Osnabrücker Könige des Sludge/Doom Metal Interview mit Iron Walrus

Iron_Walrus

Iron Walrus LogoKürzlich traf ich mich mit Sven Aufermann (Gesang) und Alexander “Schnalli” Schröder (Schlagzeug) von den Osnabrücker Sludge/Doom Metal Königen von Iron Walrus. Wir fachsimpelten u.a. über das nächste Album, den Abgang von Bassist Flo und allerlei musikalische Vorlieben, manchmal auch skurill. Aber lest selbst…

 

Erster Lineup-Wechsel der Bandgeschichte

HSF: Im Dezember 2018 habt ihr die Abschiedsvorstellung für euren Bassisten Florian im Bastard Club Osnabrück gegeben. Wie fühlt sich das jetzt mit ein wenig Abstand an, so einen langjährigen Bandgefährten verabschiedet zu haben? Immerhin war es ja auch euer erster Besetzungswechsel.

Sven: Also erstens ist es ja so, dass Schnalli und ich Florian schon seit etwa 25 Jahren oder länger kennen. Ist halt ne gewachsene Nummer… Privat hat sich ja jetzt nichts geändert. Flo ist auf eigenen Wunsch gegangen, weil er halt nen neuen Job hat und das alles zeitlich nicht mehr so funktioniert hat. Jetzt im Nachhinein merkt man natürlich ne Veränderung in der Band. Alles ist ein bisschen dynamischer geworden. So ein klein wenig hatte ich das Gefühl, es ist der Schlendrian eingekehrt in die ganze Geschichte, bevor jetzt die Abschiedsshow von Flo war. Mit Lee ist jetzt ein richtiges Energiebündel in die Band reingekommen. Der ist heiß wie Frittenfett, der hat richtig Bock. Das projiziert sich auch so ein bisschen auf die anderen Jungs. Also ein lachendes und ein weinendes Auge. Für die Band war das insgesamt sicher eine gute Entscheidung. Da Lee jetzt z.B. in der Whatsapp-Gruppe immer drängelt – gebt Schub Raketen, macht mal was! – da merkt man selber dann auch, ja klar, Lets Go! Und das ist auch schon eine gute Sache.

HSF: Wer ist denn euer Neuer, Lee, überhaupt? Wo kommt der her? In welchen Bands hat er vorher gespielt? Wie seid ihr auf ihn gekommen?

Sven: Ja wie sind wir auf ihn gekommen? (überlegt) Das fing vor ein paar Jahren mit Atomic Peat an. Das ist die Zweitband, also eigentliche Hauptband, von Ingo unserem einen Gitarristen. Die haben halt einen neuen Bassisten gesucht. Lee hatte Bock und ist eingestiegen. Gleich Vollgas rein und das hat super geklappt. Und Lee hat außerdem noch Gitarre gespielt, bei Into the Wild und so ein paar anderen Projekten. Er ist eben ein Hansdampf, Bock in tausend Bands Mucke zu machen. Er hat einfach Spaß an der ganzen Geschichte. Spielt Gitarre, Bass und singt auch. Er ist auch ein begnadeter Sänger. So ein richtig schöner Schreihals und ne Rampensau vor dem Herrn. Wir hatten uns von Walrus zwei Jungs ausgesucht mit denen wir das wohl machen wollten. Einige haben sich auch per Video vorgestellt, dabei hatten wir das ja gar nicht öffentlich gemacht. Leute aus Bremen schickten z.B. nen Video… tja Jungs… Bremen ist’n bisschen weit weg. Musst schon hier wohnen, wär schon geiler. Und dann hat uns Lee auf der Abschiedsshow von Flo gesehen und fand das halt so geil, die Energie die da geherrscht hat. Und dann sagte er, will unbedingt dabei sein. Zu dem Zeitpunkt hatten wir ihn eigentlich noch gar nicht auf dem Schirm. Wir hatten höchstens mal so salopp drüber gesprochen. Aber danach war uns allen klar, Lee ist nen super Typ, total positiv. So einen kannste gut inner Band gebrauchen, da war die Sache gegessen.

HSF: Es ist also schon so, dass er mehr von Außen kam und nicht so, dass ihr ihn alle schon vorher kanntet?

Sven: Nur Ingo kannte ihn natürlich über die Band (Atomic Peat – Red.) schon lange. Also ist er quasi eher der Quereinsteiger. Die ganzen Schwippschwägerschaften sind da nicht so da, dass ist auch ganz gut.

HSF: Wenn du eine Band für jedes eurer Mitglieder wählen müsstet, die ihn am besten repräsentiert, welche wär das?

Sven: Bei mir ist das halt Unsane. Das ist meine Leib und Magen Band seit 1000 Jahren und da wird sich auch nie was dran ändern. 3-Mann Noisecore Band aus New York, ewig schon am Start. Da krieg ich gleich Gänsehaut hier… (hebt seinen Arm). Eine unfassbar einnehmende Liveband, die schlägt dich einfach tot! Bei Schnalli ist das ganz schwierig, weil er ungefähr 1 Milliarde Bands geil findet. Aber wenn man das ganze reduziert auf eine sind es wohl die Melvins. Halt auch ne Noisecore Band aus Seattle. Die waren quasi Wegbereiter und so ein bisschen auch Vorreiter von dieser Nirvana Nummer. Das ist einfach eine unfassbar einfallsreiche, produktive Killerband mit unfassbar vielen Schichten. Das passt sehr gut zu Schnalli. Bei Benedikt ist es auch nicht so einfach, wobei er im klassischen Metal groß geworden ist und auch alles Mögliche an Metal geil findet. Sei es jetzt Maiden oder Manowar, diese Old-School Nummern.

Bene (Bass)

HSF: Benedikt ist also euer Classic Metaller?

Sven: Joa…schon mehr der Classic Metaller, kann man so sagen, ja. Wobei Ingo auch so ein bisschen in diese Kerbe reinschlägt. Sein Gott ist halt Adrian Smith von Iron Maiden. Das ist sein Godfather. Aber der hört halt auch ganz ganz ganz viel Zeug. Der steht auf Mastodon z.B., diese schrecklichen Sachen. Wobei das auch sehr vielschichtig ist was er so hört. Das kann man auch nicht so fest machen. Aber Adrian Smith von Iron Maiden ist halt sein Godfather. Bei Lee ist es auch schwierig, weil er auch in ganz vielen verschiedenen Bands gespielt hat. Aber aktuell schwört er Stein und Bein auf Ghost. Da kriegt man ihn glaub ich auch die nächsten 20 Jahre nicht von runter. Fährt er total drauf ab auf das Zeug. Macht ihn dann aber dadurch, dass er halt auch auf diese harten Sachen steht und dann dieses Zuckersüße was halt eigentlich Ghost so machen – trotz der okkulten Texte – auch vielseitig. Was durch ihn halt so reinkommt sind diese ganz feinen Melodiestrukturen. Die hört man auch bei uns durch, wenn man ganz genau hinhört. Die gibt es und da wird es sich auch etwas hin verlagern. Dass ist so meine Grundidee, wenn ich so an das neue Material denke. Das sind so die Bands, das passt schon.

Mit Nicko McBrain auf der Toilette

HSF: Ihr existiert jetzt seit 6 Jahren. 2013 gings los mit Iron Walrus und ihr habt euch in der Zeit einen ganz guten Status erarbeitet denke ich. Es geht immer Peu a Peu bergauf würde ich sagen. Habt ihr damals gedacht oder euch ausgemalt, dass ihr 6 Jahre später schon 3 Alben herausgebracht habt und auch schon so viel herumgekommen seid? Als eine Band die das ja – was völlig normal ist – als Hobbyding durchzieht oder habt ihr das sogar so geplant?

Sven: Eigentlich nicht direkt. Damals war die Situation ja so. Bei Dampfmaschine war gerad alles ein bisschen ruhig geworden. Und Schnalli ist halt ein Hansdampf, der will halt raus vor die Tür. Er fährt auch unglaublich gern Auto, z.B. den Tourbus – also unseren Bulli. Dann kam halt diese Idee auf die Band zu gründen, mit Bene und Flo. Und dann ging es doch alles relativ zügig. Schnalli hat halt direkt, da war der Bandname noch nicht mal geboren, ne Facebook-Seite erstellt. Alles fertig. Und dann wurde direkt das Ziel ausgegeben. Wir schreiben jetzt Songs und bringen in einem halben Jahr ne Platte raus. Im Dezember kam dann ja auch die Platte und direkt davor ne 7 Tage Tour. Das haben wir einfach so gemacht. Da waren wir ein bisschen unter Zugzwang, das Ding jetzt durchzuziehen. Das ging auch für mich alles überraschend zügig, aber gut. Die erste Tour war dann auch gut besucht, hätte ich auch nicht gedacht. Aber es hat halt funktioniert, direkt als Headlinertour mit lokalen Vorbands. Dann kamen halt noch so Zuckerchen-Shows dazu wie mit Pentagram im Rosenkeller in Jena zu spielen. Oder als Crowbar die erste Show in Berlin gemacht haben wählten sie uns als Vorband.

Schnalli: Wir haben irgendwie zickig gesagt komm, in der Metalcore-Szene z.B. übertreiben die das auch. Dann haben wir das genauso gemacht. Also erst T-Shirts bevor wir überhaupt den ersten Song gemacht hatten! Das war einfach nur aus Witz, weil wir immer nur aus Quatsch gechattet oder gelabert haben. Und dann sind wir einfach angefangen und waren uns jetzt auch nicht zu 100% Prozent einig was wir überhaupt für Musik machen wollen. Ob das mehr so wie Helmet wird oder wie auch immer. Flo hätte uns am liebsten zu so einer richtigen…naja so wie Sunn O))) gemacht.

Sven: Ne Drone Band (lacht).

Schnalli: Also Hauptsache man spielt einmal die Bassaite an, ne Dreiviertelstunde. Und dann kommt mal wieder nen Snareschlag und das wars. Da haben wir aber selber gemerkt dass das nicht so passt. Genau wie mit der Härte von Aufi’s Stimme. Wenn man den Unterschied vom ersten und zweiten Album so mitbekommt. Das war auf einmal so, oh mit der derben Stimme das klappt noch besser, passt auch besser zur Musik. Wo wir ja von Sven so geflasht waren, als wir das erste mal mit Crowbar 12 Tage Unterwegs waren. Der Typ ist eigentlich von Tag zu Tag besser geworden und andere Sänger können nach dem dritten Tourtag nicht mehr rumgröhlen. Und Aufi so nö…den ganzen Tag den Babbel gehalten und Abends Vollgas gegeben. Lou von Sick Of It All ja auch, der hält den Ganzen Tag den Babbel. Der sagt nur was er auch sagen muss und sonst Piano. Deshalb gibt der fast 60-Jährige ja immer noch soviel Gas auf der Bühne wie irgendwelche 19-Jährigen.

HSF: Bei eurem Start kam dann auch sicher der ganze Background der Bandmitglieder zu tragen. Die Connections die man im Laufe der Zeit gesammelt hat.

Sven: Ja genau. Und dann hast du natürlich auch irgendwann nen gewisses Renommee wenn du da ablieferst, es saugut hinkriegst und dich vernünftig verhältst. Ist ja auch immer so ne Sache (lacht). Dann hatte das irgendwann fast so einen Selbstläufer-Status erreicht. Dann wirst du mal eingeladen zum Desert Fest, fährst für einen Tag dahin, watt’n Ritt. Das sind halt so Sachen, die erfüllt man sich und das ist schön. Das war für uns dann so… wir wollten alle mal im Stadion spielen. Was heißt im Stadion, draußen vor der Tür auf nem Festival. Ham wir gemacht, nen großes Festival. In einem Flur mit Anthrax, Iron Maiden, Ghost und wie sie alle heißen, auch geil. Wenn du Nicko McBrain auffer Toilette triffst, auch geil, hahaha! Ja das sind halt so Dinger, da hättest du damals nie mit gerechnet, ganz klarer Fall. Aber das wir noch Musik zusammen machen ja. Das ist halt ne gewachsene Mannschaft.

HSF: Also hattet ihr einen relativ guten Plan am Anfang. Und das zog sich dann auch weiter so durch, mit dem zweiten und dritten Album. Also nicht so es kommt wie es kommt, sondern ihr setzt euch dann hin und schmiedet schon einen Plan wie es weitergehen soll?

Sven: Ja genau, wie setzen uns dann hin und sagen – Ey, wir haben jetzt das und das Material zusammen, wir schreiben noch zwei drei Songs in der Zwischenzeit, Proben Proben Proben und treten viel auf. Wir haben z.B. das Liveset von der ersten Platte auf dieser ersten Tournee gespielt, dann gab’s es schon die Folgesongs zur Zweiten, die haben wir nach und nach ins Set übernommen. Zum Schluss waren dann nur noch zwei Songs der ersten Platte im Liveset. Und die zweite Platte war da noch gar nicht raus. Da hatten wir schon 1 Jahr Programm von der zweiten Platte durchgespielt und zack, konnten wir die Platte direkt aufnehmen. Aber trotzdem insgesamt eher lax. Weit gefasst, aber im Grunde schon mit nem Plan.

HSF: Das heißt ihr spielt demnächst schon zur Hälfte eure neue Platte?

Sven: Ja wenn das so weiterläuft, also wenn das so läuft wie bei der ersten beiden Alben ja. Nach und nach wird ausgewechselt. Wenn du das Ding aufnimmst und hast das davor schon nen halbes Jahr 20 mal auf der Bühne gebracht – das zweite Album beispielsweise haben wir direkt als wir von der Tour mit Crowbar zurückgekommen sind aufgenommen, dann hast du es einfach fix im Sack. 12 Tage richtig in die Eier dann kannst das Ding runterrappeln. Haste in 5 Tagen in der Kiste gehabt das Ding. Und es wäre schön, wenn wir das vierte auch so machen.

Schnalli: Ich bin mal gespannt. Die ersten Riffs und Akkorde haben wir schon, weil eben Lee der junge Mann in der Band voll motiviert ist. Und da haben wir jetzt bei den Proben auch schon so 2 bis 3 neue Songs angespielt. Ich weiß aber nicht ob wir die bis zur Heavy Stage Night 2 schaffen. Ist ja kaum noch Zeit.

Sven: In anderthalb Monaten halte ich das eher für schwierig.

HSF: Lee muss ja auch die alten Songs noch einüben.

Sven: Die kann er alle.

Schnalli: Die hat er sich so reingeprügelt. In drei Bandproben hat der sich nicht einmal verspielt, es ist unglaublich.

Sven: Der Bursche hat halt echt Talent, der hört super, gutes Talent, Timing ohne Ende. Das funktioniert bei dem ganz gut.

HSF: Also das neue Album ist auf jeden Fall in Mache. Es ist ja nun schon fast schon Old School in einem 2-Jahres-Rhytmus ein Album rauszubringen. Ok, früher waren das ja mal zwei im Jahr.
(Alle Lachen laut!)

Schnalli: Ja, aber das wird wohl erst so im Frühjahr 2020 was.

Songwriting auf dem Xylophon?

HSF: Wie entstehen die Songs bei euch? Also über die Zeit, konnte man ja schon so raushören. Aber wer kommt mit Ideen an?

Schnalli: Also meist kommt die Saitenfraktion mit irgendwelchen Akkorden an. Aufi schreibt auch immer mal wieder Texte zwischendurch. Das hat, glaub ich, nicht einmal was mit nem Album zu tun.

Sven: Ne erstmal nicht.

Schnalli: Das ist das schöne am Schlagzeuger sein, das war bei Dampfmaschine damals auch so, als ich da angefangen hab war das ne sture Stoner, Sleazi, 70er Rockband. Ich kam aber aus dem Punk und Hardcore und hab dann natürlich für ein bisschen Geschwindigkeit gesorgt und dann sieht man ja was bei Dampfmaschine dabei heraus gekommen ist. Also bei Walrus ist das auch so, ob wir dem Song jetzt ne Doom-Prise geben oder ob man sagt da muss jetzt bisschen mehr Dampf rein. Das hat man ja bei der letzten Platte auch gehört und auch bei der Scheibe davor. Songs wie “Judas”, die dann eben auch mehr diesen True Metal Part haben also den traditionellen Doom. Da hat man einige Stücke – das sagt man natürlich auch gleich, weil wir auch mit den Jungs unterwegs waren – die haben ein bisschen mehr Crowbarmässig diesen 90er Doom-Sludge Einschlag. Aber warum auch nicht. Wir wollen nix Neues erfinden.

Sven: Können wir ja auch gar nicht.

Schnalli: Aber wir machen halt unsere Prise da drauf.

Sven: Mit Lee kommt ja jetzt auch nen Neuer dazu. Da bin ich gespannt drauf.

HSF: Meist kommt ja wirklich immer ein Gitarrist mit nem Riff oder ner Idee an und darauf baut man dann auf. Aber wie wär’s denn mal wenn du Schnalli mit nem Drumsolo ankommst und sagst – so daraus machen wir jetzt mal nen Song.

Sven: Hahahaha!

Schnalli: Jaja, das letzte Album hab ich auf der kleinen Tom allein geschrieben.

Sven: Auf dem Xylophon.
(Alle Lachen!)

Schnalli: Ne ich glaube das wäre nicht so optimal.

Sven: Ich hab das hin und wieder mal, dass ich dann zuhause sitze und irgendwie vor mich hinsumme. Da hab ich dann manchmal so unfassbar großartige Strophen, Hooklines und Melodien, vergesse aber immer die aufzunehmen. Aber das sind so Nummern da kannste immer mit zu Ingo gehen, der hat da immer ne Idee für, weil der selber auch in seiner Band singt. Und wenn du dann mit so einer Melodie oder Hookline dahingehst, dem fällt todsicher was dazu ein. Ich muss mich mal zusammenreißen und das Handy neben mich legen und was einbrummeln. So wie das z.B. Farin Urlaub macht.

Schnalli: Die Jungs haben oft mal nen Nachmittag zusammen verbracht und wenn dann einer mit ner Idee ankommt, dann hat der eine den A-Teil und der andere den B-Teil dazugesemmelt. Aber meistens kommt es schon von den Gitarreros. Heutzutage in der Multimediawelt kannst du ja mit Garageband und wie diese ganzen Systeme heißen Einiges machen. Da hauste mal eben so einen straighten Drumcomputer dahinter und dann machste nen A und B-Teil. Einige sind wirklich im Bandraum entstanden aber viele Songs sind wirklich so: Du ich hab da ne Idee. Was könnte dazu passen?

Sven: Die Texte kommen am Ende, aber ich schreib dann immer schon Silben auf. Also so Dadadadadadada, BlaBlaBlaBlaBlaBla und so weiter. Ich wähle dann irgendwelche Wörter aus und sing das dann erstmal mit, damit sich die Hookline entwickelt, die Betonung. Was Hoch, was Tief usw. Das machste nen paar mal und wenn’s dann steht und du es ein paarmal so gemacht hast wie du es dir vorstellst, dann setzt du dich hin und schreibst nen fertigen Text und dann geht’s los.

HSF: Gibt es da textlich Vorgaben? Sprecht ihr in der Band darüber über was ihr schreibt oder ist das alles komplett dein Part Sven?

Sven: Nene, also letzten Endes sind wir eine komplett unpolitische Band. Da wird es nicht vorkommen das irgendwie was sexistisches abläuft und sonst so ein Blödsinn. Die meisten Sachen gehen um Geschichten die dir mal auf der Straße passieren können. Was mich persönlich immer aufregt. Im Bus, weißte? Das verlagere ich dann in ne andere Landschaft rein. Ganz simpel gehalten. Und das macht am meisten Sinn für so ein Band wie uns.

HSF: Gibt es einen Song für euch wo ihr sagt den finde ich Ultrageil, das ist mein Lieblingssong von Iron Walrus? So einen den ihr jeden Tag spielen könntet?

Schnalli: Ich würde fast sagen, weil wir den seitdem wir den geschrieben haben immer Live gespielt haben, “I Hate People” (“The Plague” Album – Red.). Das ist so für mich der richtige Startschuss, gerade wenn wir Live spielen. Vielleicht liegt das am Lied oder an der Aussage, ich weiß es nicht. Aber es ist der berühmte Kopfnicker-Startersong. Den haben wir meist als dritten oder vierten Track und besonders wenn wir vor fremden Leuten spielen, die uns noch so gar nicht kennen, sehen wir dann als Künstler spätestens, finden die uns gut oder Scheiße. “I Hate People” ist meist der Song, wenn das dann nicht überzeugt was wir da machen, dann wird wahrscheinlich der Rest des Sets auch nicht spannend für die Leute sein. Ich meine es sei ja jedem gewährt was er hören will. Aber wir selber merken das nicht so, weil unsere Musik ja nicht NOFX ist und die Leute pogen und stagediven. Manchmal denkt man, oh sind wir scheiße angekommen? Und dann sieht man es meistens am Ende durch Gespräche oder durch den Merchverkauf, oh war ja doch nicht so scheiße.

Sven: Nicht so kacke wie gedacht, hehehe!

Schnalli: Und wir grinsen ja auch immer hinter unseren Masken und strecken die Zunge raus, aber das sehen die Leute ja nicht. Manchmal sind wir auch wie Clowns geschminkt.

Sven: Also bei mir sinds wohl zwei Lieblingssongs. Obwohl eigentlich ist es auf jeder Platte einer, den ich persönlich geil finde. Auf der ersten (“Insodious Black Sea” – Red.) ist das “Heat” obwohl wir den lange nicht mehr gespielt haben, aber ich find den Song einfach witzig und gut. Ist halt so ein richtiger nach-vorne Rocker. Mag ich. Dann mag ich auf dem zweiten Album (“The Plague” – Red.) “The Answer” gerne. Den spielen wir auch nicht mehr. Ich finde den Song super, weil er eben so vielschichtig ist und viel mitbringt. Es passiert viel in dem Track. Vom neuen Album (“A Beast Within” – Red.) ist “No More Reason” mein Favorit, weil der halt so ne Entombed, Blues Seite hat, aber immer noch hart ist. Der ist mir auch textlich wichtig. Es geht darum seinen inneren Schweinehund zu überwinden und dass es keine Gründe gibt das nicht zu tun. Für mich auch einfach ne wichtige Geschichte, weil ich mich selbst manchmal auch zwingen muss eine Sache zu machen, auch wenn ich keinen Bock drauf hab, also so null. Aber einfach ey, los jetzt.

HSF: Da muss ich mal etwas Kritik äußern. Ich finde das ja immer Mist wenn eine Band Cds ohne Booklet rausbringt. Das ist einfach wesentlich schöner und einfacher Texte auch mal mitlesen zu können.

Sven: Ich versteh was du meinst. Beim ersten Album haben wir das noch gemacht, da sind die Texte drauf. Beim der zweiten und dritten nicht mehr, weil wir mehr Artwork machen wollten. Da hatten wir uns vorher drüber verständigt. Letzten Endes kommt da auch ab und zu mal eine Anfrage. Jetzt kürzlich wieder, da hat uns ein Russe bei Facebook angeschrieben. Er würde sich für die Texte der Alben interessieren. Zack sofort weggeschickt. Hat er dann auch gekriegt.

Schnalli: Aber du musst immer überlegen – und das war besonders bei der zweiten und der dritten Platte so – allein durch das Artwork war das sehr teuer machen zu lassen. Für so eine kleine Produktion dann nochmal zusätzlich nen 8-Seiter auf Vinyl oder Cd mit Hintergründen, Design usw., das hätte bei der Auflage einfach den Rahmen gesprengt.

Sven: Also bei ner kleinen Band kann man das verzeihen, zumindest eher als bei ner großen denk ich.

HSF: Ich finde es nichtsdestotrotz etwas ungewöhnlich.

Sven: Wobei das vor allem im Metal-Bereich so ist. Da gibt’s das eigentlich immer. Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber wenn du mal im Alternative oder Hardcore Bereich guckst, da ist das eher normal. Der Letzte, der das gemacht hat war glaub ich Adam West. Der hat 20 Songs auf der Platte. Alles haarklein geschrieben, das konnteste kaum lesen, aber es war da. Auch geil sind immer diese 10 Minuten Songs mit 2 Zeilen Text die sich dann immer wiederholen (lacht)! Aber im Prinzip hast du schon recht, ich finde das auch schöner. Da müssen wir mal schauen ob wir die Texte mal anders zugänglich machen.

Konzertmacher aus Liechtenstein – Bitte melden!

HSF: Gibt es Live noch irgendeine Stadt, ein Land oder auch Festival was euch nochmal besonders reizt?

Schnalli: Also ich würde auf jeden Fall noch mal gern nach Griechenland oder Russland. Weiß nicht weshalb, aber das sind so Länder… bei den Griechen z.B. da gibt’s ne riesige Stoner und  Doom Szene, die sich aber in den letzten 5-7 Jahren durch die finanziellen Probleme mega reduziert hat. Und Moskau und St.Petersburg ist auch schon interessant, weil die da vielleicht auch noch nicht so vollgeballert sind. Genau wie Asien. Man will natürlich gern mal diesen Asienmarkt sehen.

Sven: Bei mir weiß ich jetzt nicht. Landmässig würde ich jetzt keins bevorzugen. Was ich persönlich vielleicht sehr cool fände, wenn ich morgen im Lotto gewinne würde ich nen Nightliner kaufen und in die USA fahren. Da dann einfach übers Land bügeln. Ja das fänd ich cool, oder Japan, haha!

Schnalli: Ich würd auch gern mal in Liechtenstein spielen. Gibt es da überhaupt einen Club?

Sven: In Vaduz bestimmt!

HSF: Das Hammer Of Doom ist ja demnächst auch schonmal ne geile Hausnummer. Cooles Underground Festival denk ich. Kam die Anfrage da sehr überraschend für euch? Ihr fallt da ja vielleicht doch etwas aus dem Rahmen.

Schnalli: Auf einer Seite schon, weil wir vor nem Jahr darüber schonmal gesprochen haben. Da sagte jemand dass das ein wenig schwierig für uns werden könnte, weil die mehr auf den traditionellen Doom setzen. Dann war die Idee aber eigentlich doch nicht so schlecht. Das hat z.B. auch das Stoned From The Underground bei uns gesehen, die waren froh das jetzt nicht acht mal hintereinander die gleiche Stilrichtung bedient wurde. Das ist auf jeden Fall schon cool in der Posthalle in Würzburg.

Sven: Wir eröffnen den Reigen da ja auch und danach wird’s dann halt langweilig (lacht).

Schnalli: Wir haben ja auch schon mit Pentagram oder Trouble, also mit den alten traditionellen Hasen, gespielt. Das passte immer und vor allem das Publikum kam darauf auch gut klar. Auch mit Bands wie Obituary hat das gut geklappt. Oder selbst die Shows mit Sodom sind gut gelaufen. Aber ich glaube Kutte ist grundsätzlich Kutte.

HSF: Ihr trefft beim Hammer Of Doom ja auf jeden Fall mehr das klassische Metal-Publikum. Das ist ja auf jeden Fall cool wenn man da vielleicht mal etwas andere Leute erreicht.

Sven: Das ist da ja auch unser Anliegen. Ich mein wenn du immer die gleichen Leute vor der Theke stehen hast, ist auch für nen Barkeeper doof. Ist fürn Musiker auch doof wenn du immer die gleichen Fressen vor der Bühne stehen hast (lautes Gelächter). Nein, aber weißt ja was ich mein.

HSF: Gibt es vor euren Shows irgendwelche Rituale?

Sven: Es gibt nur eins. Sobald es auf die Bühne geht gibt’s Fäustchen auf Fäustchen und dann geht’s raus. Und natürlich die Masken aufsetzen. Ich zupfe dann immer alles gerade bei den Jungs und geh eigentlich immer als Letzter rauf auf die Bühne. Aber sonst gibt es da kein echtes Ritual, nein.

HSF: Kommen wir zum Schluss noch einmal zum nächsten Album. Sven du hattest da vorhin schonmal was von Veränderungen am Sound erwähnt, die da auf uns zukommen könnten.

Sven: Mhhh… anzunehmen. Also dadurch das Lee ja jetzt dabei ist, wird es andere Einflüsse geben. Das ist auch gut so finde ich. Wo das Ganze hinläuft kann ich noch gar nicht sagen. Ich bin da selbst gespannt drauf und hoffe auch, dass wir uns da so ein bisschen, wie soll ich das sagen…, uns von dieser Sludge Zwangsjacke befreien können. Ich persönlich hätte gern noch ein bisschen mehr Metal drin. Müssen wir halt gucken wie wir das auf die Reihe kriegen.

HSF: So ein bischen mehr Epic Metal.

Sven: Ja genau. Epic, hahaha. Nein, nein das wird es auf keinen Fall geben.

HSF: Manowar-Style.

Schnalli: Ja wart mal ab.

Sven: Hahahaha! Also mal Ernst. Der echte Doom-Faktor ist halt auch mit Florian gegangen. Der hat sich oft dagegen gewehrt Songs etwas mehr Up-Tempo zu spielen, das fand er nie geil. Außer jetzt bei” Judas” das hat er auch selber geschrieben. Aber er war immer ein Fan davon es langsam und drückend zu machen. Finden wir auch gut, aber hier und da mal ein bisschen auf die Tube zu drücken ist gar nicht so verkehrt. Da wollen wir etwas hin, aber mal gucken, wie sich die Songs so entwickeln. Ich mein Sludge werden wir irgendwo immer bleiben, aber so ein bisschen verändern halt. Geplant ist im nächsten Frühjahr die neue Platte rauszubringen, was aber wohl eher ne EP wird. Also auf der einen Seite 4-5 neue Songs und auf der zweiten Seite 4-5 Coversongs. Was wahrscheinlich kein großes Geheimnis ist, wir werden “Jeanny” von Falco machen. Hatten wir auch schonmal aufgenommen zur ersten Platte, leider aber nicht veröffentlicht. Ansonsten lasst euch überraschen. Die Songs bringen wir auf jeden Fall auf dem Coverfest im Mai im Bastard Club, wo wir als eine von mehreren Bands spielen.

Osnabrücker Musikszene – Fast mehr Musiker als Fans?

HSF: Wie charakterisiert ihr die Osnabrücker Metal (oder harte Musik allgemein) Szene bzw. was haltet ihr von der Entwicklung?

Sven: Letzten Endes war Osnabrück immer ne Metal-Stadt, wird’s auch immer bleiben, wobei sich die Szene in meinen Augen wieder zum Guten zurückentwickelt. Wenn man halt sieht, was für miese Projekte in den letzten 20 Jahren hier für kurze Zeit existiert haben. Da war soviel Schrott dabei… ich find’s schön jetzt so eine Band wie Savage Blood zu haben die fixen klassischen Thrash machen. Find ich super. Das Phänomen ist aber eigentlich auch doof, wenn du jetzt z.B. Overkill siehst die mit ihrem Killfest kommen. Im Prinzip machen die Neuentwicklungen auch ein Stück weit kaputt. Wer soll denn der nächste Headliner werden aufm Wacken, wenn Maiden mal nicht mehr kann oder Overkill. Wenn sich Leute jetzt zurückbesinnen auf die alten Jungs finde ich das schön, hat man vor 25 Jahren aber auch schon gemacht. Wenn du da ne neue Band hinstellst die richtig geil ist, da stehen 10 Mann vor der Tür, Alter! Steht halt nicht Overkill drüber. Und das ist nen Riesenproblem.

Schnalli: Also die Anzahl der Leute die Musik machen ist massiv, gerade durch die Speichergeschichte, die man gerade mitbekommt. Daher weißte halt, dass hier mal eben so 400 Musiker in Osnabrück-Stadt Proberäume suchen. Aber ganz viel ist auch im Landkreis. Gerade in der Death Metal Szene, das war immer so dieses Ding zwischen Münster und Osnabrück. Also Lengerich, Ibbenbüren und Drumherum. Da waren viele Bands die auch andauernd im Bastard als Support spielen. Ob es jetzt die Jungs von Fleshworks oder von Dawn Of Diesease sind, bei denen es ja gerad auch sehr gut läuft. Das sind ja auf jeden Fall schon so Jungs, die es auf jeden Fall geschafft haben von ihrem Landkreis wegzukommen. Ich meine, auch wenn die deutschen Charts nicht mehr so die Aussagekraft haben, waren die Jungs auf Platz 41 und das mit Death Metal! Genauso Nailed To Obscurity, die ja auch aus der Gegend kommen. Die waren auf Platz 37.

Sven: Ich finde gerad die Osnabrücker Szene ist wesentlich bunter als früher. Viel viel mehr junge Leute. Total schön. Und die Alten trauen sich wieder mehr aus dem Keller raus. Find ich super. Phaeron beispielsweise. Wenn die mal ne Möglichkeit kriegen irgendwo mitzufahren, die können ihren Weg machen. Die sind nicht so scheiße. Und die Jungs haben Bock. Wenn die mal auf nen Zug aufspringen können sollen sie es machen.

Schnalli: In einem bestimmten Alter ist es halt nicht mehr so einfach, wenn man die ganze soziale Nummer sieht mit Arbeit usw. Ich hab das ja bei den Donots mitbekommen. Also Guido hat bis vor 5/6 Jahren noch an ner Tanke in Münster gejobbt. Erst als dieser Labelwechsel kam und die von BMG losgekommen sind und das über das Label von Ingo ging, da haben die Jungs endlich mal Geld verdient. Aber die haben quasi 17/18 Jahre so gut wie nichts verdient, außer nette Shows gespielt. Aber eigentlich kannste sagen, dass es seit “Stop the Clocks”, was auf dem eigenen Label rauskam, bei denen dann losging. Vorher war das aber auch schwierig. Das war ja immer schon ne Band die vor 2001 schon die Läden voll gemacht hat. Da haben halt viele dran Geld verdient, nur sie selber nicht. Wenn du das selber als Ladenbesitzer siehst wo wir so einmal im Monat diese Aktion mit dem Freibier machen, Grolsch’N’Roll. Und da manchmal trotzdem nur 20 Leute sind… Hätte ich Ende der Neunziger ein Konzert mit zwei Livebands für 10 Euro mit Freibier gemacht wäre ich wahrscheinlich Pleite gewesen, weil die in ner Dreiviertelstunde den Laden Trocken gemacht hätten. Ich sach es mal so. Es gibt fast mehr Musiker als Fans und das ist auch ein Problem.

HSF: Ich finde ihr habt euch recht zügig an die Spitze der Osnabrücker Hartwurstszene gesetzt. Wie erklärt ihr euch das?

Schnalli: Das liegt daran das wir uns hier, glaub ich, nicht Tod spielen. Das ist auch so ein Gesetz. Egal in welcher Band ich gespielt habe, weil ich das bei ganz vielen Bands beobachtet habe. Es gab Bands da ging’s voll ab, ob es Bandcontests waren oder was auch immer. Die hatten ihren Freundeskreis dabei. Da standen auf einmal 150 Freunde, die haben die Band abgefeiert. Dann haben die 1,5 Wochen später im JZ Diesunddas und 4 Wochen später als Support im Hyde Park gespielt. Wiederum drei Wochen später haben sie in Bramsche in der Webschule gespielt. Und irgendwann, das sag ich den Jungs auch immer wieder, steht nicht mal mehr die Freundin vom Gitarristen vor der Bühne. Das ist eben leider das Problem. Und viele Bands machen diesen Fehler. Und wir haben da von Anfang an drauf geschaut, genau wie mit Dampfmaschine. Ich meine Dampfmaschine ist ja nie riesig geworden, aber wir machen jedes mal den Bastard mit über 300 Leuten ausverkauft, weil wir halt immer nur einmal oder zweimal im Jahr hier im Umkreis spielen. Das ist bei Iron Walrus halt auch so.

HSF: Vielen Dank für das sehr interessante und spaßige Interview Jungs! Das nächste Mal, in heimischen Gefilden, sind die eisernen Walrösser auf unserem Vereinsevent – der Heavy Stage Night 2 zu sehen. Don’t Miss it!

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