Psycrotted – Promo VÖ: 28.02.2022, Eigenproduktion, Doom Metal

Bereits in meinen Review zur Leipziger Doom Band Zarathustra erwähnte ich, dass die Leipziger Szene fast so inzestuös ist wie die Schwedische. Zwei der Mitglieder haben nun ihre alte Band verlassen und mit Psycrotted etwas Neues erschaffen. Bewegen wir uns nun zwar im Death Metal, steigern sich die Texte dennoch ins abgrundtief düstere Gefängnis des menschlichen Geistes. 

Band Psycrotted

Schlicht als “Promo 2022” betitelt, veröffentlichen die Jungs um den ehemaligen Zarathustra-Gitarristen Stefan Göbel zwei Songs via YouTube und Spotify. Auch einen Gig mit den mächtigen Postmortem im Leipziger Hellraiser kann man sich in die Vita schreiben. Musste erstmal schaffen als neue Band. Denn Psycrotted bestehen erst seit Ende 2020. Die beiden Songs “The Voidwalker” und “Diminish The Flesh” setzten hierbei auf finsterste Lyric. Die Gitarren klingen für mich aber an einigen Stellen schon sehr göteborgisch. Und der Einfluss der frühen At The Gates wird mir dahingehend auch bestätigt. Dennoch bewegen wir uns nicht im Melodic Death Metal, sondern sind immer noch im lupenreinen Todesblei mit Elchstodeinfluss.

“The Voidwalker” behandelt einen Patienten, der auf Grund seiner Isolation in der Zelle, die Selbsterkenntnis erlangt, dass sowohl das Leben wie auch das menschliche Sein keinen tieferen Sinn haben und nicht von einem Gott oder ähnlicher omnipräsenter Mächte erschaffen wurde. Der Patient driftet in einen tiefen Nihilismus ab und ergibt sich der Leere des Seins. Der Gesang in diesem Stück wirkt etwas aufgesetzt, was aber an der Produktion liegen kann. Es handelt sich ja schließlich nur um eine Promo. Dennoch hat der Mann am Mikro ohne Zweifel was drauf. Die Gitarren spielen mal mehr mal weniger melodisch und groovig, ballern dann aber im Verbund mit dem Schlagzeug auch gerne mal richtig raus.

Automutilation bezeichnet den Zustand der Selbverstümmelung. “Diminish The Flesh” behandelt dieses Thema sehr drastisch. Wo bei normalen Betroffenen keine suizidale Absicht herrscht, scheint der Protagonist dieses Stückes entweder die Kontrolle über sich verloren zu haben oder seine Psychose ist so ausgeprägt, dass er sich im eigenen Körper fremd fühlt. Er verstümmelt sich letztendlich bis zum Tode. Ob dies nun beabsichtigt oder schlicht und ergreifend ein Versehen war, bleibt dem Hörer überlassen. Hier wirkt der Guttural-Gesang besser in den Song integriert. Er wirkt schlicht nicht wie über die Musik gelegt. Generell ist dieses Stück für mich auch das aggressivere der beiden, die über YouTube gespielt beide sogar die exakt selbe Spielzeit von 4:55 Min. haben.

Als erster Appetizer des Quartetts sind die beiden Songs gut hörbar. Ein Album soll 2023 folgen. Wenn dann die Produktion noch einen Tacken professioneller gestaltet wird, stehen die (Anstalts-)Tore aber sowas von offen.

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