seite stehst und plötzlich denkst: “Scheiße, du must Backing Vocals machen” bist aber eine halbe Minute zu spät. Es sind unterschiedliche Erfahrungen, aber beides hat seinen Reiz.

HSF: Und was haltet ihr vom Rockharz Festival?

Max: Wir sind zum ersten Mal hier und ich habe richtig Bock. Ein bisschen nervös bin ich schon, denn so große Bühnen sind schon etwas einschüchternd. Ich hoffe auch, dass sich das nie ändern wird. Denn wenn so etwas normal wird, dann verliert das ja auch seinen Charme.

HSF: Gibt es eigentlich Regionen in denen ihr nicht so gerne spielen wollt?

Max: Also das haben wir eigentlich noch nicht gehabt, dass wir irgendwo nicht spielen wollten. Natürlich gibt es immer etwas, das scheiße sein kann. Aber das kann dir in jedem Land passieren. Aber wir haben jetzt keinen Ort, bei dem wir sagen, dass wir dort nicht hin wollen.

HSF: Von anderen Musikern wurde uns allerdings berichtet, dass Touren in England oder den USA nicht unbedingt so toll sind, weil es dort beispielsweise kein Catering für die Bands gibt. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Max: Ja, das stimmt. England ist schon schwierig. Jetzt kommen wir wegen dem ganzen Brexit-Scheiß zwar eh erstmal nicht nach England. Aber jedes Mal wenn wir in England waren, gab es da schon Probleme mit der Cateringsituation. Die geben dir dann ein Sandwich und zwei Bier und wenn du nach dem dritten fragst, schauen die dich schon komisch an. Dann denkt man sich auch: “Alter, ich habe gerade tausend Kilometer gemacht um hier hinzukommen. In den USA waren wir noch nicht. Beziehungsweise wir waren da, aber wir nur im Knast.

HSF: Oh, wie habt ihr das denn hingekriegt?

Max: Falsche Visa. War ganz unbewusst. Es ging eigentlich alles sehr easy von dannen bis wir dann ankamen. Dann hat mich das Homeland Security rausgeholt, weil die Fragen zu meinem Berufsleben hatten. Damals hatte ich gerade keinen Job. Und das ist für die ja schon verdächtig, weil die Angst haben, dass ich dort bleiben könnte. Dann haben die meinen Namen gegoogelt und herausgefunden, dass ich in einer Band spiele. Und dann wurde es interessant, denn wir hatten nur normale Touristen-Visa.

Wir haben für unseren Gig keine Gage bekommen, deswegen dachten, wir dass die Touristen-Visa in Ordnung seien. Aber Arschlecken. Wenn für das Konzert Eintritt genommen wird, braucht man ein Performer Visa. Und dann haben die das natürlich alles gesehen in der Internetpräsenz. Die anderen waren schon durch, mussten dann aber wieder zurück. Dann ging es zwanzig Stunden in die Zelle und danach wurden wir zwangsausgewiesen. Und jetzt haben wir ein lebenslanges Esta-Visa Verbot. Das ist natürlich ein bisschen schade.

HSF: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und wie sehen eure weiteren Tourpläne für dieses Jahr aus?

Max: Also, der Sommer ist relativ voll. Viele Festivals. Unter anderem das Devilstone in Litauen, das Alcatraz in Belgien und ein Festival in Ungarn, dessen Name ich nicht aussprechen kann. Also es steht noch einiges an für den Sommer. Also ich bin, glaube ich, kein Wochenende zu Hause.

HSF : Im April ist euer drittes Album “Shattering Reflections” erschienen. Was bedeutet dieses Album für euch?

Max: Gut, für uns war das ein weiterer Schritt. Unser Gedanke ist, dass man sich von Album zu Album weiterentwickelt. Und wir hatten jetzt ein bisschen mehr Zeit, auch Dank der Pandemie, um an unserem Songwriting zu arbeiten und auch andere Einflüsse mit einfließen zu lassen. Man spricht ja beim dritten Album auch immer vom “Make it or break it”-Album. Aber es ist eben auch unser erstes Album, das stilistisch etwas anders ist als die Vorgänger. Wobei, was heißt anders? Es ist halt etwas breiter angelegt und geht nicht nur auf eine Schiene. Du hast von allem ein bisschen was drauf, wobei es trotzdem den Wurzeln treu bleibt. Also für uns ist es das beste Album, das wir bislang gemacht haben, weil du auch viele Variationen drauf hast. Der Vorgänger “Feed Me Violence” ist im Gegensatz dazu ziemlich straight forward und direkt in die Fresse. 

HSF: Ich finde, ihr habt viele Maiden- oder NWOBHM Vibe im neuen Album. War das so beabsichtigt?

Max: Nein, wir haben jetzt nicht da gesessen und gesagt, dass wir das so machen müssen. Das kam alles sehr natürlich. Nehmen wir zum Beispiel die Ballade “In Deepest Black”. Ich hab da irgendwann mal gesessen und was rausgenudelt, weil ich auch gerne mal so Sachen wie Whitesnake höre. Und das habe ich dann an die Band geschickt und gefragt, was sie davon halten. Und die dachten dann halt auch, dass es eigentlich ganz geil ist und wir das mal probieren könnten. Man verliert ja nichts, wenn man mal was probiert. Und dann ist im Endeffekt doch ein relativ stabiler Song daraus geworden.

HSF: Ich finde des Song sehr energetisch. Ich habe gelesen, dass es sehr viele Versionen dieses Songs gegeben hat und dass sich die finale Version erst herauskristallisiert hat, als ihr angefangen habt mit Francesco Paoli von Fleshgod Apocalypse zusammenzuarbeiten.

Max: Ja, genau. Also ich glaube, ich habe allein 26 rein instrumentale Demoversionen von dem Song erstellt, bis wir angefangen haben mit Francesco Paoli zusammenzuarbeiten. Das war für uns echt schwierig. Gerade wenn du eine Ballade schreiben willst, machst du es entweder gut oder lässt es sein. Denn es gibt so viele Kackballaden auf der Welt, da brauchst du nicht noch eine dazuzuschreiben. Also fängst du irgendwann an, Riffs rauszuschmeißen, andere reinzuwerfen, änderst hier oder dort noch etwas und am Ende bist du wieder bei Version Nr. 1. Und dabei sind wir halt so ein bisschen verloren gegangen. Es passiert schnell, dass man sich da verzettelt. 

HSF: Hat Francesco Paoli denn nur bei “In Deepest Black” mitgewirkt oder auch noch bei anderen Songs auf dem Album?

Max: Ursprünglich sollte er nur für ein paar Songs mitmachen. Aber ihm hat der Kram so gut gefallen, dass er gesagt hat: “Komm ich mach mit euch das ganze Ding”. Im Endeffekt hat er mit dem gearbeitet, was wir hatten. Und das war ziemlich cool. Er hat jetzt nicht irgendetwas Neues dazugeschrieben. Wir waren so komplett in dem Ding drin, ja richtig ausgebrannt eigentlich. Und er hat dann einfach nur Dinge gesagt wie: “Jungs, kuckt mal hier! Was ist, wenn ihr das so macht?”. Und wir haben dann immer gesehen, wie wir das umsetzen können oder wollen.

HSF: Also hat er lediglich an den Arrangements geschraubt.

Max: Ja, er hat die Arrangements umgeändert. Uns ist das nicht mehr vor die Augen gekommen. Wir haben nur gedacht, dass wir was Neues dazu machen müssen oder das so abändern müssen. Und er nur so: “Nee, Leute ich drehe das jetzt mal so. Schaut mal was passiert!”. Und das war einfach eine sehr große Hilfe. 

Wir hatten glaube ich, im Endeffekt 12 oder 13 Songs für das Album am Start. Und da verliert man auch schon mal so ein bisschen den Überblick. Dann muss du noch einen Monat warten und das Material liegen lassen, bis du wieder einen klaren Kopf hast. Darum war es schon sehr hilfreich ihn zu haben, damit wir das Album dann auch wirklich mal aufnehmen konnten.

HSF: Ja, aber “Shattering Reflections” ist ja wirklich sehr facettenreich und auch melodisch geworden. Also von mir gibt es da ein großes Kompliment für das Album.

Max: Dankeschön.

HSF: Ja, damit kommen wir auch schon zum Ende unseres Interviews. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?

Max: Esst euer Gemüse! Und kommt zu unseren Shows.

HSF: Um zum Abschluss natürlich noch die obligatorische Osnabrück-Frage. Kennt ihr Osnabrück? Wart ihr schon einmal in Osnabrück? Welche Erinnerungen habt ihr an Osnabrück?

Max: Den Bastard Club kennen wir natürlich. Da waren wir ja auch schon mal. Ach ja, und mein Cousin hat in Osnabrück studiert. 

HSF: Und wann kommt ihr wieder mal nach Osnabrück?

Max: Mal schauen, wenn sich da eine Touring-Möglichkeit ergibt, kommen wir sehr gerne wieder nach Osnabrück.

HSF: Ok, das klingt gut. Dann alles Gute weiterhin und danke für das Gespräch.

Max: Sehr gerne.

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