
Die Weltformel – eine Gleichung, die das gesamte Universum beschreibt. Die Bielefelder von Vyre haben ganze vier Jahre gebraucht, haben gerechnet, geschraubt, getüftelt, doch am Ende steht es da: Ihr zweites Album „Weltformel“. Nach ihrem schon grandiosen Auftakt von „The Initial Frontier“ Part I und II aus 2013/14 erhebt sich nun das Raumschiff Vyre erneut in unentdeckte Galaxien.
Schon zu Beginn ihrer „Weltformel“ setzen die Bielefelder „Alles Auf Ende“, dem Openingtrack der Scheibe. Es präsentiert sich eine sehr düstere Instrumentalnummer, die in ihrem Klangbild die Themen von Mechanik bzw. Maschinerie, Galaxie und des Strebens nach Ferne vereint. Die Mischung ist super gewählt, man sollte sich zurücklehnen, denn hier wartet das ganz große Kino. Am melodischen Sound anknüpfend, taucht der erste gesungene Tack „Shadow Biosphere“ dennoch direkt in die Black Metal-Stratosphäre ein. Es zeigt sich kein gewöhnlicher Black Metal, den man hier erwarten darf, sondern der altbewährte Sci-fi-Ambient Black Metal, den Vyre schon auf ihrem Debüt versprachen. Spätestens mit dem folgenden „Life Decoded“ merkt man, was Vyre für eine Atmosphäre mit ihrer Bandbreite an unterschiedlichsten Musikern erzeugen kann. Hier zeigen sich die Bielefelder zudem sehr experimentell, und es gibt schon ein paar Passagen, die man so nicht erwartet hätte. In diesem fast achtminütigen Track bedient man sich einer so facettenreichen Musikgestaltung, die meines Erachtens auf die höchste musikalische Stufe gehört. Dieser rote Faden durchzieht auch das folgende „Tardigrade Empire“. Beginnend mit stockenden Heavy-Riffs, wird der Sound mittels stellarer Klänge in die nächste Galaxie transportiert. Der Track beinhaltet etwas Schwermütiges, Trauriges, aber hat dennoch etwas Glückliches in sich. Als ob man sich auf eine Reise begibt – Schweren Herzens verlässt man den sicheren Ort, freut man sich doch auf das, was kommen mag. Der Abschluss dieses grandiosen Tracks zeichnet sich mit Pauken und Trompeten ab und führt ein fulminantes Ende mit sich.
Obwohl die Lieder der Bielefelder wirklich extrem lang sind, wirken sie keineswegs langweilig. Das beweist uns auch der fünfte Titel „The Hitch (We Are Not Small)“. Das Intro besteht aus sphärischen, gar galaktischen Klängen, was passend einem Horror-Sci-Fi-Streifen zuzuordnen wäre. Man könnte den Track selbst perfekt mit dem Weltraum vergleichen, denn je weiter man voran schreitet, desto finsterer und surrealer wird es, bis es am Ende dann doch die Kehle zuschnürt. Letztendlich wartet indes das Licht, ein Stern oder ein Sonnensystem. Dies ist wirklich ein genial umgesetzter Instrumentaltrack.
So finster wie sein Name, so finster klingt auch „We Are The Endless Black“. Wenn nicht, würde ich den Track als „am wenigstens experimentell“ bezeichnen, wobei das nicht mal zutrifft. Der Track ist schon düsterer gehalten als die anderen der Scheibe und geht ein wenig zurück auf das Debüt von Vyre, wagt aber ebenso den Schritt in neue Richtungen. „Away Team Alpha“ besticht schon mit seinem melodischen, gesprochenen Intro, geht dann in eine schleppende, scheppernde Atmosphäre über und zeichnet sich dann zu einem sehr beklemmenden Track ab. Die Stimmung wird trotz unterschiedlichster Klangbilder gehalten und baut immer weiter einen Spannungsbogen auf.
Nach diesem Track würde man am liebsten der Mannschaft von Vyre zum Abschied zusalutieren.
Scheinbar haben die Bielefelder ihre „Weltformel“ gefunden, denn meines Erachtens hat dieses Album alle Elemente, die man braucht. Dennoch verhält sich das Album, ähnlich der Naturwissenschaften, sehr experimentell. Darum kann ich euch nur ans Herz legen: Wagt den Sprung und taucht ein in die Galaxien von Vyre – Da draußen gibt es noch so viel zu entdecken!
Homepage: www.vyre.de
Tracklist
1. Alles Auf Ende
2. Shadow Biosphere
3. A Life Decoded
4. Tardigrade Empire
5. The Hitch (We Are Not Small)
6. We are the Endless Black
7. Away Team Alpha
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