
Anfang März haben uns die Rotenburger Thormesis ihr sechstes Studioalbum „The Sixth“ präsentiert. Wir selber fanden dieses Werk phänomenal, so dass wir uns mit Travos zusammengesetzt haben. Er fand stets gute und bedachte Antworten auf unsere Fragen.
HSF: Hallo und erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst ein paar Fragen zu beantworten. Im März ist euer sechstes Studioalbum erschienen. Es trägt den Namen “The Sixth”. Habt ihr diesen Namen für das Album bewusst gewählt?
Travos: Ja. Besser gesagt mehr oder weniger. Es gab einige Namen, die dafür in Frage kamen. Mit „The Sixth“ fühlten wir uns um wohlsten. Es passt zum „Sechsten“.
HSF: Das Album ist, wie die Vorgänger “Trümmerfarben” oder “Freier Wille – Freier Geist”, unter MDD Records erschienen. Welche Vor- oder Nachteile hat diese Zusammenarbeit für euch und die Produktion des neuen Albums?
Travos: Vorteile ergeben sich in der Zusammenarbeit mit einem Label, vor allem an Punkten, wenn es um Vertrieb und nötiges Knowhow bei der Vermarktung und Produktion geht. Bei manchen Sachen steige ich persönlich einfach aus – da bin ich um die Unterstützung von Markus und seinem Team sehr dankbar. Wenn ich überhaupt einen Nachteil nennen müsste, dann ist es das, dass man eben nicht jede Entscheidung treffen kann wie man will. Auch das hat wiederum Vor- und Nachteile. Da wir Markus schon sehr lange kennen, sind die Wege hier recht kurz. Außerdem haben wir durch die letzten beiden Veröffentlichungen gegenseitige Erfahrung gesammelt und man weiß, was man vom anderen zu erwarten hat. Auch als kleines Label hat MDD doch auch eine große Reichweite was Promotion angeht.
HSF: Wie würdet ihr eure Weiterentwicklung auf “The Sixth” gegenüber früherer Werke bezeichnen?
Travos: Ich weiß nicht, ob diese Weiterentwicklung, von der generell oft gesprochen wird, überhaupt wichtig ist. Ich habe zumindest nicht den Anspruch immer besser und besser und noch ausgeklügelter zu arbeiten. Für mich ist es wichtig, Musik zu machen – dabei möchte ich so frei wie nur möglich sein. Ich sehe eher eine Veränderung, wobei die Abstände zu den Vorgängern von Mal zu Mal geringer werden. Mit „Vergangene Asche“ von 2010 hat die jetzige Musik nicht mehr wirklich was zu tun. Aber das waren eben unsere Anfänge. Andere Bands hätten sich vielleicht aufgelöst und sich mit anderer Musik neu gegründet. Ich habe das nie in Betracht gezogen.
HSF: Auf “The Sixth” schafft ihr es wieder einmal mit euren Kompositionen starke Emotionen zu transportieren. Hier gefiel mir zum Beispiel das sehr melancholische “Chor Der Toten”. Wie entstehen solche Stücke?
Travos: Ab und zu gehe ich das Songwriting ganz bewusst an, wenn ich eine ganz bestimmte Stimmung transportieren will, wie du es ja schon beschrieben hattest. „Chor der Toten“ gehört da z. B. nicht dazu. Meist sieht das bei mir alles sehr wirr aus und ich brauche dann einige Zeit, um das in Form zu bringen. Ich habe oft ein bestimmtes Riff, wo ich dann den Rest drum herum baue. Das ist meist nie der erste, mehr eines der letzten Riffs.
HSF: Jedes Album möchte ja irgendetwas aussagen oder trägt eine Geschichte mit sich. Wie würdet ihr “The Sixth” für jemanden interpretieren, der euch vorher noch nie gehört hat?
Travos: Ich weiß es nicht. Ich mache Musik, so wie es gerade zu mir passt. Das müsste man tatsächlich vielleicht jemanden fragen, der das Album schon kennt. Ich tu mich in dem Punkt in Sachen Selbstreflexion sehr schwer.
HSF: Gibt es in dem Album einen roten Faden, der sich durch das Werk zieht und die Stücke miteinander verknüpft?
Travos: Für mich sind die Alben immer Ausschnitte aus meinem/unserem Leben. Meist von 2/3 Jahren. Quasi wie ein kleines Tagebuch oder so ähnlich. Ich habe mir schon oft vorgenommen, ein Konzeptalbum zu schreiben, also mit erkennbar rotem Faden. Das wollte ich dann in eine EP packen, wo letztlich bislang doch wieder ein Album draus geworden ist. Im Nachhinein könnte man sicherlich einen roten Faden oder eine gewisse Verknüpfung der Songs zueinander interpretieren, bewusst geschieht dies jedoch im Voraus nicht. Jedes Stück steht für sich. Wiederkehrend auf unseren Alben ist der Umgang mit dem Thema Tod aus verschiedenen Blickwinkeln. Ich denke, das wird auch weiterhin der Fall sein.
HSF: Dieses Jahr habt ihr noch einige Termine auf dem Zettel, so spielt ihr zum einen Ende des Jahres in diversen Städten zu den “Arkham Auditions” oder seid zu Gast auf dem Dark Easter Metal Meeting. Worauf freut ihr euch am meisten?
Travos: Ich persönlich freue mich meist auf die „Heimspiele“, dazu gehören für mich Würzburg und Erfurt. Aber auch sonst freue ich mich auf jedes Konzert. Überall stecken für uns neue Erfahrungen, und wir haben eigentlich immer eine gute Zeit zusammen. Lange Strecken sind nichts für mich, die Auftritte dort sind es aber dann meist wert. Das Dark Easter Metal Meeting ist für uns definitiv ein Highlight in diesem Jahr. Mir ist es jedoch wichtig, dass jedes Konzert (egal wo) die gleiche Energie bekommt und quasi damit gleichermaßen wichtig ist.
HSF: Ihr seid eine Band, die nicht nur den geraden Weg geht. Ihr vermischt in eurer Musik verschiedenste Subgenres des Black Metals, wie Post oder Pagan Metal. Wie kommt das bei den, scherzhaft genannten, “trven” Schwarzmetallern an?
Travos: Bislang habe ich mir zu dem Thema glücklicherweise noch nie wirklich Gedanken machen müssen. Für mich ist es wichtig, Musik zu machen und authentisch zu sein. Ich höre viele verschiedene Stile, von denen ich mich inspirieren lasse. Ich finde, das muss okay sein. Wo frei sein, wenn nicht in der Musik? Ich weiß, dass das viele anders sehen. Aber Thormesis ist für mich keine Spaßmusik. Somit glaube ich nicht, dass sich irgendjemand angegriffen fühlen muss.
HSF: Seht ihr euch selber – trotz der tristen Themen eurer Songs – als Band, zu der man ordentlich “abgehen” kann?
Travos: Sicherlich. Jeder, wie er es für richtig empfindet. Die einen stehen auf den Konzerten eher teilnahmslos da und schauen sich das Ganze an, die anderen sind eher extrovertiert und tragen ihre Emotionen nach außen. Ich denke beides ist passend.
HSF: Ende letzten Jahres durfte man euch im Bastard Club zusammen mit Asenblut bestaunen, im Februar diesen Jahres seid ihr auf dem Arkham Advertiser in Bremen aufgetreten. Wann dürfen sich eure Fans auf weitere Gigs im Norden freuen?
Travos: Eventuell können wir bald mehr dazu sagen. Aktuell ist aber nichts bestätigt. Wir sind aber sehr gern in der Ecke. Oberhausen wäre mal was…
HSF: An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für das Interview. Gibt es noch etwas, dass ihr unseren Lesern mitgeben möchtet?
Travos: Danke dir für deine Zeit. Ich hoffe, dass die Leute, denen es gefallen wird, „The Sixth“ finden und „The Sixth“ die Leute findet.
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