Coraxo – Sol VÖ: 21.11.2017, Snow Wave Records, Melodic Death / Avantgarde / Electro Metal

Coraxo

Dass aus dem hohen Norden eher selten Gute-Laune-Sunshine-Alben zu erwarten sind, ist bereits bekannt. Mit der zweiten Veröffentlichung der Finnen von Coraxo wird diese Erkenntnis einerseits bestätigt, andererseits handelt es sich aber um viel mehr als nur eine weitere dunkel gehaltene Melodic-Death-Metal-Produktion.

Nachdem das düstere Intro „Your Life. Our Future“ von den brachial einsetzenden Gitarrensalven des Songs „Of Stars Reborn“ abgelöst wird, ist schnell klar, wohin die Reise gehen wird. Denkt man! Denn nach zwei Minuten purem Brett werden die Klampfen plötzlich mit leisen Saxophonklängen unterlegt. Und das ist nicht die einzige Überraschung auf der durchweg spannend gestalteten, abwechslungsreichen Avantgarde-Metal-Platte von Tomi Toivonen und Ville Vistbacka, mit der sie ihre in „Neptune“ aus dem Jahr 2015 begonnene Science-Fiction-Saga fortsetzen. Diese handelt von einer postapocalyptischen Welt, in der die Menschheit im Krieg gegen eine Nanomaschinen-Entität verlor und ihren Neuaufbau beginnt.

Zwar soll nach eigener Aussage „Sol“ etwas „sonniger“ gehalten sein, was auf finnische Verhältnisse zutreffen mag, die lyrisch dunkle Tiefe ist jedoch geblieben. Untermalt wird sie von teils wild anmutenden Synthieparts und Keyboardeinsätzen „Satellite“, schaurigen Melodien „Retrogade“ und genialen Gitarrensoli „Sunlight“. In letzterem sind es Peter Huss von Shining, bei „Helios“ Chris Amott (ex-Arch Anemy), die mit ihren Einsätzen die Songs bereichern. Neben diesen holte man sich auch Unterstützung am Mikrophon: Nikke Kuki (Status Abnormis) sang „Ascension“ ein, „Sunlight“ wurde in Teilen von Sebastian Jensen (ex-Human Debris) übernommen. Die Highlights des Albums wurden aber zweifelsohne mit Unterstützung von Elena Cor Tauri geschaffen. Während sie bei „Helios“ ihre Shouting-Künste unter Beweis stellt, trägt ihr sanfter Clear-Gesang die Ballade „Revenants“ als perfekten Counterpart, bis im Refrain ihre Growls mit den Clear-Parts zu einer perfekten Symbiose verschmelzen. Überraschender, aber umso besser gelungener Song. Auch hier zeugen die verspielten elektronischen Klänge von dem Mut und der Experimentierfreudigkeit der Musiker.

Insgesamt wird eine deutliche Zweiteilung der jungfreulichen Veröffentlichung auf „Snow Wave Records“ deutlich. Ist der erste Teil hart, aggressiv und straight nach vorne gehalten, kippt diese Stimmung spätestens mit „Revenants“. Danach geht es etwas ruhiger, zugänglicher und manchmal fast zahm „Ascension“ weiter, aber verliert nie an Intensität. Der einzige Kritikpunkt ist vielleicht, dass die Lyrics des Konzeptalbums aufeinander abgestimmt sind, der schnelle Wechsel in Stil und Sound aber mitunter chaotisch wirken kann. Letztendlich macht aber gerade die Unberechenbarkeit den Hörgenuss von „Sol“ aus, das ich jedem Melodic-Death-Metal-Fan, aber auch allen allgemein Musikinteressierten wärmstens ans metallische Herz legen möchte.

Tracklist

  1. Your Life. Our Future
  2. Of Stars Reborn
  3. Satellite
  4. Helios
  5. Retrogate
  6. Reverants
  7. Ascension
  8. Sunlight
  9. Sacrifices Made
  10. The Chase – In Hiding pt.1
  11. Spearhead

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