Reinforcer – Osnabrück-Debüt muss verschoben werden Interview mit Niclas Stappert von Reinforcer

Reinforcer

Nur wenige Tage vor dem offiziellen „Aus“ für unsere Heavy Stage Night sprachen wir mit Niclas Stappert von Reinforcer. Dementsprechend war COVID-19 natürlich schon ein Thema. Wir waren aber schon noch optimistisch, was die kommenden Auftritte anging. Leider wurde das nur kurze Zeit später vollkommen auf den Kopf gestellt. Doch hier nun noch das Interview mit Niclas Stappert von Reinforcer.

HSF: Herzlich Willkommen zum Interview. Bei uns überschlagen sich gerade aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus die Meldungen. Seid ihr aktuell schon von den Corona-Absagen betroffen?

Niclas: Wir spielen diesen Monat eigentlich noch zusammen mit Stormwarrior auf dem Ragers Elite Festival in Hamm. Auf den Auftritt freuen wir uns natürlich auch. Und Stand jetzt soll es noch stattfinden. Also hoffen wir mal das Beste.

HSF: Genau. Das hoffen wir auch. Wir freuen uns nämlich auch schon sehr, euch am 18.04. auf unserer Heavy Stage Night begrüßen zu dürfen. Ist das dann eigentlich euer erster Auftritt in Osnabrück?

Niclas: Ja, in Osnabrück haben wir tatsächlich noch nicht gespielt. Das ist dann unser erster Auftritt in Osnabrück und ich glaube sogar in Niedersachsen.

HSF: Das ist ja interessant. Dann ist das sozusagen auch eine kleine Feuertaufe für euch. Welche Erwartungen habt ihr an die Show?

Niclas: Wir erwarten auf jeden Fall eine heiße Show. Vor allem nachdem wir gehört haben, dass Macbeth der Headliner ist. Die legen ja ein ordentliches Brett aufs Parkett. Wir spielen ja ein bisschen früher und hoffen, dass wir die Leute schon ordentlich in Stimmung bringen können, sodass dann bei Macbeth auch high-end die Bude brennt. Und wir hoffen, dass wir da schon das erste Feuer legen können. Da können sich die Besucher auf jeden Fall schon mal auf einiges gefasst machen.

HSF: Habt ihr ein spezielles Set geplant? Auf was können sich die Besucher der Heavy Stage Night freuen?

Niclas: Wir spielen eine gute Mischung aus den Songs von unserer EP „The Wanderer“ und zwei, drei neuen Songs, die wir bereits für unser neues Album geschrieben haben. Einen davon haben wir erst einmal vor Publikum gespielt. Gerade im Hinblick auf unser neues Album wollen wir natürlich auch ein bisschen live testen, was gut funktioniert und was wir noch verbessern müssen.

HSF: Auf unserer ersten Heavy Stage Night vor zwei Jahren hatten wir eure Genre-Kollegen Torian zu Gast. Diese kommen, so wie ihr, auch aus Paderborn. Ist das jetzt reiner Zufall oder entsteht da bei euch in OWL gerade ein neues Epizentrum des Power Metal?

Niclas: Hehe. Ich bin mit Karl von Torian mittlerweile gut befreundet. Die gibt es ja schon ein paar Jährchen länger als uns. Die fand ich schon zu Schulzeiten geil. Also wenn damals in Paderborn was los war und Torian mit auf dem Programm standen, war ich immer ganz vorne mit dabei. Die waren zu der Zeit so die Einzigen aus dieser Region, die Power- und True Metal machten. Und das fand ich schon immer ganz geil.

Mittlerweile gibt es mit Soul Harvester noch eine dritte Truppe, die auch in die gleiche musikalische Richtung geht. Also im Prinzip gibt es mit Torian, Soul Harvester und uns drei Bands in diesem Genre. Wir sind dann aber auch die einzigen Bands aus Paderborn, die in diese melodische Power-Metal-Richtung gehen. Aber es wäre natürlich schön, wenn da noch was kommen würde.

Ansonsten gibt es hier halt eher Bands im Death Metal und Core-Bereich. Was den True und Power Metal-Bereich angeht, hält sich das dann doch eher in Grenzen.

HSF: Also tretet ihr an, um den Power Metal in Paderborn weiter nach vorne zu bringen?

Niclas: Absolut. Es ist ja auch eine geile Sache. Und viele Veranstalter freuen sich dann auch, wenn sie so etwas wie uns bekommen. Also vom Genre her. Denn da ist der Markt im Underground Power Metal ja durchaus begrenzt, würde ich sagen.

HSF: Nach eurer EP „The Wanderer“ aus dem Jahr 2018 habt ihr im vergangenen Jahr die Single „On The Wings“ herausgebracht. Dürfen wir den Song schon als Appetithappen auf euer erstes vollwertiges Album verstehen?

Niclas: Ja, so ein bisschen dazwischen. Im Prinzip gehört der Song schon mit zu den Songs, die fürs neue Album geplant waren.

Doch dann hat uns Anfang 2019 das Label Doc Gater Records aus der Schweiz angeschrieben und wollte unsere EP auf Vinyl herausbringen. Da haben wir uns kurz beraten und fanden das eine geile Idee. Und da die Konditionen auch passten, haben wir zugesagt.

Aber weil auf der EP nur fünf Songs drauf sind, was ein wenig kurz ist, hat das Label gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, noch einen Bonustrack für die LP zu machen. Und den hatten wir mit „On The Wings“ quasi schon fertig. Damit sind wir dann extra noch mal ins Studio gegangen. Und somit ist der Song jetzt letztendlich als Bonustrack mit auf der LP vorhanden. Dadurch hat man dann noch ein kleines Extra, wenn man die LP kauft. Die LP ist aber auch von der Aufmachung her und insgesamt sehr gut geworden. Da sind wir sehr zufrieden mit dem Deal, den wir da gemacht haben.

Darüber hinaus kann man in Zeiten von Spotify ja auch einfach noch mal etwas für alle veröffentlichen. Gerade auch, weil wir in 2019 sonst nichts veröffentlicht haben. Damit bleibt man auch ein bisschen im Gespräch. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass der Song stilistisch schon die Richtung für das neue Album vorgibt.

HSF: Auf euren sozialen Kanälen kann man lesen, dass ihr mit Hochdruck am neuen Album arbeitet. Wie ist denn dort jetzt der Stand der Dinge.  Wann kommt das Album?

Niclas: Der Stand der Dinge aktuell ist, dass zwei Drittel der Songs fertig sind. Am letzten Drittel, quasi dem Feinschliff sind wir jetzt noch dran. Wir haben uns eine etwas längere Winterpause gegönnt, sag ich mal, sodass wir jetzt aber wieder mit Hochdruck am Feinschliff arbeiten und hoffentlich mit dem Songwriting im Frühjahr fertig sind. Dann müssen wir schauen, wie es weitergeht.

Gitarren und Gesang werden wir auf jeden Fall bei unserem Haus- und Hofproduzenten hier in Paderborn aufnehmen. Für alles Weitere wie Drums, Mix, Mastering würden wir halt gerne wieder ins Kohlekeller Studio gehen. Wobei, der weiß davon noch gar nichts, hehe. Der hat aber schon unsere EP gemastert. Das haben wir seinerzeit extern machen lassen und das hat der EP auf jeden Fall noch mal einen geilen Feinschliff verpasst.

Er war Produzent von Powerwolf, bevor sie ihren ganz großen Durchbruch hatten. Deren erstes Nummer-eins-Album „Preachers Of The Night“ haben sie dort noch weitestgehend machen lassen. Jetzt sind die irgendwo in Schweden, glaube ich. Ansonsten ist es halt das renommierteste Death Metal Studio. Hier geben sich die ganzen Death-Größen, wie Aborted und Benighted, die Klinke in die Hand.

Wir wollen mit dem Album aber auch noch mal auf eine andere Ebene kommen. Die EP war eigentlich auch nur als erste Duftmarke gedacht. Es hat uns selber dann aber ein bisschen überrascht, wie die eingeschlagen ist. Wir wurden ja von diesem NWOTHM Youtube Kanal hochgeladen und hatten dann quasi über Nacht plötzlich 10.000 Klicks und Bestellungen aus aller Welt. Das war dann doch schon etwas überraschend. Eigentlich haben wir die EP nur aufgenommen, um uns für Gigs zu bewerben. Es war dann aber doch sehr schön, wie schnell sich das entwickelt hat; auch der Deal mit Doc Gator Records.

HSF: Steht das Album unter einem bestimmten Motto? Gibt es ein thematisches Konzept?

Niclas: Nein. Es ist auf jeden Fall kein Konzeptalbum. Und auch textlich haben wir uns keine Grenzen gesetzt. Wir werden natürlich schnell in die episch teutonische Richtung geschoben. Allein schon aufgrund unseres EP Covers. Ich habe aber gesagt, dass wir thematisch erst einmal keine Eingrenzungen machen. Wir finden uns also nicht nur im Mittelalter oder im germanischen Bereich wieder, sondern auch in der jüngeren Vergangenheit. Ein Song wird beispielsweise ein wenig die Weltkriegsthematik behandeln. Auf jeden Fall sind wir konzeptionell nicht auf ein bestimmtes Thema festgelegt.

HSF: Könntet ihr euch angesichts der aktuellen Lage vorstellen, einen Song über das Corona-Virus zu machen?

Niclas: Ich will’s mal so sagen: Grundsätzlich sind ja so dystopische Texte immer ganz interessant. Mein Lieblingsalbum von Iced Earth ist ja zum Beispiel auch „Dystopia“, nee stimmt gar nicht. Ist zwar auch ein gutes Album, aber „Plagues Of Babylon“ finde ich noch besser. Aber „Dystopia“ ist ja schon so etwas, das in die Richtung geht. Und da schließe ich auch keinesfalls aus, dass wir das bei uns mal mit einbringen.

Die Texte sollen bei uns aber auf jeden Fall unpolitisch sein. Klar, ein bisschen kritisch ist man immer. Ich würde da jetzt aber nicht unbedingt auf die Weltverbessererschiene gehen. Es sollen eher Geschichten sein, die spannend sind, als dass man dort eine politische Lehre herausziehen kann.

HSF: Welche Themen verarbeitet ihr generell in euren Songs? Sind es eher geschichtliche, fantastische und aktuelle Themen?

Niclas: Meistens haben wir schon einen geschichtlichen Bezug in unseren Texten. „The Wanderer“, der Titeltrack der EP zum Beispiel, basiert auf einem altenglischen Sagengedicht. Da geht es um einen Kämpfer, der in einer Schlacht seine ganzen Kameraden verloren hat. Das ist ein Klagelied, das in der englischen Lyrik ziemlich bekannt ist.

Auf die Idee kam ich während einer Vorlesung. Ich habe Englisch auf Lehramt studiert. Und in dem Rahmen kam das in einer Lyrikvorlesung vor. Da dachte ich mir nur: Geil, da könntest du ja mal einen Text draus machen. Danach habe ich von der Vorlesung natürlich schon nichts mehr mitbekommen, weil ich nur noch den Song im Kopf hatte.

Und auch auf dem neuen Album haben wir wieder ein, zwei Bezüge zu realen Personen. Ich will da jetzt aber noch nicht zu viel verraten. Wobei, wer uns live hört, der wird merken, um wen es da geht. Der kommt hier aus der Region und hat in Detmold auch ein Denkmal. (Anm. d. Red.: Na, wer könnte das sein? Schreibt es in die Kommentare! Der oder die Erste mit dem richtigen Namen bekommt ein Bier von mir ausgegeben.)

Vielleicht auch noch interessant ist, dass die Texte für die EP schon geschrieben wurden, als die Besetzung der Band noch gar nicht stand. Die Songs waren quasi schon fertig. Kurz bevor wir die EP dann aufgenommen haben, ist unser Sänger Logan dazugestoßen. Der hat jetzt mittlerweile das Texten auch weitestgehend übernommen. Deswegen wird auf dem Album vielleicht auch noch mal die ein oder andere Varianz im Vergleich zur EP auffallend sein. Auf der EP war halt fast alles noch von mir, und jetzt konnte ich zumindest das Texten an unseren Sänger abgeben. Das gefällt mir im Übrigen auch ganz gut.

Unser Sänger Logan macht das auch echt spannend und interessant. Manchmal holt er da dann Sachen raus, die erwartet man gar nicht so im ersten Moment. Wenn man sich reinliest, merkt man dann aber schon, dass er sich da ein paar Gedanken gemacht hat.

HSF: Wie läuft denn die Probenarbeit und das Songschreiben bei euch normalerweise so ab?

Niclas: Bei uns ist es so, dass wir nicht jede Woche proben, sondern eher direkt vor den Shows. Das ist auch gar nicht anders zu regeln, da wir nicht direkt aus Paderborn kommen, sondern aus einem Radius von ca. 50 Kilometern rund um Paderborn. Unser Bassist wohnt mittlerweile sogar in Münster. Dann haben wir noch Geseke, einer wohnt im Lipperland und dann noch einer in Stukenbrock. Ich wohne in Bad Lippspringe; noch fast am nächsten dran an Paderborn.

Von daher treffen wir uns halt entsprechend, wenn die Auftritte anstehen und proben dann intensiv. Das ist eigentlich immer ganz cool, wenn man dann ein paar Shows hintereinander hat und die Zeiten dazwischen für andere Dinge nutzen kann.

Außerdem treffen wir uns auch immer einzeln zu Writing Sessions. Gerade am letzten Wochenende war beispielsweise unser Gitarrist wieder da. Und letzte Woche habe ich mit unserem Sänger noch ein paar Gesangslinien ausgearbeitet. Das ist für uns ein ganz angenehmes Arbeiten. Ich bin jetzt auch nicht unbedingt der, der jede Woche im Proberaum stehen muss.

HSF: Ihr trefft euch also dann regelrecht zum Songschreiben im Proberaum, oder wie muss ich mir das vorstellen?

Niclas: Also ich schreibe schon den Großteil der Songs. Nicht, weil ich darauf bestehe, sondern weil es sich irgendwie so ergibt. Dann baue ich gerne auch noch Ideen von unserem Gitarristen mit ein. Mit ihm überarbeite ich gerne noch mal den ein oder anderen Part, denn er hat meistens noch ein paar coole Ideen für Gitarrenläufe.

Ich habe ja sehr gerne zwei Leadgitarren, wie man es von Iron Maiden oder Judas Priest kennt. Und dann passt es ganz gut, wenn er seine Frickeleien darüber ausarbeiten kann und wir uns auch mit den Soli etwas abwechseln. Ansonsten findet die Arbeit mit unserem Sänger überwiegend in Gemeinschaftsarbeit statt.

Wenn wir dann mit einem Song zufrieden sind, mache ich den hier als Demo fertig und schicke ihn rum. Im Prinzip stehen die Songs also schon, bevor es in den Proberaum geht. Bei uns entstehen die Songs also nicht, wie bei vielen anderen Band, beim Jammen im Proberaum. Das hat sich so als unsere Arbeitsform etabliert.

HSF: Vielen Dank. Damit sind wir auch schon am Ende des Interviews angekommen. Hast du sonst noch etwas, dass du loswerden möchtest?

Niclas: Wir sind auf jeden Fall heiß auf Osnabrück und freuen uns auf unser Niedersachsen-Debüt. In Osnabrück habe ich tatsächlich schon einmal Iced Earth gesehen. Die haben damals im Rosenhof gespielt. Das war schon gut. Also die Metal Community in Osnabrück, die hat auf jeden Fall schon was drauf. Das kann ich aus Erfahrung sagen.

HSF: Danke für das Interview.

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