The Other – Casket Case VÖ: 20.10.2017, Drakkar Records, Punk/Horropunk

Casket Case

Vor fünfzehn Jahren öffnete sich einst der Pfuhl der Hölle und spuckte die Musiker von The Other aus. Die fünf Zombies waren bereit dafür, das Erbe der Misfits anzutreten. Somit gruben sie ihre Leichen aus und verbrannten sie, um klar zu machen, dass eine neue Ära anbrechen sollte. The Other sind keine billige Kopie, hier wird der Horrorpunk gelebt, und zu ihrem Bandjubiläum entsteigt ihr neues Album „Casket Case“ den Gräbern.

Eine Einladung auszusprechen, ist erst einmal nicht verkehrt, doch diese Punks wollen richtig feiern, und es gibt mit „A Party At Crystal Lake“ direkt den ersten Ohrwurm ins Gehör gesetzt. Fetzig, rockig, geiler Refrain, da würde sogar Jason mittanzen, feiern und rumschlitzen. Der Partyfaktor wird bei „She’s A Ghost“ etwas herunter geschraubt, doch der atmosphärische Faktor wird hier deutlich erhöht. Der schleichend gruseligen Geschichte fehlt es dennoch nicht an einem ordentlichen Refrain oder fetzigen Parts. Diese gehen bei „Counting The Flies“ noch ein Stück weiter. Der dritte Song in Folge, der einen super Mittelteil hat, live sehr wahrscheinlich ordentlich wirkt und zu einer brutalen Party ausartet. Rockig überzeugt „Dead And Gone“, ein Titel, der aber auch einen sehr hymnischen Wert hat und neben den ersten Songs zwar ruhiger wirkt, aber dennoch sehr peppig daherkommt.

Überraschend wirkt „Morgen Ohne Sorgen“, denn die Formation überzeugte bis jetzt nur mit englischsprachigen Songs. Doch auch so wirken ihre Songs wirklich gut. Es hat aber ein wenig mehr Grufti-Ambiente. Der Track hat etwas sehr Erhabenes in seiner Musik und kracht trotzdem. „Faith And The Fallen“ kommt bei mir persönlich nicht so rüber. Der Song ist gut punkig, aber hat keinen wirklichen Reizpunkt, was bei sechszehn Songs auf so einem Album schon passieren darf, denn bis hierhin gab es kein einziges Manko. Gut, dass jetzt wieder auf die atmosphärische Schiene gesattelt wird. „Till Death Do Us Part“ ist musikalisch sehr sanftmütig, leicht drückend, aber schafft ein Ambiente, welches Unbehagen auslöst, was diesen Track zu einen der interessantesten macht. Härter nehmen The Other die „Little Black Riding Hood“ ran. Der Track ist ordentlich punkig und hat alles was eine gute Punknummer braucht und überzeugt zusätzlich mit dem Gastauftritt von Death-Rock-Hexe Maitri (Christian Death). Nach der Hälfte der Songs wird es weniger punkig, dafür ordentlich rockig mittels “Not My Usual Self“. Der eingängige Sound ballert auf einen zu und lädt ein, das Tanzbein zu schwingen. Wer glaubt, jetzt sei es langsam mal wieder Zeit für eine ruhigere Nummer, wird bei „A Heart Is Mysterious“ deutlich getäuscht. Der schnelle Beat erzeugt hier gar Herzrasen, und zur Musik lässt es sich nur zu gut pogen.

Doch ein wenig ruhiger sollte es dann doch werden. Die erste Auskopplung der Zombies „End Of Days“ ist auch weniger in den Gefilden des Horrorpunks zu finden, kreiert aber mit der Mischung aus moderner Rockmusik und düsterem Gothic ein nahezu apokalyptisch mystisches Gewand. Dann ist wieder Zeit für Krawall. „The Horror Of It All“ ist wieder deutlich schneller, aber dennoch einer der schwächeren Tracks des Albums. Diesem Trend unterliegt leider auch „X-Rays Eyes“, zwar ein guter Song, aber meiner Meinung nach fehlt ihm etwas der Biss, aber er ist keineswegs langweilig zu hören. Dann geht wieder die Post ab und der Titel nimmt einen mit „Pray For Your Soul“ ins Gebet. Die Handbremse wird gelöst, und es wird Gas gegeben, was das Zeug hält. Der Refrain ist wieder schön eingängig und singbar. Ist der Qualm noch nicht verzogen, geht es wieder in die düstere Atmosphäre über. Der „Werewolf Of Bedburg“ überzeugt mit der gruseligen, aber dennoch eingängigen musikalischen Umsetzung und gäbe ein perfektes Titellied ab. Nach dieser Armada an Tracks denkt man, da kommt nichts mehr, doch gar ruhig, aber sehr hymnisch hält „What It’s Like To Be A Monster“ Auszug. Der Song wirkt sehr emotional, aber doch sehr erhaben. Eine besseres Schlusslied gibt es wohl nicht.

Mit „Casket Case“ ist eindeutig bewiesen, dass The Other nicht irgendeine beliebige Horrorpunk-Band sind. Sie beherrschen ihr Metier und haben hier ein Werk geschaffen, das nicht nur mit Länge durch die sechzehn Songs, auch mit Können und Abwechslungsreichtum überzeugt. In diesem Album ist kein Track wie der nächste, so dass man auch nach mehrfachem Hören Spaß an den Horrorgeschichten der Zombies hat.

Tracklist:
1. A Party At Crystal Lake
2. She’s A Ghost
3. Counting The Flies
4. Dead.And.Gone
5. Morgen Ohne Grauen
6. Faith And The Fallen
7. Till Death Do Us Part
8. Little Black Riding Hood
9. Not My Usual Self
10. A Heart Is Mysterious
11. End Of Days
12. The Horror Of It All
13. X-ray Eyes
14. Pray For Your Soul
15. Werewolf Of Bedburg
16. What It’s Like To Be A Monster

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