Tribute Weekend: Another Nameless Ghost + The Perfect Tool 03.02. + 04.02. 2024, Bastard Club, Osnabrück

True Crime Fans ist der Begriff des Double Events als die Nacht geläufig, in der Jack The Ripper gleich zwei Morde beging. In diesem Fall reden wir aber von zwei Abenden, an denen mit Another Nameless Ghost und The Perfect Tool jeweils eine Ghost- und eine Tool-Coverband auftreten. 

Ich hätte auch zwei einzelne Reviews schreiben können. Da es aber ein Kombiticket für beide Abende gab, werde ich das Ganze hier auch als ein Event behandeln.

Another Nameless Ghost

03.02.24: Another Nameless Ghost

Ich bin doch überrascht, als ich am Bastard Club ankomme. Obwohl es noch nicht einmal halb Sieben ist und der Einlass offiziell erst um 19:00 Uhr startet, steht bereits eine stattliche Schlange vor dem Eingang. Was auch auffällt, es ist ein sehr hoher Frauenanteil. Da das Ganze als `Masked Ball` angekündigt wurde, sind etliche Besucherinnen verkleidet. Hauptsächlich werden die Nameless Ghouls, also die Instrumentenfraktion der Originalband gecosplayed. Dabei sind besonders die goldenen Masken aus der dritten, der Cardinal Copia Ära und die aktuellen Helme der imperialen TIE-Fighter-Piloten sehr beliebt.

Eine Dame hat es dann aber nochmal komplett übertrieben und das Meme des Papa Emeritus IV., der bei den Chicago Sox den ersten Schlag – eine große Ehre im Baseball – schlagen durfte, für ihr Kostüm übernommen. Hier sehen wir also Die Hard Fans. Obwohl auch sehr viel Mainstreampublikum seinen Weg gefunden hat, so stehen vor mir ernsthaft zwei Typen, die sich darüber unterhalten, dass sie noch Karten für Adele bestellen müssen. Nein, das ist nicht das typische Bastard-Publikum.

Kommen wir zum Konzert.

Schon kurz nach Einlass sind die ersten Reihen vor der Bühne besetzt. Heute noch an meinen Stammplatz zu kommen, ist unmöglich. Dennoch habe ich eine gute Sicht auf die Bühne. Another Nameless Ghost starten zunächst mit einem Set der ersten drei Veröffentlichungen “Opus Eponymous”, “Infestissuam” und “Infestissuam Redux”. Demensprechend sind auch die Masken und Roben der Ghouls angepasst. Wir befinden uns zeitlich gerade im Jahr 2013, in der zweiten Inkantation der Band. Demensprechend stellt der Mann am Mikro auch Papa Emeritus II. dar. Den hat er übrigens sehr gut drauf. Nicht nur die Stimme sitzt, auch die Ansagen und die Interaktion mit dem Publikum ist wie beim Original aus Schweden. Ein musikalischer Querschnitt der Frühphase umfasst z. B. “Satan Prayer”, das Roky Erickson Cover “If You Have Ghosts” und endet mit dem bereits auf “Meliora” erschienenen Stück “Monstrance Clock”. Der erste Teil des Sets ist nach ca. 40 Minuten beendet.

Die 15-minütige Pause wird von der Band genutzt, sich zu transformieren und nun in der Jetztzeit anzukommen. Statt Papa Emeritus II. steht nun Cardinal Copia vor uns. Komplett in Glitzerjackett und toupierter Frisur. Die Ghouls tragen nun ihre TIE-Fighter-Helme. Nun bekommen wir mit Songs wie “Rats” oder “Cirice” und “Hunters Moon” die Phase von 2015 bis einschließlich heute serviert. “Call Me Sunshine” ist dabei der aktuellste Song des eigenen Schaffens.

Der in der bandeigenen Mythologie als Original-Frontmann aus den 70er Jahren fungierende Papa Nihil wird in einem Instrumentalstück als Pappaufsteller für sein Saxophonsolo auf die Bühne geholt. Dass er dabei versehentlich nach hinten umknickt, ist unfreiwillig witzig. Starb das Original doch seinerzeit in Mexico City den Bühnentod und sorgte so dafür, dass aus Cardinal Copia, Papa Emeritus IV. wurde. Und genau dieser betritt jetzt die Bühne. Mit “Ritual” bekommen wir dann noch einmal einen Klassiker des ersten Albums gefolgt von “Year Zero ” vom zweiten.

Premiere im Bastard Club: Zwei Funkenwerfer bilden die erste Pyroshow überhaupt im Keller. Beim abschließenden “Mummy Dust” ist Zahltag im Bastard Club. Denn es regnet Dollarnoten. Zugaben gibt es auch noch. “Dance Macabre” von “Prequell” sowie das gerade aktuelle Genesis Cover “Jesus He Knows Me” bilden zusammen mit “Square Hammer” den Abschluss eines invasiven Covererlebnisses. Da kann man auch verstehen, dass einige Fans aus Dortmund angereist sind und nun Hotelzimmer beziehen. Mit der Schminke im Gesicht würde ich auch nicht mehr Zug fahren.

04.02.2024: The Perfect Tool

Der zweite Abend bringt ein komplett neues Publikum mit sich. Weniger am Mainstream orientiert und ohne Kostüme. Hier kommt die gewohnte Bastard-Club-Klientel zum Zuge. Kein Wunder, denn Tool, die Band, die heute Abend gecovert wird, gilt als kompliziert und wenig zugänglich. Die Musik ist nur was für Menschen, die sich voll und ganz auf die Verschachtelungen und das Vertrackte einlassen können. Auch The Perfect Tool machen es einem nicht einfach. Wer mit den Titeln der Songs nicht 100% vertraut ist, wird aus der – mit Käsenamen dechiffrierten – Setlist nicht wirklich schlau. Dass sich hinter `Cheesefist` als Opener der quasi Semi-Hit “Stinkfist” verbirgt, ist für mich noch erkennbar. Danach hört es aber auf. Zwar kann ich die Musik begreifen und verstehen, doch bin ich nie vollends in die Discographie der Band eingetaucht.

Dass Tool Frontmann Maynard James Keenan einen Hang zum Exzentrischen hat, wäre untertrieben. Aber auch sein Coverpendant gibt diese Charaktereigenschaft, zumindest auf der Bühne, perfekt wieder. So kommt er tatsächlich nur in einem olivgrünen Shirt, Army Boots und Shorts mit dem Unterleib einer Renaissance, eventuell Michelangelos David. Oder kurz gesagt: da ist ein Stauen-Pimmel auf seiner Hose.

Fun Fact: Als ich später die Bilder auf meine Social Media Accounts hochlade, werde ich vom Facebook-Algorithmus ermahnt, dass meine Bilder gegen die Richtlinien zum Verbreiten von Nacktheit verstoßen würden. Erst als ich eine Überprüfung des Ganzen anfrage und sich ein menschlicher Mitarbeiter die Sache angeschaut zu haben scheint, werden meine Bilder wieder freigegeben. Aber nicht nur sein Outfit ist speziell. Auch die Exzentrik ist over the Top. So jagt er seine Lyrics, beim oben genannten Opener, durch ein Megafon, welches er zwischen sich und das Mikro hält. Während der ersten Songs stehen er und der Mikroständer auch seitlich zum Publikum. Lediglich wenn er das Mikro in die Hand nimmt, wendet er sich dem Auditorium zu.

Während seine drei Mitmusiker eher darauf bedacht sind, ihre Songs, wie z. B. “Prison Sex” zu spielen, ist er der Aktivposten der Band. Wie bereits erwähnt, ist es für mich, der sich mit den Songs der Band nicht zu 100% auskennt, schwer, aus der verschlüsselten Setlist schlau zu werden. Doch der Abschluss des regulären Set ist der zweite Hit der Band, den eigentlich jeder kennen sollte: “Sober”! Im Anschluss gibt es noch eine Zugabe, die mir aber leider auch unbekannt ist. Sorry! Damit endet dann auch das Double Feature im Bastard Club und alle Arbeitnehmer kommen noch pünktlich nach Hause. Frohes Schaffen!

2 Kommentare

  1. Eine Freundin hat mir gerade den Artikel geschickt, der wurde sehr schön verfaßt. Ich bin als Baseball Papa gegangen danke, einfach nur danke ich fühle mich geehrt
    Hoffe ANG besucht nochmal den Bastard Club

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