Swallow The Sun – When A Shadow Is Forced Into The Light Tour 2019 02.11.2019 - Bastard Club, Osnabrück

Konzertflyer Swallow The Sun

Keine Musikart ist näher an psychologischen Abgründen und seelischem Leiden wie Doom. Finnland ist dabei ein sehr melancholisches Land. Und so ist es wohl kein Wunder, dass eine der melodramatischsten Bands des Genres eben aus diesem Land kommt. Swallow The Sun bringen zudem mit Oceanwake und October Tide gleich zwei sehr ähnlich geartete Bands mit.

Doom lebt von Schmerz. Und so passt es wohl auch, dass ich mir einen Tag zuvor die Hand verletzt habe und mit einem dicken Verband und angeschwollenem Handballen im Bastard Club erscheine.

Den Anfang machen Oceanwake, deren Doom Metal im langsamen Midtempo zu verorten ist. Die Gitarren flirren weitestgehend sehr hoch und übernehmen an einigen Stellen sogar keyboardartige Töne. Leider ist der Gesang etwas zu leise und geht, zumindest am Bühnenaufgang, an dem ich mich befinde, größtenteils über mich hinweg. Das ist allerdings nicht ganz so schlimm, denn die Songs funktionieren auch als Instrumental sehr gut. Einziger Kritikpunkt: Der Bassist sieht mit seiner Jeansjacke und der Schiebermütze eher wie ein Jazz-Musiker aus.

Wir haben zwar schon Anfang November. Das stört die Schweden von October Tide aber nur wenig. Ihr Melodic Doom Death Metal weist eine starke Nähe zu den deutschen Doom Deathern December Noir auf. Ihr Fronter screamt teilweise wie ein junger Anders Fridén in den frühen In Flames-Jahren. Die Songs sind etwas schneller und härter als die ihrer Vorgänger, aber nicht minder schwermütig. “Twelve Days Of Rain” ist nur einer ihrer von herbstlicher Melancholie getragener Titel. Und ich bin bestimmt nicht der Einzige, der sich im Anschluss am Merchstand einen Tonträger besorgt.

Auch Swallow The Sun haben Tonträger dabei und zwar ausschließlich LP´s.  Als Intro nutzen die Finnen tatsächlich eine verkürzte Version ihres, meiner Meinung nach, sehr gewagten von der gleichnamigen EP stammende  “Lumina Aurea”-Stückes, das für mich sowieso immer wie ein gigantisches Intro zu einem nie darauf folgenden Song klang. Mit “When A Shadow Is Forced Into Light”, dem Titeltrack ihres gleichnamigen neuen Albums, wird der Set dann eröffnet und mit “Lost & Catatonic” nachgelegt.

Frontmann Mikko Kotamäki steht mit langer schwarzer Jacke und übergezogener Kapuze auf der Bühne. Sein Keyboarder und sein Bassist tun es ihm gleich. Ansagen werden mit gesenkter Stimme und nur auf die Songtitel und ein kurzes “Thank You” beschränkt fast schon ins Mikro gehaucht. “Firelights” ist wie der Opener ebenfalls vom aktuellen Langspieleisen. Ein wenig enttäuscht bin ich dann doch über die Tatsache, dass man “Cathedral Walls” mit ins Set nimmt. Nicht, dass dieser Song schlecht wäre, ganz im Gegenteil.

Das Stück wird sehr atmosphärisch mit sakralen Mönchsgesängen eingeleitet. Aber die Tatsache, dass der weibliche Gesangspart komplett vom Band kommt, ist dann schon etwas ernüchternd. “Don´t Fall Asleep” kann das aber wieder gerade rücken. Auch “Clouds On Your Side” und “Upon The Water” sind vom neuesten Schaffenswerk der Finnen. Bei ersterem Song macht die Nebelmaschine fleißig Überstunden, so dass kurzzeitig nur die Silhouetten der Musiker zu erkennen sind.

Mit “Stone Wings” spielt man den fünften und letzten aktuellen Song, bevor “Deadly Nightshade” den offiziellen Teil des Sets, der aus 10 Stücken besteht, davon die Hälfte vom neuen Album, beendet. Das Intro von “Emerald Forest”, der ersten Zugabe, setzt zeitgleich mit dem Verlassen der Musiker von der Bühne ein, so dass die dunkle Atmosphäre, die sich über den gesamten Set ausgebreitet hat, weiter bestehen bleibt.

Mit “Swallow” ist dann endgültig Schluss. Obwohl der Keller des Bastard Clubs mehr als gut gefüllt ist und die Temperatur langsam ansteigt, habe ich das Gefühl, dass die eisige Atmosphäre der Songs dennoch obliegt und es merklich kälter werden lässt – und das ist als Kompliment gemeint.

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