Festivalbericht – Turock Open Air 2019 16.08. -17.08.2019 Viehofer Platz, Essen

Flyer Turock Open Air 2019

Nach dem Nord ist vor dem Turock Open Air. Auch der Essener Konzertsaal hat sein Umsonst und Draußen und macht ordentlich Rabatz am Viehofer Platz.

Freitag:

Kurz vor 15:00 Uhr schlage ich mit meiner Begleitung und bereits zwei Bier im Tank am Gelände auf. Das Turock nutzt, anders als ihre Kollegen vom Nord, tatsächlich die gesamte Fläche des Viehofer Platzes aus, so dass die Menge wesentlich besser verteilt ist. Das beugt Gedränge vor.

Um 15:00 Uhr randaliert sich dann die erste Band durch ihren Set, die kurzfristig wohl noch aufs Billing gerutscht ist. Sie wird auf der Running Order deshalb nur als TBA angekündigt wird. Leider besitzt die Band auch kein Backdrop und akustisch nehme ich den Namen leider nicht wirklich wahr, so dass ich hier nicht weiter auf die Band eingehen kann. Aber sie spielen ganz guten Hardcore.

Formosa klingen aus der Distanz erstmal ganz in Ordnung. Als ich dann aber vor die Bühne trete, finde ich das Ganze doch etwas zu sehr Glam. Die Musik ist zwar nicht schlecht, kickt mich aber so gar nicht. Schade. Aber sie beherrschen, was sie machen.

All Hail The Yeti sind mir bis dato vollkommen unbekannt. Lediglich den Namen habe ich schon einmal gehört. Und so kommt es, dass ich beim Anblick des Schriftzuges auf dem Backdrop und der Orange-Verstärker die Annahme vertrete, dass es sich hierbei um eine Doom-Band handelt. Tja, krasse Fehleinschätzung meinerseits, denn die Amis aus Hollywood spielen Hardcore. Dabei nutzen sie aber über weite Strecken nicht die berühmten Gangshouts, sondern tatsächlich richtigen Klargesang für die Backingvocals. Das macht das Ganze nicht nur um einiges melodischer, sondern stellt auch ein Alleinstellungsmerkmal dar.

Prong ist zwar eine dieser Bands, die mächtig Groove haben, mich aber musikalisch so gar nicht ansprechen. Als ich mit meiner Begleitung gerade gemütlich ein Bier im Cafe Nord trinke, bekomme ich die Info, dass die Inder von Against Evil in einem Plattenladen auf der anderen Straßenseite einen Akustikset spielen. Also schnell das Bier (im Plastikbecher) geschnappt und rüber da. Die Jungs sind eigentlich erst morgen dran, aber bieten hier schon einen Vorgeschmack. Erst am nächsten Tag erfahre ich dann, dass es sich um eine Thrash Metal Band handelt, denn dem Set hier kann man das nicht entnehmen. Die Songs werden auf Akustikgitarre und Cachon gespielt und würden auch als NWOBHM durchgehen. Schade nur, dass es einige Leute gibt, die sich nicht einfach auf die Musik konzentrieren können und permanent labern.

Da ich kein großer Fan von Caliban bin, wird der Headliner für mich heute vorgezogen. Crossfaith aus Japan demontieren die Bühne. Nach einem endlosen Soundcheck präsentieren sie Musik für “Über-den-Tellerrand-Gucker”. Metal trifft auf Elektro Beats und Hardcore-Randale. Am ehesten ist ihre Musik wohl mit The Prodegy zu vergleichen, teilweise meine ich aber auch ein wenig frühe Slipknot zu vernehmen. Alles im allem aber eine coole Abwechslung für Leute, die auch offen für andere Dinge sind.

Nach dem man sich dann bei Caliban noch irgendwie die Zeit vertrieben hat, geht’s zum Aftershow-Gezeche ins Turock. Prost und gib ihm.

Samstag:

Japanisch geht’s für mich weiter, wenn auch nur vom Namen her. Japanische Kampfhörspiele rumpeln ihren Grindcore durchs noch etwas träge wirkende Publikum. Aber nach ein paar Songs, unter anderem “Gekochtes Für Tiere”, klappt das mit dem “im Kreis Rennen” und mit “der Hand Haifischflosse zeigen” schon wieder ganz gut. Auch ex-Brüllaffe Christof Kather, den man kaum wiedererkennt, da seine langen knallroten Haare jetzt kurz und wasserstoffblond sind, kommt für zwei Songs auf die Bühne. Fazit: Grindcore ist besser als Kaffee.

Gestern noch akustisch, heute unter Strom, spielen die Inder von Against Evil. Der klare Gesang wird zwischen Bassist und Gitarrist aufgeteilt. Der Sound ist glasklar, und dass ich einige ihrer Songs gestern schon gehört habe, trägt zur Wiedererkennung gut bei. Warum indische Bands hier noch so unter dem Radar fliegen, kann ich angesichts des Auftrittes der Jungs hier mal so gar nicht verstehen. Ihr Album “All Hail The King” wird am Merchstand sofort in Gewahrsam genommen.

Zu Attic bin ich wieder vor der Bühne. Ihr Bühnenbild besteht aus Original-Kirchenbestand. Ob man da wusste, wem man das verkauft hat? Der Sound ist anfangs noch etwas lasch, aber spätestens ab Song Nummer drei hat der Mann an den Reglern alles im Griff. Mit “The Hound Of Heaven” und “Sanctimonius” gibt’s zwei Songs vom gleichnamigen aktuellen Album und mit “The Headless Horseman” und “Join The Coven” auch genug vom Erstling.

Riot V sind eine dieser Bands, die Legendenstatus haben, die ich aber eher so “Mähh” finde. Klar, die Musik ist gut geschrieben und wird live auch gut rübergebracht, aber trifft mich mal so gar nicht. Das liegt nicht an den New Yorkern selber, sondern an meinem persönlichen Geschmack und es wir auch nicht besser für mich, wenn die Getränkebude weder Schwerter noch Tequilla hat.

Legion Of The Damned sind ebenfalls eine Band mit der ich nicht viel anfangen kann, und die mir hier schon das dritte Festival über den Weg laufen. Ich möchte dem Ganzen eine Chance geben, aber schon beim ersten Song wird klar, dass das ganze Schlagzeug full triggerd ist. Es klingt einfach nur steril und kalt. Was man bei Bands wie Vader noch aufgrund des technisch hoch anspruchsvollen Drummings verschmerzen und verstehen kann, ergibt hier bei den Holländern einfach keinen Sinn. Was auch keinen Sinn ergibt, ist dass im Verlaufe des Konzertes eine Straftat begangen wird, bei dem ein Mann komplett abdrehte und ohne Vorwarnung seinen Hintermann bewusstlos schlug und auf sein am Boden liegendes Opfer eingetreten haben soll. Zum Zeitpunkt an dem ich das hier schreibe, sucht die Polizei noch nach Zeugen. Wer also was gesehen hat oder sachdienliche Hinweise hat, melde sich bitte bei der Polizei in Essen.

Queensrÿche geben heute den Headliner. Dafür, dass ich die Jungs erst gar nicht mit eingeplant hatte, gefallen sie mir sehr gut. Ihr leicht proggiger Power Metal ist weit weniger sperrig als ich es in Erinnerung habe und natürlich darf man “Operation Mindcrime” vom legendären gleichnamigen Album nicht vergessen. Geht also doch ganz gut rein und am Ende sind sowohl die Die-Hard-Fans als auch Gelegenheitshörer vollkommen zufrieden. Zum Abschluss wird sich dann noch im Turock einer auf die Lampe gegossen. Bis nächstes Jahr.

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