Kapelle Petra – Nackt Im Herbst Tour 16.11.2019 - Bastard Club, Osnabrück

Konzertflyer Kapelle Petra

Ein bisschen Spaß muss sein, auch im Rock. Dass man dafür nicht zwingend komplett albern sein muss, wie eine gewisse Band aus Erlangen, zeigen die Musiker von Kapelle Petra. Alles lustig, aber immer noch erträglich und nicht zu viel. 

Die Vorband ist heute eine One Man Show. Singer/Songwriter Grundhass spielt seinen Akustik-Punk. Das erinnert nicht nur an Thore Wittenberg, nein der gute ist auch im Publikum und beide kennen sich. Die Songs handeln von den wirklich wichtigen Problemen auf der Welt, z.B. dem Geruch im “Pfandautomat bei Rewe” oder erstaunliche Dinge, wie die Tatsache, dass es am Dortmunder Hauptbahnhof “Waffeln am Stiel” gibt. Klingt lecker.

Schon bevor die Hauptband die Bühne überhaupt betritt, fliegen Konfetti und Luftballons durch den Raum. Eine Gruppe aus mehreren Frauen und Männer, die die 40 schon überschritten haben (Der Altersdurchschnitt ist heute relativ hoch), beschallen den Keller mit dem Schlimmsten der Neuen Deutschen Welle und halten Pappschilder hoch. Am Merchstand scheint es auch Partyhütchen zu geben, denn nicht gerade wenige Besucher laufen mit dieser Kopfbedeckung durch die Gegend. Man könnte fast meinen, dies sei ein J.B.O.-Konzert.

Als Kapelle Petra dann für ihre Show die Bühne betreten, stellen wir fest, dass Bühnenskulptur Gazelle heute fehlt, da dieser “Besseres zu tun hat”. Was genau das ist, erfahren wir aber nicht wirklich. Mit dem Intro “Befund” und einem “Protestlied” startet man in den Set. Das Schlagzeug von Drummer Ficken Schmidt (Der heißt so. Ich kann’s nicht ändern.) ist transparent und mit Lichtschläuchen und Farbwechseln ausgestattet. Die drei Musiker treten in flauschigen Overalls in blau, grün und schwarz auf, welche zwar bombe aussehen, aber auch enorm warm sind.

Dass “Curly Sue” kein Name für ein Kind aus Gelsenkirchen ist, wird hier mal sowas von klargestellt. Genauso wie der Fakt, dass “Die Jugend” von heute nicht ansatzweise so scheiße ist, wie es die Alten behaupten (Grüße an FFF – macht weiter so). “Irgendwas Ist Blöd” und “An Irgendeinem Tag Wird Die Welt Untergehen” sind vom neuen Album “Nackt”, und da Ficken Schmidt (Ich liebe diesen Namen, weil ich jetzt das F-Wort schreiben darf) heute tatsächlich Geburtstag hat, gibt’s für ihn nicht nur das Stück “Geburtstag”, bei dem er dann auch seine Schießbude verlässt und vorne auf einem kleinen Casio-Keyboard spielt, während der Gitarrist an die Heckenschere wechselt (Ja, wirklich), sondern er darf sich auch einen Song wünschen, der dazu noch besagt “Geht Mehr Auf Konzerte”. Kann man machen, “Morgen Ist Frei”.

Und ich glaube nicht nur, Frontmann Guido “Opa” Scholz möchte, dass “Ficken Schmidt”, der es wohl das erste Mal unfallfrei zu einem Auftritt geschafft hat dank eines ADAC-Fahrsicherheitstrainings, was er an diesem Abend mehr als einmal erwähnt, ihn mit auf seine Reise nimmt. So lautet zumindest der Text. Es folgt “Und Überall Diese Erfolgreichen Familienväter mit Jack Wolfskin Jacken” – Im Publikum sind zumindest keine. Ist auch zu warm hier drinne.

Schön ist auch, dass man das Stück “Seitdem Ich Johnny Cash Bin” mit einem kurzen “Ring Of Fire”-Intermezzo eröffnet. Und dass beim Song “DDR” der gesamte Bastard Club die Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik “lalalat”, würde selbst dem juten Erich noch gefallen. Ich erwähnte am Anfang, dass Gazelle nicht dabei ist. Nun wird uns doch noch der Grund dafür genannt, denn “Gazelle Trainiert Für Olympia”, was mit dem Abspielen der olympischen Hymne und dem Hissen der Olympiaflagge geehrt wird. Und das war’s dann auch schon wieder. Ich werde mir jetzt wohl ein Fahrsicherheitstraining buchen, das man laut Aussage von Ficken Schmidt auch bei der ARAG machen kann. Gute Fahrt.

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