Ins Regal Gegriffen #4:
Fäulnis – Snuff // Hiroshima
VÖ: 2014, Cold Dimensions, Punk/Black Metal

Lange ist es her, dass wir euch ein Album in dieser Serie vorgestellt haben. Ich habe die kalte Jahreszeit genutzt und meinen CD-Schrank durchwühlt. Dabei habe ich den ein oder anderen Diamanten wiederentdeckt. Heute möchte ich euch eins meiner Lieblingsalben vorstellen. Das Album „Snuff//Hiroshima“ von Fäulnis. Sänger Seuche betitelte das Album im Nachhinein als „unfertig und viel zu glatt produziert“. Ich selbst sehe es gerade deshalb als das – für mich – wichtigste Album der Band an.

Fäulnis – Snuff // Hiroshima

  • Veröffentlicht: 2014
  • Stil: Punk/Black Metal
  • Klingt wie: Bis dato nichts Vergleichbares gefunden…
  • Lieblingssongs: /
  • Herkunftsland/Sprache: Deutschland/Deutsch
CD-Cover Fäulnis, Snuff Hiroshima

Schon allein der Anfang lässt mich immer wieder erzittern: „Im alten Haus brennt wieder Licht“. Die ersten Zeilen sind eine Anspielung auf das innere Ich, von dem in jeglichen Fäulnis-Texten immer wieder gesprochen wird. Überdies führt die sinnbildliche Selbstverstümmlung im Mittelteil des Tracks zu Bildern des Grauens, die wir als Höhepunkt am Ende des Titels erfahren dürfen: Schreie und das Geräusch, als würde jemand seinen Kopf gegen eine Mauer schlagen. Doch das ist erst der Anfang einer Geschichte, die uns an den Abgründen der menschlichen Seele vorbeiführt.

Zweiter Track der Scheibe ist „Weil Wegen Verachtung“. Das ist eher eine Punknummer, aber diese brachiale Wut, die in diesem Titel steht, ist gar nicht nachahmbar. Dieses Gefühl eines vollen Kopfes, der Zwang, einfach weglaufen zu wollen. Doch wohin? Ein innerlicher Konflikt, der zu eskalieren droht, doch man weiß nicht, wie man mit dieser Wut umgehen soll wird perfekt mit treibenden Beats in Szene gesetzt.

Mit „Distanzmensch, verdammter…“ haben Fäulnis einen dieser Titel geschaffen, die mir persönlich leider oft aus der Seele sprechen. Hier geht es um den Umgang der Mitmenschen untereinander aus einer leichten Entfernung und wie die Misanthropie jedes einzelnen uns doch vielleicht die Chance auf ein gutes Miteinander verbaut, denn „wie soll ich anders, warum sollt ich anders? In der Ruine, wo all die tollen Mitmenschen gegen Menschen sind…“.

Gänsehaut kommt auf, wenn die ersten Riffs von „Durch Die Nacht Mit…“ erklingen. Hat der Titel nicht nur einen persönlichen Bezug für Sänger Seuche, so verarbeitet er damit den Tod seines Freundes K. Zwiespalt der Band Stillhet und nimmt Bezug auf den Song „Die Straßen“ von Stillhet. Mir selbst gefällt der Titel gerade durch die doomige, depressive Atmosphäre sehr gut. Auch dieser Umgang mit einem Trauerfall, dieses Gefühl: Es muss schon irgendwie weitergehen, auch wenn es gerade scheiße ist.

„Im Radio Spielen Sie Immer Noch Keinen Song Von Mir“ sind erst einmal komische Worte für einen Fäulnis-Song, gerade weil die Band nicht gerade radiotauglich klingen will… Nein, „In Ohnmacht…“ ist etwas ganz anderes. Man setzt sich mit einer dystopischen Zukunft auseinander, in der es ganz und gar nicht schön ist. Die Vorstellung, die Fäulnis hier aufzeigt, ist düster. Aber was mich an dem Track an meisten fesselt sind folgende Zeilen – und die bewegen mich bis heute: „In Einer Anderen Zeit, In Einer Anderen Welt Wäre Es Vielleicht Nicht Soweit Gekommen – Vielleicht“.

Am Ende von „Snuff//Hiroshima“ setzen sich noch zwei Titel mit Seuches Besuch in Hiroshima auseinander. Es war ein Besuch, der wohl den Fortbestand von Fäulnis begründen sollte, so wollte man das Projekt eigentlich 2010 auf Eis legen, weil man bis dato keine neuen Songs geschrieben hatte. Hört man sich „Atomkinder Und Vogelmenschen“ oder auch „Hiroshima“ an, lässt es sich nur leicht vermuten, was dieser Besuch in Textschreiber Seuche hervorgerufen hat.

Nun, als ich das Album wieder durchgehört habe, wurde ich zwangsläufig innerlich leicht depressiv. Ich möchte gar nicht wissen, was Frontmann Seuche zu Zeiten von Fäulnis vielleicht mit sich getragen hat. Ohne „Snuff//Hiroshima“ hätte ich diese Band nie so lieben gelernt wie ich es heute tue, auch wenn es manchmal echt schwer ist. Dieses Album hat für mich auf jeden Fall einen Ehrenplatz in meiner Musiksammlung. Perfekter kann ein Album nicht sein…

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