Todtgelichter – Rooms

Released: 26.02.2016
Genre: Avantgarde Black Metal
Label: Chaos Records/Cargo
Homepage: www.todtgelichter.de

Rooms heißt es also, das neue Album der Avantgarde (Black) Metaller von Todtgelichter. Nach dem ersten Hören ist man überrascht, wie viele Räume es am Ende wirklich sind, nämlich weitaus mehr als die 9 auf der Rückseite genannten.

In einem Raum ist Lacrimosa Mitte der 90er am Proben, in einem anderen Raum nimmt Tiamat gerade die “Wildhoney” (1994) auf. In einem weiteren Raum sind die Doors „beflügelt“ am Experimentieren, ein grauer Raum ist voller Moll und Dissonanzen, ein vergitterter Raum ist voller Wehklage, obwohl er leer zu sein scheint. Diese und noch viele weitere Räume liegen nun vor uns, also schreiten wir unsicheren Schrittes voran.

“Ghost”:  Abwechselnd Scream-Parts und klarer Gesang; hier bekommt man einige Facetten von Martas Gesangsspektrum geboten. Dieser Song ist eine gute Einführung in die neuen Räume, zumal er musikalisch von den letzten beiden Scheiben “Angst” (2010) und “Apnoe” (2013) nicht extrem weit entfernt ist.

“Schrein”: Hier leistet Tentakel ganze Arbeit, muss auch mal gesagt werden, kommen doch Drummer sonst in Rezensionen eh immer zu kurz weg. Blast Elemente, Rhythmuswechsel, alles sehr akkurat dabei. Hier tauchen auch die neuen Synthesizer dezent auf, ansonsten auch ein Song, wie man ihn durchaus für eine neue Todtgelichter Scheibe hätte erwarten können. Jedenfalls mit der entsprechenden Fantasie.

“Lost”: Sehr ruhiger sakraler Song, der irgendwie eine angenehme, aber zugleich bedrohliche Atmosphäre aufbaut. Schön, wie diese Stimmung fast ausschließlich mit Kirchenorgel und hellem Gesang erzeugt wird. Erinnert mich im Ansatz an frühe Werke von Tilo Wolff.

“Shinigami”: Ruhig anfangender Song, voller Melancholie und dem Gefühl, dass sich etwas Negatives immer mehr aufstaut. Und dieses Aufgestaute wird auch bald aggressiv freigelassen. Marta schreit es raus und der Song nimmt zunächst deutlich Tempo auf, bevor man beim Solo wieder Zeit zum verschnaufen hat, bis es dann erneut von vorne los geht. Sehr facettenreicher Song,  der beste auf der CD für mich.

“Necromant”: Ruhiges Schlagzeug und Synthesizer, der 2. Song bereits, der ohne harte Gitarren auskommen muss. Hat etwas The Doors-Touch, die Kirchenglocken am Ende ziehen einen schönen Bogen zum nächsten Song.

“Zuflucht”: Hier geht die Post wieder ab, sehr verstörend und gleichzeitig faszinierend. Der Text passt einfach super zu der Art, wie sich dieser Song auch musikalisch entwickelt. Dieser ausdrucksstarke Song wird live sicher gut ankommen. Ein schöner letzter Song um auch die Leute, die nicht gestorben sind, allein nach Hause zu entlassen.

“4JK”: Auch hier ein eher klassischer Todtgelichter-Song, zusammen mit “Schrein” einer der Songs, die ich von der “Rooms” im Vorfeld so erwartet hätte. Ruhige Passagen, schnelle Passagen, Wut, Kummer, Angst, Hoffnung, Trauer, Bestürzung, eiserner Wille.

“Origin”: Dieser Synthie-Rhythmguitar Sound am Anfang erinnert mich an irgendwas aus den 70ern, kann aber nicht genau sagen, an was. Danach ist der Song sehr hell und klar für dieses Album. Man bekommt ja fast gute Laune, und der Kopf nickt zum Beat mit. Der eingängigste Song, sofern man das bei diesem Album überhaupt so sagen darf.

“Pacific”: Ruhiges Ende für dieses Album, ebenfalls ohne harte Gitarren bekommt man hier eine Anregung zum Nachdenken, passendes offenes Ende einer sehr eigentümlichen Produktion.

Fazit: Nichts für Fans der ersten Stunde, ausschließlich hartes Geschredder bleibt mal wieder im Verstärker, für experimentierfreudige Metalfreunde jedoch ein Fest metallener und synthetischer Variationen. Kaum eingängige Melodien, “Rooms” lässt sich definitiv nicht in nur eine Schublade packen. Zum Glück habe ich im Laufe der Zeit bereits eine ganze Menge davon geöffnet, so dass ich trotzdem sehr zufrieden bin. Auch beim  5. und 10. durchhören findet man noch neue Aspekte. Mit dieser Art Musik ist man irgendwie nie fertig.

Zum Glück.

(von Gastredakteur Lord Nyrdl)

Tracklist:

  1. Ghost
  2.  Schrein
  3. Lost
  4. Shinigami
  5. Necromant
  6. Zuflucht
  7. 4JK
  8. Origin
  9. Pacific

 

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