Metalday auf der Maiwoche
Hiraes+WrestleManicas+Goon+Chiffre
14.05.2023, Georgstraße, Osnabrück

Es ist Muttertag, und die Maiwoche hat angefangen. Das heißt natürlich auch wieder, es gibt einen Metalday auf der Maiwoche. Dieses Jahr aber ohne die Beteiligung der Heavy Stage Force. Wir sind nur Besucher und können nun bei viel zu teuren Getränken einfach nur genießen. Ein Tag zuvor hat Europa beim ESC entschieden, deutschen Metal gar nicht mal so geil zu finden. Osnabrück weiß die lokalen Kostbarkeiten da besser zu schätzen.

Metalday Maiwoche

Chiffre sind der kurzfristige Ersatz für die, verletzungsbedingt, ausfallenden The Judgement. Wenn ihr die Band auf unserer Heavy Stage Night verpasst hat, schämt euch. Für jene erläutere ich kurz das musikalische Konzept der Jungs. Man nehme Metalcore, vermenge ihn mit Synthwave-Keyboardteppichen, füge einen Esslöffel Popeingänigkeit hinzu und schmecke das Ganze mit ein wenig Rap ab. Ungefähr das sind Chiffre. Ein paar LED-Elemente und ein dynamisches Backdrop auf dem Screen im Hintergrund runden die Bühne auch optisch ab. Heute kommt auch der Song “Cipher” in der Setlist vor, bei dem es die abgeschmeckte Menge Rap im Stile eines Mike Shinodas gibt. Und bei “Forevermore” gibts einige poppige Mitsingparts fürs Publikum. Ein kleines Detail geht dabei fast verloren. In den Buchstaben des Schriftzuges auf der LED-Wand werden Szenen aus dem dazu gehörigen Musikvideo versteckt. Ein kleines Easter Egg für aufmerksame Fans.

Goon sehen zwar nicht aus wie die Klischee-Kiffer, aber ihr Stoner Rock dröhnt ganz schön rein. Ungewöhnlich bei dem Quartett ist nur, dass ihr Sänger und Gitarrist, dessen Stimme irgendwie so gar nicht zu seiner Erscheinung passen will, nicht zentral, sondern am vom Publikum aus gesehen rechten Bühnenrand steht. Die Jungs sind eine Coronaband und haben sich während der Lockdowns in Melle gegründet. Ihre Musik ist zwar handwerklich wirklich gut gemacht, geht aber auf Grund mangelnder Bewegung der Musiker, und der Tatsache, dass ich nüchtern bin, etwas schwerfällig runter. Vielleicht bin ich auch wieder einmal nicht das Zielpublikum.

Bewegung gibt’s dafür bei den WrestleManiacs aus dem mexikanischen Santa Maria Del Osnabrück (warum Frontmann Mariano El Bastardo so gut Deutsch spricht, ist mir echt ein Rätsel). Aus Gründen des Jungendschutzes spielen die Jungs heute eine FSK 12 Show. Das zumindest gibt der Mann mit dem Stacheldraht-Baseballschlägermikrofon an und tackert sich kurz darauf zwei Flyer seiner Band an Bauch und Brust. Auch das Videomaterial, dass im Hintergrund auf dem LED-Screen läuft, ist alles andere als jugendfrei. Es enthält die blutigsten Szenen aus GCW und AEW Pay Per Views.

Dafür müssen zumindest heute bei Songs wie “Emerge”, “Murder Death Kill (MDK)” oder dem von der in Oberhausen ansässigen Wrestling Promotion Wrestling Kult als Thema genutzten “Join The Kult” keine Körper durch Tische gekloppt werden. Wer das allerdings vermisst hat, kann am 02.06.23 in den Bastard Club kommen zu einer FSK18 Show. Funfact: Da sowohl Wrestling- als auch Metal-Fans natürlich alle Sammler sind, haben die Maniacs tatsächlich Sammelkarten von sich selbst im Merchprogramm. Ich hoffe persönlich ja auch noch auf Actionfiguren.

Hiraes ist die Sehnsucht nach etwas, was so nie existiert hat. Ein lyrischer Name auf jeden Fall. Die Melodic Death Metal Band besteht zu 4/5 aus den ehemaligen Dawn Of Disease und ist somit größtenteils eine Osnabrücker Band. Die auch als Elchkuh bekannte Britta Görtz (ex-Cripper) am Mikro kommt allerdings aus Hannover. “Shadows Break” eröffnet den Set, und mit “Under Fire” wird die erste Singleauskopplung des Debüts “Solitary” schon gleich am Anfang rausgehauen.

Man könnte nun meinen, dass sei überambitioniert. Schaut man aber auf die Setlist, stellt man fest, dass sie die exakte Tracklist des Albums ist. Somit bekommen wir also das komplette “Solitary”-Album in chronologischer Reihenfolge serviert. “1000 Lights” wird all denjenigen gewidmet, die heute nicht hier sein können. Und weil die Band bisher nicht mehr Material als die neun Songs des Albums hat, das Publikum aber dann doch noch eine Zugabe will, spielt man einfach “Eyes Over Black” noch ein zweites Mal. Warum auch nicht? Ist ein guter Song.

Es fällt auch dieses Jahr wieder auf, wie viele Leute vor der Bühne stehen, die nicht unbedingt als Metaller zu erkennen sind. Teils sind sie es auch nicht, scheinen aber dennoch an dem Dargebotenen interessiert zu sein – zumindest diejenigen, die nicht anfangen aus Ästen und Rinde merkwürdige Dreiecke zu bauen. Blair Witch Project is real.

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