OS-Feast IV 18.05.2023, Hyde Park, Osnabrück

Vattertag, Männertag oder manchmal auch Herrentag. Egal wo, es bedeutet immer, Saufprimaten ziehen mit viel Bier und schlechter Musik durch die Gegend. Damit zumindest musikalisch beim diesjährigen Saufprimatismus alles senkrecht läuft, gibts das OS-Feast IV.

OS-Feast

Nachdem die Veranstaltung 2020 und 2022 coronabedingt ausfallen musste und 2021 eine Open Air Version mit Sitzplätzen im Hafen Osnabrück stattfand, ist das OS-Feast dieses Jahr wie gewohnt zurück im Hyde Park. Dazu wird heute groß aufgefahren. 13 Bands auf zwei Bühnen, die mittlerweile fast identisch groß sind, denn die zusätzliche Second Stage, die seitlich der Mainstage aufgebaut wurde, erstreckt sich nun über die gesamte Länge der sich dahinter befindenden Bar, weswegen der Getränkeverkauf heute auch nur über die Haupttheke und einen zusätzlichen Bierwagen auf dem Parkplatz abgewickelt wird. Auch die Einkaufsmöglichkeiten sind erweitert worden. So verkaufen SDI in Kooperation mit Drachenschatz ihre eigenen Gewürze vor der Halle. Tja, manche Bands steigen ins Alkoholbusiness ein, andere sorgen dafür, dass das Grillgut schmeckt.

Ab zur ersten Band. Nachdem Markus Weckermann, die rote Hose der Nation, eine kurze Begrüßung zur offiziellen Eröffnung gegeben hat, knüppeln Liquid God, bei denen er auch den Bass bedient, mit ihrem Thrash Metal los. Teilweise kann ich in Songs wie “Unpredictable” aber auch einige Alternativansätze raushören. Während ihr Gitarrist und Frontmann seine Vocals meist in Shouts oder Klargesang wiedergibt, geben Weckermann und der zweite Gitarrenmann in den Backings gerne mal ein paar Death Metal Grunts dazu.

Wesentlich traditioneller geht es unmittelbar auf der Second Stage weiter. Beast aus Hagen geben klassischen Heavy Metal im Stile der NWOBHM zum Besten. Während ihr Sänger souverän auch die Gitarre spielt, scheint sein Gesang nicht immer punktgenau zu sitzen. Macht aber nichts, denn das gleicht er durch enorme Spielfreude und Charisma wieder aus. Sein Bassist und auch der zweite Gitarrist müssen aber noch etwas an ihrer Ausstrahlung arbeiten.

Bei einem Namen wie Snakeshit On A Plane hatte ich nun etwas zwischen Thrash und Grindcore im Sinn. Tatsächlich sind die Jungs und ihre Frontdame aber eine stabile Rockband mit Keyboards. Musikalisch sind sie damit auf jeden Fall schon mal besser als der trashige Horrorfilm, den sie mit ihrem Namen persiflieren.

Man könnte einer Band wie Blood Red Mammoth sehr leicht vorwerfen, überpräsent zu sein und hätte damit sogar Recht. Aber ist das wirklich so schlimm, wenn die Musik so gut ist. Das Stoner/Doom-Kommando aus dem Südkreis von Osnabrück liefert ordentlich ab. Was Sänger Fabian Wruck mit seiner Stimme anstellt, ist unbeschreiblich. Wirkt der kleine grauhaarige Mann mit Gandalf-Gedächtnisbart abseits der Bühne wie die Gemütlichkeit in Person, haut er als Zugabe auch gerne mal genrefremdes wie den Rage Against The Machine Klassiker “Killing In The Name Of” raus.

Ob Punks sich mit klassischer Musik auskennen, weiß ich nicht. Aber zumindest die Instrumente kennen sie. Die Psychobillys von The Wreck Kings haben anstelle einer Bassgitarre einfach einen mannshohen Kontrabass dabei. Sieht geil aus und bringt einen dreckigen Slapsound mit sich. Songs wie “Rollercoaster” oder “Downhill” mischen geschickt Punk-Attitüde mit Rockabilly Sound, und der Schlagzeuger haut auch gerne mal ein paar metalartige Drumparts mit Doublebass raus. Punk mit Stil also.

Riot At The Moonshine Bar auf der Second Stage sind sicherlich eine gute Band. Ihr Frontmann hat mega Charisma und eine Mörderstimme. Erfrischend ist auch, dass sie ihren Hard Rock Sound und Songs wie “Evil Inside” vollkommen ohne die, in dem Genre fast schon so typische, AC/DC-Anbiederung spielen, sondern völlig eigenständig klingen. Aber leider habe ich Hunger und muss mal eben ‘ne Currywurst vergenussknuspern. Tut mir ja eigentlich schon leid für die Band, aber wir sind gerade erst bei der Hälfte des Tages angekommen.

Die Frage danach, wer Tyler ist und warum er führt, bleibt leider genauso unbeantwortet wie die Frage, warum der Tyler Leads Frontmann einen Sender an der Hose trägt, obwohl sein Mikrofon verkabelt ist. Aber egal. Der leicht angeglamte Heavy Metal der Jungs macht Laune. Die Vocals teilen sich unter dem eigentlichen Frontmann, der im Verlauf des Sets immer mehr von seinem Oberkörper preisgibt, und dem Leadgitarristen auf. Auch dass die Jungs auf ihrem eigenen Schlagzeug spielen, welches vor dem eigentlichen Drumset vorgelagert wurde, scheint eine Schrulle zu sein, die man nur im Glam Metal versteht. Da frage ich mich nur, warum der zweite Gitarrist ausgerechnet in ADIDAS-Joggingbuxe auf die Bühne geht.

Dass Volter eine Motörhead Worshiping Band ist, können die Jungs nicht abstreiten. Wollen sie auch nicht, wie das Cover von “Stand” ganz gut beweist. Aber auch ihre eigenen Songs wie “Damage Dealer” tragen die unverwechselbare Motörhandschrift, genauso wie das optische Erscheinungsbild der Musiker.

Das friesische Abrisskommando Slaughterday ist im Kern ein Duo, welches sich auf Gesang und Gitarre beschränkt. Beide Musiker sehen so aus als seien sie die Abkömmlinge von Kerry King (Wobei gerade der Mann mit dem Mikro auch der Zwilling des AEW Wrestlers John Silver sein könnte). Um ihren Death Metal aber auch live spielen zu können, setzen sie auf Sessionmusiker. Der Mann am Bass dürfte da einigen Lesern des Deaf Forever sehr bekannt vorkommen: Ulf Imweihe. Musikalisch ist bei Songs wie “Ancient Death Trail”, “Torn By The Beast” oder “Cosmic Horror” einiges los. Hier treffen stumpfes Höhlenmenschengebolze auf Asphyx-artige Doom-Passagen vermischt mit Death `n`Roll aus der “Night Of The Vampire”-Phase von Entomed. Selbst das Schlagzeug haut gerne mal Elemente raus, die ich sonst nur aus dem Prog kenne. Gerne mehr davon.

Mit Burger Weekends kommen wir zu einer Band, mit der ich musikalisch nicht viel anfangen kann. Sicherlich sind die Drei gute Musiker, treffen aber nicht so wirklich meinen Geschmack. Erstaunlich ist aber, dass ihr Schlagzeuger, trotz der Tatsache, dass er im Stehen spielt, auf einem Standard Kit (also zum Sitzen) trommelt. Respekt.

Auf eine Band wie Eremit muss man schon Bock haben. Die Musik des Doom Trios aus Osnabrück ist sehr langatmig und schleppend. Dazu sieht man von den Musikern nicht wirklich viel, da sie die Bühne dermaßen mit Nebel zuballern, dass nur das überdimensionale große Schwert, das in der Bühnenmitte aufgestellt wurde, permanent zu sehen ist. Sieht man die Musiker dann doch mal, fällt auf, dass der Mann an der Gitarre sich eine Gesichtsmaske geschminkt hat. Der Mann am Bass, der auch den Gesang übernimmt, keift und röchelt diesen im Stile des Black Metals. Zwischendurch erscheint dann auch mal ein vierter Musiker dazu, der einer Trompete meist nur einen langgezogenen einzelnen Ton entlockt. Das Ganze ist wirklich sehr atmosphärisch. Man muss sich allerdings wirklich darauf einlassen.

Treffen sich ein verrückter Professor, ein Chirurg mit einer Gitarre, ein Schlagzeuger und Markus Weckermann auf einer Bühne. Das klingt nach der Einleitung zu einem schlechten Witz, sind aber Systematic Marsmurder, die ihre erste und einzige Show seit 1992 spielen. Musikalisch irgendwo zwischen Heavy und Thrash Metal ziehen die Jungs eine Art Horrorzirkus auf der Bühne ab: Untote Nonnen, eine Zombie-Krankenschwester, Sanatoriumsinsassen mit Teddybären etc.. Dabei endet das Spektakel nicht auf der Bühne. Die ganze gestörten Fraktion zieht in einer Prozession einmal quer durchs Publikum. Auch ein elektrischer Stuhl wird auf die Bühne gewuchtet. Ein bisschen wirkt es so als parodiere man eine Alice Cooper Show. Es ist aber als Abschluss für die Second Stage und als klarer Kontrast zu den vorherigen Eremit gut gesetzt.

Der Letzte macht das Licht aus, und das trifft heute auf SDI zu. Generell war der heutige Tag nicht wirklich stark besucht, aber SDI müssen wirklich vor einem kläglichen Rest auftreten. Das tun sie aber recht souverän. Mit “80s Metal Band” eröffnet man den Set. Reinhard Kruse bedient heute nicht nur die Gitarre und singt dabei, er hat auch ein Soundboard an seinem Mikroständer, mit dem er die Intros von Songs wie “I Wanna Fuck You” abspielen kann. Auch zwei ehemalige Bandmitglieder an Gitarre und Schlagzeug finden kurz Zeit, mal auf der Bühne “Guten Tag” zu sagen, bevor der Gig um kurz nach Mitternacht endet. So, ab nach Hause. Morgen is wieder Maloche. Gute Nacht.

Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann den: Das ganze Line-Up wirkte sehr gehetzt. Zwischen den einzelnen Bands gab es keine Pausen. Mit dem verstummen der Instrumente von Band A, erklangen auch schon die von Band B. Das ist auch für das Publikum etwas anstrengend und sollte im kommenden Jahr verbessert werden. Vielleicht einfach ein, zwei Bands weniger und dafür mehr Zeit für den Umbau.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.